Enthemmt!
wie weitreichend der Betrug wirklich ist. Haben noch andere Leute aus der Stiftung die Hände im Spiel? Ist vielleicht die ganze Stiftung nur ein großer Schwindel?”
“Aber natürlich nicht. Ich war bei den Benefizveranstaltungen. Ich habe die Kinder gesehen, denen schon geholfen worden ist. Und sind Sie sich, was meinen Mann betrifft, wirklich sicher? Er ist ein sehr wohlhabender Mann, das kann ich Ihnen sagen, auch wenn er sich in letzter Zeit mir gegenüber wie ein Dreckskerl benimmt.”
“Pardon?”
“Schon gut.” Ich nippe an dem Cappuccino, der wirklich köstlich schmeckt. Mein Hirn arbeitet nun wieder, und mir fällt ein, dass ich selbst vor Kurzem überlegte, ob Charles etwas im Schilde führte. Weil er, wenn es um Geld ging, immer so ausweichend war.
“Ihr Mann mag vor ein paar Jahren wohlhabend gewesen sein, doch dann hat seine Kanzlei einen schweren finanziellen Schlag einstecken müssen wegen dieser Sammelklage.”
“Die aber jeden Moment eine Menge Geld einbringen müsste.” Wovon die Kanzlei dann einen großen Teil abbekommt. Ich war nie besonders begeistert von Charles Arbeit. Er sagte, er auch nicht, und das sei auch der Grund, warum er den weniger vom Glück Begünstigten etwas zurückgeben wolle, indem er ehrenamtlich bei der Stiftung mitarbeitet.
“… hat Ihnen Ihr Mann gar nichts gesagt?”
Ich hebe bei diesen Worten den Kopf. “Entschuldigen Sie. Ich war gerade in Gedanken. Was sagten Sie?”
“Ich fragte, ob Ihr Mann Ihnen nichts gesagt hat.”
“Was gesagt hat?”
“Die Sammelklage ging vor – oh, ich denke vier Monaten – mit einem Vergleich aus.”
“Wie bitte?”
“Und es wurde sehr viel weniger gezahlt, als die Kanzlei Ihres Mannes erwartet hatte. Nur achthunderttausend Dollar.”
“Wie bitte?”
“Da gab es den Vorwurf der falschen Anwendung und absichtlicher Selbstverletzungen …”
“Aber Charles hat keinen Ton gesagt. Er behauptete, noch immer an dem Fall zu arbeiten.”
“Nun, das stimmt nicht.”
“Das kann ich nicht glauben.” Aber es gibt eine Menge, was ich Charles niemals zugetraut hätte. Er hat mich betrogen und angelogen. Warum also sollte er nicht auch Geld veruntreuen, vor allem nachdem die Sammelklage ein Reinfall war?
“Du liebe Zeit”, rufe ich plötzlich aus. “Marsha Hindenberg. Sie ist die Schatzmeisterin der Stiftung und eine Partnerin der Kanzlei.” Ich starre Dominic an. “Die beiden haben eine Affäre. Sie könnten das gemeinsam angezettelt haben. Sie stellt die Schecks auf diese Scheinorganisationen aus, und er frisiert die Bücher.”
“Genau das vermute ich auch. Vor allem wegen dieser Affäre.”
“Das wussten Sie auch?”
Er nickt.
“Ich wünschte, Sie hätten es mir gesagt. Ich wünschte,
irgendjemand
hätte es mir gesagt.” Sind Charles und Marsha deshalb zusammen? Wegen des Geldes? Oder liebt er sie wirklich?
“Falls es ein Trost ist, es tut mir leid. Ernsthaft.”
Unsere Blicke treffen sich, er sieht mir tief in die Augen, und ein Schauer jagt durch meinen Körper.
Entsetzt über mich selbst packe ich den Kaffeebecher und stürze den Cappuccino herunter wie einen Tequila. Wie in aller Welt kann ich mich in so einem Moment zu einem Mann hingezogen fühlen?
“Nachdem ich Sie nun eingeweiht habe”, fährt Dominic fort, “hoffe ich, dass Sie bereit sind, mir zu helfen.”
“Wie könnte ich Ihnen denn helfen? Und vor allem, warum sollte ich das tun?”
“Ich weiß, dass Sie zuhause ausgezogen sind, und ein Mann, der in der Lage ist, kleine Kinder zu betrügen, muss ein verdammter Mistkerl sein. Entschuldigung.”
“Nein, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben seinen Charakter treffend beschrieben.”
“Ich hoffe, Sie werden mir helfen, weil Ihr Gewissen es Ihnen sagt.”
“Mein Gewissen erzählt mir im Augenblick eine Menge Dinge.” Dominic zieht eine seiner dicken, dunklen Augenbrauen in die Höhe. “Ich meine, bei allem Respekt … aber egal. Was kann ich tun?”
“Die Originalbuchhaltung muss irgendwo sein. Ich vermute, in Ihrem Haus.”
“Und Sie wollen, dass ich sie für Sie finde.”
“Das wäre ideal, ja. Und dann könnten wir uns auch mal in einem anständigen Rahmen treffen. Vielleicht zum Mittagessen. Und uns unterhalten.”
Ich mustere Dominic vorsichtig. Und, Gott helfe mir, er sieht mich mit einem so offenen und leidenschaftlichen Blick an, dass es in meinem Schoß zu pulsieren beginnt.
“Mögen Sie mich?”, höre ich mich fragen. “Oder benutzen Sie
Weitere Kostenlose Bücher