Es muß nicht immer Kaviar sein
verhaftet«, sagte er.
Die Vermutung erwies sich als richtig. Vor der Tür stand ein Gendarmerieoffizier mit zwei Landgendarmen. »Ziehen Sie sich an, und kommen Sie mit«, sagte er.
»Warum?«
»Sie sind ein deutscher Spion.«
»Was bringt Sie zu dieser Annahme?«
»Sie haben gestern ein verdächtiges Telefongespräch geführt. Die Überwachung hat uns benachrichtigt. Der Portier hat Sie beobachtet. Versuchen Sie also nicht zu leugnen.«
Thomas sagte zu dem Gendarmerieoffizier: »Schicken Sie mal Ihre Leute raus, ich muß Ihnen etwas mitteilen.«
Die Polizisten verschwanden.
Thomas zeigte den Ausweis und den Paß, die er von Jupiter erhalten hatte. Er sagte dazu: »Ich arbeite nämlich für den französischen Geheimdienst.«
»Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein? Noch dazu mit so lächerlich schlecht gefälschten Papieren! Los, ziehen Sie sich an!«
8
Als Thomas Lieven am späten Nachmittag des 31. August 1939 in der ehemaligen Festung Belfort an der Savoureuse eintraf, fuhr er mit einem Taxi durch die kleine Altstadt, am Place de la République und am Denkmal der »Drei Belagerungen« vorbei, sofort ins »Hôtel du Tonneau d’Or«. Er war korrekt gekleidet wie immer. An der Weste glänzte die goldene Kette der alten Repetieruhr.
Oberst Siméon wartete in der Hotelhalle auf ihn. Er trug nun eine Uniform und sah trotzdem noch ebenso sympathisch aus wie in Zivil.
»Mein armer Lieven, es tut mir ja so leid, was die idiotische Gendarmerie Ihnen angetan hat! Als Mimi mich endlich am Telefon erreichte, habe ich die Verantwortlichen entsprechend zusammengebrüllt. Doch jetzt kommen Sie, General Effel wartet schon. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Mein Freund, Ihre Feuertaufe steht bevor.«
Eine Viertelstunde später saß Thomas Lieven im Arbeitszimmer des Generals im Gebäude des französischen Generalstabs.
Alle vier Wände des spartanisch eingerichteten Büros wurden verdeckt durch Generalstabskarten von Frankreich und Deutschland. Weißhaarig, groß und schlank schritt Louis Effel vor Thomas Lieven auf und ab, die Hände auf dem Rücken. Thomas hatte an einem Kartentisch Platz genommen. Siméon saß neben ihm.
Sonor ertönte des Generals Stimme: »Monsieur Lieven, Oberst Siméon hat mir über Sie berichtet. Ich weiß, daß ich einen unserer Besten vor mir habe.«
Menu • 31. August 1939
Dieses Menu warf die Geldpolitik Frankreichs um.
Schneckensuppe
Sauerkraut mit Fasan und Austern
Zitronenschaumcreme mit flambierten Kirschen
Schneckensuppe:
Reinigung der Schnecken: Man koche sie eine Stunde in Salzwasser, ziehe sie mit einer Gabel aus dem Häuschen, nehme das schwarze Häutchen fort, bestreue sie mit einer Handvoll Salz, damit der Schleim sich löst, wasche sie drei- bis viermal durch und drücke sie gut aus, daß kein Wasser darin bleibt. – Nun nehme man etwa vierzig derart gereinigte Schnecken, koche sie in Fleischbrühe weich, nehme sie heraus, hacke zwei Teile davon ganz fein, dämpfe sie in Butter, gieße so viel Fleischbrühe darüber, wie zur Suppe nötig ist, lasse sie mit etwas Muskatnuß mehrmals aufkochen, rühre mit drei Eidottern ab und richte die Suppe mit gerösteten Weißbrotschnitten und dem Rest der ganzen Schnecken ab.
Sauerkraut, Fasan, Austern:
Der Fasan wird wie zum Braten präpariert. Dann drücke man zwei Pfund Sauerkraut leicht aus und gebe es in eine Kasserolle. Nun kommt halb Weißwein und halb Wasser darüber, bis das Kraut bedeckt ist. Ein Stück Schweinespeck und eine geriebene Zwiebel kommen dazu. Nun muß das Kraut eine Stunde kochen; alsdann lege man den Fasan hinein und lasse ihn eine Stunde schmoren. Wenn er weich ist, nehme man ihn heraus und binde das Sauerkraut mit etwas Béchamel-Sauce. – Die Austern befreie man von den Bärten, trockne sie mit einem Tuche ab und bestreue sie einzeln mit Salz und Pfeffer, wälze sie in Mehl, paniere sie mit Ei und Semmelbrösel, backe sie in klarer Butter rasch hellbraun. – Der Fasan wird in Stücke geschnitten, in der Mitte der Platte angerichtet und mit einem Kranz Sauerkraut und einem Kranz Austern umgeben.
Zitronenschaumcreme mit flambierten Kirschen:
Für vier Personen nehme man vier Zitronen, schneide sie in dicke Scheiben und koche sie mit Zucker auf. Dieser Extrakt wird mit etwas Mondamin gebunden, und wenn er erkaltet ist, durch ein Sieb passiert. Unter die Masse werden fünf steifgeschlagene Eiweiß gezogen, dann wird alles in Sektgläser gefüllt. – Dann nehme man eingemachte Kirschen,
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