Es geschah in einer sternenklaren Nacht - Baccara Bd 1599
was ist mit deinen Brüdern?“, fragte Jewel.
„Sie sind generell ein bisschen zurückhaltender, weil sie sich Sorgen um mich machen. Ich fürchte, es ist schon fast Familientradition, dass wir uns gegenseitig die Hochzeit ruinieren“, antwortete er trocken.
Jewel wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Dann rang sie sich zu einem Lächeln durch. „Wenigstens bist du ehrlich, das finde ich gut. Dann mache ich mich schon mal nicht zum Narren.“
Periklis zuckte die Achseln. „Es gibt keinen Grund, schüchtern zu sein. Du wirst meine Frau, und allein deshalb verdienst du Respekt. In meiner Familie ist Theron übrigens das Weichei. Er wird dir schon bald aus der Hand fressen.“
Jemand aus Periklis’ Familie sollte ein Weichei sein? Das konnte sich Jewel beim besten Wil len nicht vorstellen.
„Bist du bereit?“, fragte er und strich aufmunternd über ihre Schultern. „Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zur Zeremonie, und ich möchte dich den anderen noch vorstellen.“
Jewel atmete tief durch und nickte Periklis zu. Hand in Hand gingen sie nach unten. Am Fuß der Treppe hörte Jewel Stimmengemurmel aus dem Wohnzimmer. Das flaue Gefühl in der Magengrube verstärkte sich, und das Baby strampelte wie verrückt. Es spürte Jewels Aufregung.
Dann endlich erhaschte Jewel den ersten Blick auf die Anetakis-Familie. Die beiden Männer waren unverkennbar Periklis’ Brüder. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Wie er waren beide groß und dunkelhaarig, hatten aber hellere, fast goldfarbene Augen. Die beiden Frauen dagegen hätten unterschiedlicher nicht sein können.
Als Jewel und Periklis den Raum betraten, blickten die vier auf. Periklis’ Brüder musterten Jewel zurückhaltend, während beide Frauen sie freundlich anlächelten. Das war immerhin schon mal ein Anfang.
„Komm, ich mache dich mit ihnen bekannt“, murmelte Periklis.
Erneut nahm er ihre Hand.
„Jewel, das sind mein ältester Bruder Yan nis und seine Frau Marley. Ihr Sohn Dimitri ist heute bei seiner Nanny.“
Jewel lächelte. „Es freut mich, euch kennenzulernen.“
Marley erwiderte das Lächeln, ihre blauen Augen funkelten. „Wir freuen uns auch, Jewel. Willkommen in der Familie. Wann kommt das Baby?“
Schüchtern lächelte Jewel. „Ich bin Anfang des sechsten Monats.“
„Hallo, Jewel“, begrüßte nun auch Yan nis sie mit erstaunlich tiefer Stimme.
Jewel schluckte und nickte ihm zu. Es war alles so beängstigend. Drei Anetakis-Brüder auf einmal, wie sollte sie das verkraften?
Periklis deutete auf das zweite Paar. „Das sind mein Bruder Theron und seine Frau Bella.“ Sein Gesichtsausdruck wurde merklich weicher, als er eine Hand auf Bellas Arm legte. Bella zwinkerte ihm kurz zu und wandte sich dann an Jewel.
„Wir freuen uns, dich kennenzulernen, Jewel“, sagte sie und versuchte, Theron möglichst unauffällig anzustupsen. „Nicht wahr, Theron?“
„Natürlich, meine Liebe“, erwiderte er spöttisch. Hatte er eben noch Jewel kühl gemustert, war alle Ernsthaftigkeit gewichen, sobald er seine Frau ansah. „Willkommen in der Familie, Jewel“, sagte er schließlich. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir zur Hochzeit mit meinem Bruder gratulieren oder doch lieber mein Beileid aussprechen soll.“
Seine Bemerkung brachte Jewel zum Lachen, und Periklis tat empört.
„Hast du dich jetzt genug über mich lustig gemacht? Ich würde gerne noch mit euch anstoßen. Der Pfarrer wird jeden Moment hier sein“, erwiderte er und holte eine Flasche Champagner aus der Hausbar. Er drückte jedem ein Glas in die Hand und entkorkte die Flasche mit geübtem Griff.
Beim Einschenken ließ er Jewels Glas aus und füllte es anschließend mit Mineralwasser. Dankbar lächelte Jewel ihn an.
Yannis räusperte sich. „Auf eine lange und … glückliche Ehe“, sagte er nach einer kurzen Pause.
Feierlich hoben die Gäste die Gläser, und einen Augenblick lang wünschte sich Jewel, dass es wahr wäre. Dass sie und Periklis wirklich verliebt wären und voller Freude ihr erstes gemeinsames Kind erwarteten.
Bilder von Weihnachtsfeiern, Geburtstagen und Familienzusammenkünften geisterten durch Jewels Kopf. Bilder einer wilden, lauten Familie, die fest zusammenhielt.
Es ist Zeit, diesem Traum Lebewohl zu sagen und stattdessen der bitteren Wahrheit ins Auge zu blicken, rief sich Jewel zur Ordnung und war den Trä nen nahe. In einem verzweifelten Ver such, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, stürzte sie das Was ser in einem Zug
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