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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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schon ein paar fixe Knaben in der Branche. Ich erinnere mich an die Geschichte …« Er hatte natürlich keine Ahnung von der Geschichte. Aber sein Instinkt sagte ihm: Hier mußte etwas Fürchterliches passiert sein! Gespielt harmlos überlegte er: »Warten Sie mal, wie hieß der Mann doch gleich?«
    »Lieven, Thomas Lieven! Leitstelle WBK Köln. Er zeigte mir zuletzt seinen Ausweis. Thomas Lieven! Werde den Namen nie vergessen!«
    »Lieven, natürlich. Das ist auch ein Name, den man sich merken muß!« Canaris winkte eine Ordonnanz heran und nahm zwei Gläser voll Champagner von einem schweren Silbertablett. »Kommen Sie, lieber General, trinken wir noch einen Schluck. Setzen wir uns in diesen Alkoven. Erzählen Sie mir mehr von Ihrer Begegnung mit Freund Lieven. Ich bin gern stolz auf meine Leute …«
    7
    Unbarmherzig schrillte das Telefon. Schweißgebadet fuhr Major Fritz Loos in seinem Bett hoch. Immer diese Aufregungen, dachte er schlaftrunken. Sauberuf, den ich habe!
    Endlich fand er den Schalter der Nachttischlampe, endlich hatte er den Hörer am Ohr. Er krächzte: »Loos!«
    In der Leitung knisterte und krachte es: »Führungsblitzgespräch aus Paris. Verbinde mit Herrn Admiral Canaris …«
    Bei dem letzten Wort zuckte ein stechender Schmerz durch des Majors Leib. Die Galle, dachte er bitter. Na fein. Also das auch noch.
    Dann hörte er eine bekannte Stimme: »Major Loos?«
    »Herr Admiral?«
    »Hören Sie mal, da ist eine ungeheure Schweinerei passiert …«
    »Schweinerei, Herr Admiral?«
    »Kennen Sie einen gewissen Thomas Lieven?«
    Der Hörer entglitt der Hand des Majors und fiel auf die Bettdecke. Die Membrane quakte. Aufgeregt nahm Major Loos den Hörer wieder ans Ohr und stammelte: »Jawohl, Herr Admiral, kenne den – den Namen …«
    »Sie kennen also den Kerl? Haben Sie ihm einen Abwehrausweis gegeben?«
    »Jawohl, Herr Admiral!«
    »Warum?«
    »Er … Lieven wurde von mir angeworben, Herr Admiral. Aber es – es hat nicht funktioniert … Er ist verschwunden. Ich habe mir bereits Sorgen gemacht …«
    »Mit Recht, Major Loos, mit Recht! Nehmen Sie den nächsten Zug, das nächste Flugzeug. Ich erwarte Sie im ›Hôtel Lutetia‹! So bald wie möglich, verstanden?«
    Das »Hôtel Lutetia« am Boulevard Raspail war das Hauptquartier der militärischen Abwehr Paris.
    »Jawohl, Herr Admiral«, sagte Major Loos ergeben. »Ich komme, so schnell ich kann. Was – wenn ich Herrn Admiral fragen darf –, was hat der Kerl denn angestellt?«
    Canaris sagte, was der Kerl angestellt hatte. Major Loos wurde bleich und bleicher. Zuletzt schloß er die Augen. Nein, nein, nein, das ist doch nicht möglich! Und ich bin an allem schuld …
    Die Stimme aus Paris dröhnte wie eine der Posaunen von Jericho: »… Der Mann besitzt Listen mit den Namen, Adressen und Erkennungszeichen aller französischen Agenten! Wissen Sie, was das bedeutet? Der Mann ist lebenswichtig und lebensgefährlich für uns! Wir müssen ihn kriegen, koste es, was es wolle!«
    »Jawohl, Herr Admiral, ich nehme meine fähigsten Leute …« Kriegerisch richtete sich Major Loos im Bett auf. Das Nachthemd verwischte die eindrucksvolle Pose. »Wir kriegen die Listen. Wir machen den Mann unschädlich. Und wenn ich ihn persönlich niederknallen muß …«
    »Sie sind wohl wahnsinnig geworden, Major Loos!« sagte die Stimme aus Paris sehr leise. »Den Mann will ich lebend haben! Der ist viel zu gut zum Erschießen!«
    8
    20. August 1940, 02 Uhr 15:
     
     – achtung ssg – achtung ssg – dringlichkeit römisch eins – von chef abwehr – an alle dienststellen geheime feldpolizei frankreich – gesucht wird deutscher staatsangehöriger thomas lieven  – 30 jahre alt – schlank – schmales gesicht – dunkle augen – kurzgeschnittenes, schwarzes haar – elegant zivil gekleidet – spricht fließend deutsch, englisch, französisch – besitzt echten ausweis der deutschen abwehr, ausgestellt von major fritz loos, wbk köln – echten reisepaß deutsches reich nr 54 32 3 11 serie c – falschen amerikanischen diplomatenpaß auf den namen william s. murphy – gesuchter verließ paris am 15. juni 1940 in schwarzem chrysler mit cd-zeichen und amerikanischer flagge auf dem dach – besaß passierschein, ausgestellt von general erich von felseneck – reiste in begleitung einer jungen französin und eines franzosen – gesuchter im besitz wichtigster feinddokumente – fahndung sofort aufnehmen – informationen und

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