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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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entfernt ist!
     

    Der Ballon wurde schlaffer und schlaffer. (S. 156.)
     
    »Erinnern Sie sich der Schlacht bei Fleurus? fuhr mein Begleiter fort, und seine Züge belebten sich mehr und mehr. Für diesen Kampf organisirte Coutelle auf Befehl der Regierung eine Compagnie von Luftschiffern. Bei der Belagerung von Maubeuge schöpfte der General Jourdan so große Vortheile aus dieser neuen Beobachtungsweise, daß Coutelle sich täglich zwei Mal mit dem General in die Lüfte erhob; die Correspondenz zwischen dem Aëronauten und den Leuten, die den Ballon festhielten, wurde mittels kleiner weißer, rother und gelber Fähnchen bewirkt. Ost feuerte man Kanonen-und Flintenschüsse auf den Ballon ab, wenn er emporstieg, jedoch immer ohne Erfolg. Als Jourdan sich anschickte, Charleroi zu belagern, begab sich Coutelle in die Nähe der Festung, stieg von der Ebene von Jumet auf und blieb sieben bis acht Stunden mit dem General Morlot auf dem Observationsposten was jedenfalls viel dazu beitrug, uns bei Fleurus den Sieg zu verschaffen, auch proclamirte General Jourdan laut, welche Hilfe ihm die aëronautischen Beobachtungen gewährt hätten. Nun! Trotz aller Dienste, die bei dieser Gelegenheit und während des belgischen Feldzuges die Luftschifffahrt leistete, endigte ihre militärische Laufbahn noch in demselben Jahre, da sie begonnen, und die von der Regierung gegründete Schule zu Meudon wurde von Bonaparte geschlossen, als er aus Aegypten zurückkehrte! ›Was hätte Alles aus diesem eben erst geborenen Kinde werden können!‹ hat damals Franklin geäußert. Es hätte nicht erstickt werden dürfen!«
    Der Unbekannte bedeckte sein Antlitz mit beiden Händen und sann einige Augenblicke nach. Dann sagte er, ohne den Kopf nach mir zu wenden:
    »Sie haben die Klappe geöffnet, mein Herr, trotzdem ich es Ihnen verboten hatte!«
    Ich ließ das Seil fahren.
    »Glücklicherweise haben wir noch dreihundert Pfund Ballast, bemerkte er.
    – Welche Pläne haben Sie noch? fragte ich nunmehr.
    – Sind Sie noch nie über See gefahren?« gab er mir als Antwort zurück.
    Ich fühlte, wie ich erbleichte.
    »Es ist verdrießlich, daß wir nach dem Adriatischen Meere hingetrieben werden, fügte er hinzu, das ist nur ein Bach! Vielleicht finden wir aber weiterhin andere Luftströmungen!«
    Und ohne mich auch nur mit einem Blick zu befragen, entlastete er den Ballon um mehrere Sandsäcke. Dann rief er mit drohender Stimme:
    »Ich habe zugelassen, daß Sie die Klappe öffneten, weil die Ausdehnung des Gases den Ballon zu sprengen drohte; versuchen Sie dergleichen aber nicht noch einmal!«
    Dann nahm er seinen Vortrag wieder auf.
    »Sie kennen zweifelsohne die von Blanchard und Jefferies ausgeführte Ueberfahrt von Dover nach Calais! Herrlich! Ihr Ballon wurde am 7. Januar 1785 bei Nordwestwind auf der Küste von Dover mit Gas geschwellt; ein Fehler im Gleichgewicht zwang sie, bald nach dem Aufsteigen ihren Ballast bis auf dreißig Pfund auszuwerfen, wenn sie nämlich nicht zurückfallen wollten. Dies war entschieden zu wenig, und da der Wind nicht sehr frisch war, rückten sie nur sehr langsam nach der französischen Küste vor. Außerdem wurde der Ballon allmälig durch die Undichtigkeit seines Gewebes schlaff, und so merkten die Reisenden bereits nach anderthalb Stunden, daß er fiel.
    Was sollen wir machen? fragte Jefferies.
    Wir haben erst den vierten Theil unseres Weges zurückgelegt und sind in sehr geringer Höhe, meinte Blanchard. Vielleicht treffen wir einen günstigeren Wind an, wenn wir steigen.
    So wollen wir auswerfen, was uns noch an Ballast geblieben ist!«
    »Der Ballon gewann durch diese Operation an aufsteigender Kraft, begann aber alsbald wieder zu fallen. Als die Aëronauten die Hälfte ihres Weges hinter sich hatten, mußten sie ihre Bücher und Werkzeuge über Bord werfen. Eine Viertelstunde später fragte Blanchard nach dem Stande des Barometers.
    Er steigt! wir sind verloren, und doch liegt die französische Küste vor unseren Augen!
    Ein lautes Geräusch ließ sich vernehmen.
    Ist der Ballon zerrissen? fragte Jefferies.
    Nein, aber der Verlust des Gases hat seinen unteren Theil erschlafft; wir fallen immer mehr, wir sind unrettbar verloren! Herunter mit allen unnöthigen Dingen!«

    »Der Mundvorrath, die Ruder und das Steuer wurden in’s Meer geworfen. Die Aëronauten schwebten nur noch etwa hundert Meter hoch über dem Wasserspiegel.
    Wir steigen wieder, sagte der Doctor.
    Nein, dieser Aufschwung wird nur durch die

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