ENTSEELT
mich mit Faethor treffen muss.«
»Aber warum, wenn wir unsere Zielperson jetzt bereits kennen?«, fragte Darcy.
»Wir kennen sie, aber das reicht nicht«, erklärte Harry, als die Schmerzattacke nachließ. »Und wenn Faethor ihn gezeugt hat, ist er wohl derjenige, der am besten weiß, wie man ihn erledigen kann.«
»Es hat sich nichts geändert«, sagte Harry, als sie in dem Wagen, den Manolis ihnen besorgt hatte, auf dem Flughafen ankamen. »Es bleibt alles wie besprochen. Ich reise nach Ploiesti und sehe zu, ob ich etwas von Faethor erfahren kann. Ich werde die ganze Nacht da verbringen und sogar in den Trümmern seiner Villa schlafen, wenn es sein muss. Das ist die einzig sichere Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten, die ich kenne. Und Sandra fliegt heute Abend nach Hause zurück – keine Widerrede! Jetzt, wo dieser Lazarides alias Janos Ferenczy die Kontrolle über Ken Layard gewonnen hat, kann er jede beliebige Person aufspüren. Jeder, der mit mir zu tun hat, ist in Gefahr. Vor allem hier, wo der Vampir einen Heimvorteil hat.«
Er hielt inne und sah jeden der Reihe nach lange an, bevor er fortfuhr: »Darcy, du bleibst bei Manolis. Ihr müsst alles in Erfahrung bringen, was es über Lazarides, über die Lazarus und über seine Mannschaft gibt. Geht zurück bis zum Anfang, da, wo er das erste Mal aufgetaucht ist. Manolis kann uns da von erheblichem Nutzen sein. Da Janos eine griechische Identität angenommen hat, dürfte es für die griechischen Behörden nicht allzu schwer sein, etwas über seine Herkunft und seinen Hintergrund herauszufinden.«
Manolis blickte Harrys Bild im Rückspiegel an, ohne sich umzudrehen. »Da ist noch etwas: Der Kerl hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er hat einen griechischen Pass – und einen rumänischen.«
»Mein Gott«, keuchte Sandra auf. »Harry, er kann sich jederzeit da frei bewegen, wo du dich nur mit größter Vorsicht aufhalten kannst.«
Harry schürzte die Lippen und dachte einen kurzen Moment nach. »Na ja, damit hätten wir vielleicht sogar rechnen sollen. Aber das ändert nichts. Bevor er von meinem Aufenthalt wissen kann und bevor er versuchen kann, mir eine Falle zu stellen, habe ich das Land schon wieder verlassen. Außerdem habe ich gar keine Wahl.«
»Himmel, ich fühle mich so hilflos«, beklagte sich Manolis, während er einparkte und sie ausstiegen. »Eine Stimme in meinem Inneren sagt mir: ›Verhafte dieses Monster sofort!‹ Aber ich weiß, das geht nicht. Wir dürfen ihm keinen Hinweis darauf geben, dass wir ihm auf der Spur sind, bevor wir nicht alles über ihn wissen. Außerdem ist Ken in seiner Gewalt, und ...«
»Vergiss Ken«, unterbrach Harry ihn schroff, als sie auf das Abflugterminal zuschritten. »Es gibt nichts mehr, was wir für ihn tun können.« Er blickte Manolis mit Trauer in den Augen an. »Man kann ihn nur noch vernichten, was eine Gnade für ihn wäre. Aber selbst dann erwarte nicht, dass er dir dafür dankbar ist. Ganz im Gegenteil. Er wird dir eher den Hals umdrehen.«
»Aber du hast völlig recht«, erklärte Darcy Manolis. »Wir können noch nicht gegen Lazarides vorgehen. Wir haben dir ja von Yulian Bodescu erzählt. Im Vergleich zu Lazarides war das ein Waisenknabe, ein Kleinkind. Jedenfalls meint Harry das. Aber als Bodescu erst einmal wusste, dass wir ihm auf der Spur waren ... bis wir ihm endlich den Garaus gemacht hatten, hatten wir alle eine Heidenangst – und das mit gutem Grund.«
»Es ist ja auch alles rein hypothetisch«, meinte Manolis. »Was soll ich denn machen? Soll ich im Verteidigungsministerium anrufen und die auffordern, ein paar Korvetten loszuschicken, um einen Vampir mit seinem Schiff zu versenken? Nein, das geht nicht. Aber wenn die Lazarus wieder anlegt, dann könnte man sich die Mannschaft einen nach dem anderen vornehmen.«
»Wenn du sie einzeln festsetzen und unzweifelhaft als Vampire identifizieren kannst und wenn du eine gute Truppe in der Hinterhand hast, die weiß, was sie zu tun hat, und davor keine Angst hat, ja, dann geht das«, meinte Harry. »Aber auch das könnte Lazarides vorwarnen, und damit etwas auslösen, das du nicht einmal annähern kontrollieren kannst.«
Während Manolis Harry und die anderen zur Abfertigung führte, beschwichtigte der Polizist: »Mach dir keine Sorgen. Ich werde nichts unternehmen, bis ich von dir grünes Licht bekomme. Es ist nur alles so frustrierend ...«
Harry musste nur fünfzehn Minuten warten, bis sein Flug aufgerufen wurde.
Im letzten
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