Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
passierte, nicht zählte.
Seine Hände fanden den Weg zu ihrem BH. Sein Mund lag an ihrer Wange, und sie spürte seinen heißen, vertrauten Atem. Er machte kurzen Prozess und zog ihre Jeans nach unten. Seine geschickten Finger fanden sie, als hätte er nie etwas anderes getan. Ein wenig damenhaftes Grunzen entschlüpfte ihren Lippen. Sie wurde schwach, so überwältigend war die Lust, die seine Berührung bei ihr auslöste. Sie sank gegen die Mauer und hantierte an seinem Hosenverschluss, einem komplizierten Metallhaken. Endlich hatte sie sein Glied in der Hand, ein zutiefst vertrautes Gefühl. Das lustvolle Vorspiel dauerte jedoch nicht so lange, wie sie es sich gewünscht hätte. Ohne ein Wort zu verlieren, drehte er sie um, schob ihr zartes Höschen weg und drang in sie ein.
Er war mit einer ungewöhnlichen Heftigkeit zugange, aber ihre Verbindung zu ihm war abgerissen, als er sie zur Wand gedreht hatte. Sie lauschte, ob sie das Wasser wieder hörte, aber es war verschwunden wie der Nervenkitzel seiner Verführung. Sie stützte sich gegen die rauen Ziegel und federte seine Stöße mit den Händen ab. Es dauerte nicht lange, und ihre Beine zitterten. »Gordon, langsam. Mach einen Augenblick Pause.«
Gordon hörte sie nicht. Er schien keine Pause einlegen zu wollen. Drei oder vier kräftige Stöße später richtete er sich auf und seufzte tief.
»Scheiße. Tut mir leid. Jetzt ist es passiert«, sagte er. In der Grabesstille hallte sein rasches Atmen von den Wänden wider.
Er zog sich zurück, ohne sie auf andere Weise zu befriedigen, obwohl er seinen Fauxpas leicht hätte gutmachen können. Sie hatte nicht das Gefühl, dass er sie besonders liebte, denn irgendwie hatte er sich untypisch verhalten, mechanisch. So viel zu seiner Behauptung, er sei seit Wochen »verrückt vor Sehnsucht«. Sie brachten ihre Kleidung wieder in Ordnung.
»Und was sollte das Ganze?«, fragte sie, wohl wissend, dass er verstand, worauf sie anspielte.
»Ich war vermutlich nervös.«
»Du? Nervös?« Sie lachte.
Er berührte ihre Wange. »Weißt du, ich glaube, ich bin nun bereit, nur für dich da zu sein. In Gedanken war ich ständig bei dir … Ich war aufrichtig, als ich sagte, dass ich dich liebe.«
Sie lächelte ihn in der Dunkelheit an. »Nun verstehe ich, dass du nervös warst. ›Nur für mich!‹ Der Gedanke muss dich ja erschrecken. Bist du sicher, dass es nicht am Alkohol liegt?«
Er wand sich. »Nein, ich glaube, ich meine es ehrlich.«
Eigentlich hätte sie sich freuen sollen. Insgeheim hatte sie seine Gesellschaft vermisst. Aber irgendetwas störte sie. »Gut, dann lass uns sehen, wie es läuft, ja? Verabreden wir uns für dieses Wochenende und unternehmen etwas, das uns Spaß macht. Einen Ausflug oder dergleichen.«
»Am Wochenende kann ich leider nicht, Madeleine.«
Gütiger Gott, warum gebe ich mich damit noch ab?, dachte sie und suchte in dem Geröll auf dem Boden nach ihrer Handtasche. »Und warum kannst du nicht, Gordon?«
»Ich bin unterwegs.«
»Okay, unterwegs. Und mit wem?«
»Das wirst du nicht gern hören. Ich fahre für drei Wochen mit jemandem in den Urlaub nach Thailand – am Freitag. Ich sage es dir lieber gleich.«
»Gleich? Von gleich kann doch wohl nicht die Rede sein, du Schuft! Jetzt, hinterher, rückst du damit heraus. Was für eine Gemeinheit. Das war sogar noch unter deinem sonstigen Niveau.«
»Madeleine, nun komm schon. Ich kann den Urlaub nicht absagen. Es wäre ihr gegenüber nicht fair. Aber wenn ich zurückkomme, gebe ich ihr den Laufpass.«
Sie konnte ihn kaum erkennen, aber er stand da und erläuterte seine Pläne, als wäre sein Vorhaben völlig einleuchtend, ja als müsse es so sein. In ihren Augen verdiente er keine Antwort mehr. Sie machte auf dem Absatz kehrt und stieg rasch die Kellertreppe hinauf.
»Denk darüber nach«, rief er hinter ihr her. »Aber lass das mit den Rasierklingen, ja?«
In der frischen Nachtluft kam ihr Rosaria in den Sinn. Sie könnte Mama fragen, wie man den gefürchteten Pedrote beschwor. Oder Mama könnte ihr helfen, Gordon zu verzaubern, so dass sein selbstgefälliges Glied schwarz werden, schrumpfen und schließlich abfallen würde.
Sie war so wütend, dass die Vorstellung sie noch nicht einmal erheiterte. Ihr Zorn löschte jede andere Gefühlsregung aus, und sie hatte keine Angst mehr, allein nach Hause gehen zu müssen. Dennoch pochte ihr das Herz bis zum Hals, als sie eine leichte Bewegung auf der anderen Straßenseite wahrnahm. Dort
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