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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Augen wie die Nacht, lauter grobe Worte, aber innen -« Er verstummte abrupt. Das waren mehr Emotionen, als er sie in den letzten sechs Wochen gezeigt hatte. Darüber musste ich später nachdenken. Aber jetzt steckten wir mitten in einer Schlacht.
    »Oh, ja«, fauchte ich. Ich hob meine nassen, seifigen Hände mit den abgebrochenen Nägeln und der vom heißen Wassergeröteten Haut und fuhr mir damit durch die ungewaschenen Haare. Während Reyn mich anstarrte, strich ich damit über das dreckbespritzte, nasse und zwei Nummern zu große T-Shirt. »Wer würde darauf nicht abfahren? Ich bin genau das, wovon jeder Kerl träumt.« Für den Bruchteil einer Sekunde hätte ich schwören können, dass in Reyns Augen eine gewisse Wildheit aufblitzte, dass er mich mit echter Gier ansah. Ich dachte hastig oh-oh, aber dann war es auch schon wieder vorbei, und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich es überhaupt gesehen hatte. Ich verhärtete meinen Blick und meine Stimme. »Oh, warte - nein, bin ich doch nicht. Ich bin schwierig, anspruchsvoll, störrisch und egoistisch. Also verzieh dich, solange du noch kannst, du Idiot!« Mittlerweile brüllte ich beinahe und hoffte nur, dass niemand kam, um nachzusehen, was hier los war.
    Reyn atmete schwer und ein Teil von mir fragte sich, ob er jetzt anfangen würde, mit Gegenständen zu werfen oder auf mich loszugehen, aber er beherrschte sich. Mit eisiger Miene tappte er auf Socken vorsichtig über die sauberen Steine, die Stiefel in der Hand, und verschwand durch die Schwingtür, ohne ein weiteres Wort und ohne sich noch einmal umzusehen.
    Durch meine Adern rauschte so viel Adrenalin, dass ich zitterte. Ich war total fertig mit den Nerven und hatte keine Ahnung,was gerade passiert war. Normalerweise schrie ich niemanden an - es gab nichts, das mir so viel bedeutete, dass sich das Anschreien lohnte. Aber Reyn hatte bei mir irgendeinen Nerv getroffen. Und ich bei ihm vielleicht auch. Es schwebte etwas Unausgesprochenes zwischen uns, vermutlich etwas Schlechtes. Aber das würde ich noch herausfinden.
    Was ich jetzt wirklich wollte, war ein Drink, vielleicht ein schöner großer Whisky auf Eis. Ich konnte ihn beinaheschmecken und das Feuer spüren, wenn ich ihn schluckte. Das machte ich nun mal, wenn ich aufgeregt war. Ich dröhntemich zu und suchte mir jemanden, der mich auf andere Gedanken brachte. Dann brauchte ich nichts anderes mehr zufühlen.
    Bisher hatte ich hier noch keinen Alkohol gefunden. Und der Gedanke, allein im Dunkeln loszuziehen, machte mir Angst. Zudem gab es hier niemanden, mit dem ich mich ablenken konnte - vermutlich schliefen schon alle, und außerdem wollte sich eh keiner mit mir einlassen.
    Also saß ich mit mir selbst fest. Mir ganz allein. Wir hatten alle Schmerzen, die brannten wie eine offene Wunde. Versuch, nicht darüber nachzudenken, riet ich mir selbst immer wieder und griff mit zitternden Fingern nach der Scheuerbürste.
    ***
    An diesem Abend kehrte ich so spät in mein Zimmer zurück, dass mein Gute-Nacht-Tee längst kalt war und sich auf derOberfläche ein dünner Film gebildet hatte. Ich trank ihn nicht. Ich ließ nur mein Flanellhemd auf den Boden fallen und kippte ins Bett, sogar zu müde zum Weinen.
    In dieser Nacht träumte ich wieder so wie früher. Schlechte Träume, die halb Traum und halb Erinnerung waren. Ichträumte auch von Dingen, die keine Erinnerungen waren, Dingen, die aussahen, als würde ich sie von oben aus einigerEntfernung beobachten.
    Ich sah meine Truppe, Boz und Innocencio, Cicely und Katy. Sie saßen in einem Wagen und rasten eine dunkle, kurvigeStraße entlang. Sie fuhren viel zu schnell - sie lieferten sich ein Rennen mit einem anderen Wagen, in dem normaleMenschen saßen, wahrscheinlich Teenager. Boz saß am Steuer. Incy sah nicht mehr ganz so verrückt aus wie vorher, aber auch nicht so wie früher. Es war spät und der Mond kaum zu sehen. Beide Autos nahmen die Kurven so schnell, dass sie jedes Mal ins Schlittern gerieten. Boz lag in Führung. Katy saß auf dem Beifahrersitz; Incy und Cicely beobachteten denanderen Wagen durch das Heckfenster. Die vier kamen mir irgendwie grotesk vor - ihre vertrauten Gesichter vonkalkuliertem Wagemut verzerrt. Sie waren zu laut, zu wild, zu rücksichts-und zu verantwortungslos. Noch vor zwei Monaten hatte ich perfekt zu ihnen gepasst.
    Das hier würde böse enden.
    Das Rennen wurde immer gefährlicher. Katy und Incy schrien dem anderen

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