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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Feuerholz, schaute dann wieder mich an und machte wortlos kehrt. Sprachlos beobachteten wir, wie er die Schwingtür zur Küche aufstieß, und einen Moment später hörten wir, wie er die Tür nach draußen zuschlug.
    »Was hast du ihm angetan?«, fragte Nell scharf und warf ihre Serviette hin, um ihm nachzugehen. River berührte sie am Arm, um sie aufzuhalten.
    »Ich gehe«, sagte sie sanft.
    »Nein «, widersprach Nell hitzig. »Wir stehen uns nahe. Ich weiß, was zu tun ist.«
    River schüttelte langsam den Kopf. »Bitte setz dich, Nell. Ich gehe zu Reyn.«
    Nell machte den Mund auf, um noch einmal zu protestieren, aber als sie merkte, wie River sie ansah, überlegte sie es sich anders.
    »Ich kann gehen«, sagte sie wenig überzeugt.
    »Iss dein Frühstück«, wies River sie an und machte sich auf den Weg nach draußen.
    Nell begnügte sich damit, mich anzufunkeln und angewidert den Kopf zu schütteln. Sie murmelte etwas vor sich hin, setzte sich an den Tisch und schüttelte unnötig energisch ihre Serviette auf.
    Jetzt sahen mich alle an. Ich zuckte hilflos mit den Schultern, denn ich hatte keine Ahnung, was los war. Rachel bat Anne, ihr das Brot zu reichen, und allmählich benahmen sich alle wieder normal. Jess und Brynne sammelten das Feuerholz auf und stapelten es ordentlich in den Korb neben dem Kamin. Ich spürte die Blicke von Asher und Solis, aber ich nahm mir mechanisch etwas zu essen und setzte mich ans Ende der Bank neben Jess, der so etwas wie Guten Morgen grunzte. Ich murmelte etwas zur Antwort, während mein Gehirn auf Hochtouren lief.
    Hellblondes Haar wie meines war im Norden weit verbreitet, vor allem in meiner Familie und meinem Dorf. Hatte Reyn das erkannt, die Bedeutung verstanden?
    Eine fiebrige Minute lang dachte ich darüber nach, aber dann wurde mir klar, dass er die vergangenen fünf Wochen dabei zugesehen hatte, wie mein Haaransatz herausgewachsenwar. Oder hatte er wirklich geglaubt, ich hätte in mühevoller Kleinarbeit einen stetig wachsenden blonden Streifen in meine schwarzen Haare gefärbt?
    Also was war los mit ihm?
    Ich musste zur Arbeit, bevor ich es erfahren konnte. Reyn und River tauchten nicht mehr beim Frühstück auf und ich fuhr schließlich in meinem eigenen verbeulten Auto in die Stadt.
    Konzentrier dich auf die Arbeit. Sei in der Gegenwart, lebe im Jetzt. Gedanken um Reyn kannst du dir später machen.
    Auch der alte MacIntyre starrte mein Haar an, verkniff sich aber eine Bemerkung. »Eine neue Lieferung Damenartikel ist gekommen«, bellte er. »Die müssen in dem speziellen Gang eingeräumt werden.« Er funkelte mich an, machte kehrt und stampfte davon. Ich schmunzelte. Das war eine der Veränderungen, die Meriwether und ich vorgenommen hatten. Wir hatten alle ,Damenartikel' in einem Gang zusammengefasst. Während der Umräumaktion hatten wir eine todsichere Methode entdeckt, Old Mac dazu zu kriegen, dass er uns in Ruhe ließ: Wir brauchten nur eine Packung Tampons hochzuhalten und ihn nach dem Preis dafür zu fragen. Ich schleifte die großen Plastikbehälter in unseren speziellen Gang und freute mich schon darauf, Meriwether davon zu erzählen.
    Um die Mittagszeit tauchte plötzlich Dray im Laden auf.
    Ich runzelte die Stirn. »Warum bist du nicht in der Schule?« »Hab schon meinen Abschluss.«
    Ich richtete mich auf, streckte mich und warf einen leeren Karton zurück in die Plastikbox. »Hast du nicht, du lügst.
    Du bist doch nicht älter als sechzehn.«
    »Siebzehn. Und was kümmert es dich? Du gehst doch auch nicht in die Schule, oder? Und wie alt bist du - auch siebzehn?Achtzehn?« Sie runzelte ebenfalls die Stirn und ich sah, dass sie einen Schwangerschaftstest in der Hand hatte.
    Sie bemerkte meinen Blick und reckte das Kinn vor. »Welcher davon ist billiger?«
    Ernst verglich ich alle Preise. »Dieser hier«, sagte ich. Dann kam mir ein Gedanke. »Das Klo ist da vorn.« Ich zeigte denWeg. »Los, mach es gleich.«
    Sie zog sich zurück und wollte schon ablehnen, zögerte dann aber doch.
    »Komm schon«, sagte ich. »Mach es jetzt, solange ich hier bin, statt allein zu Hause.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde bekam ihre harte Fassade einen Riss und ich sah den verängstigen Teenager, der darunter steckte.
    Ihre Angst siegte, sie schnappte sich den Test und steuerte die Kundentoilette an, die wir haben mussten, obwohl sie fast nie jemand benutzte. Wer sie trotzdem dauernd putzen musste? Na, wer

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