Es war einmal eine Familie
daß Fanny jedes Jahr vor Lag ba-Omer einen heftigen Asthmaanfall bekam, ihr Haus im Viertel verließ und in ein Erholungsheim der Krankenkasse fuhr, zusammen mit allen anderen Nachbarn, von denen man sagte, sie hätten in ihrem Leben schon mehr als genug Feuer gesehen.
Als die Lag-ba-Omer-Feier 1966 näher rückte, überredete Roni Pe’er, den Stotterer, sich an diesem Abend gemeinsam mit ihm vom Lagerfeuer der Klasse wegzuschleichen und das Buffet zu verbrennen, von dem Fanny sowieso wollte, daß es verbrannte, und dann, versprach er Pe’er, würden sie beide die Goldmedaille gewinnen.
Am Abend des Festes füllte sich der Schulhof mit winzigen Lagerfeuern.
Die Kinder, die ihre Flammen mit Petroleum und Brettern anfachen wollten, wurden von den wachsamen Eltern daran gehindert. Nur Roni und Pe’er entwischten den aufmerksamen Blicken und steckten am Rand des Schulhofs ungehindert das Buffet in Brand. Schon zu Beginn des Abends hatten alle gewußt, daß Roni und Pe’er den Preis gewinnen würden.
Nach Mitternacht, als unsere Lagerfeuer schon gelöscht waren und alle sich anschickten, nach Hause zu gehen, war Sarkas Aufschrei zu hören: »Hilfe! Feuer! Das Viertel brennt!«
Die Eltern und die Kinder drehten sich um und sahen, daß Ronis und Pe’ers Lagerfeuer nicht ausgehen wollte, die Flammenbreiteten sich aus, ergriffen den Zaun der Schule und wurden vom Wind auf die nahe Autobushaltestelle zugetrieben.
Trotz der späten Stunde und trotz der Panik faßten sich die Bewohner des Viertels.
Die alte Soscha kam mit einem Eimer Wasser, Dorka erschien mit einem Schlauch und suchte nach einem Wasserhahn.
Mirjam, Itta und Chava kämpften mit Decken und Sand gegen die Flammen und verfluchten Fannys Buffet, das sich nicht ergeben wollte, und meine Mutter, die mich fest an der Hand hielt, flüsterte trocken: »Es brennt gut, man sieht, daß es ein deutsches Buffet ist.«
Die Feuerwehr kam mit lautem Sirenengeheul angefahren, und mit ihren Schläuchen hatte sie die Flammen bald gelöscht.
Obwohl das Feuer nun aus war, hing noch lange Rauch und Brandgeruch in der Luft, und an der Stelle, wo das Feuer gebrannt hatte, glomm noch die Glut auf der schwarzen Erde. Herr Schatz, der Direktor, stand blaß und bestürzt neben den Resten des Feuers. Die Menschen auf dem Schulhof schauten ihn vorwurfsvoll an, und meine Mutter konnte sich nicht zurückhalten und empfahl Direktor Schatz, bei dieser feierlichen Gelegenheit doch Roni und Pe’er die Medaille für ihr Lagerfeuer und ihren Heldenmut zu überreichen.
Herr Schatz verkündete verlegen und mit lauter Stimme, der Wettbewerb sei abgesagt, aber der enttäuschte Roni gab nicht klein bei. »Ich brauche Ihren Preis nicht!« schrie er. »Ich werde sowieso einen Orden vom Generalstabschef bekommen!«
»Soldaten«, rief Roni zu Beginn der Siegesfeier, die nach dem Sechstagekrieg in der Schule abgehalten wurde, »seid gesegnet, Soldaten, und gesegnet sei Israels Verteidigungsarmee, die uns Leben und Erhaltung gegeben hat und uns diese Zeit erreichen ließ.«
Im Schulflur hängte Roni Bilder von allen Generälen auf, undder Schulbücherei spendete er alle Zeitungen, die über den Sieg berichtet hatten, und alle Bildbände, die diesen Krieg verherrlichten, und auf seinen Schreibtisch zu Hause stellte er Pappmodelle von Mirage-Flugzeugen.
Während sein Vater den Garten goß, lehnte Roni am Stamm des Mispelbaums und deklamierte laut die berühmte Rede von Gorodish, dem General, den er am meisten bewunderte. »Wir haben dem Tod ins Auge gesehen, und er hat den Blick gesenkt. Denn als Juden haben wir gekämpft. Für unser Leben haben wir gekämpft. Voller Zorn haben wir gekämpft.« Und Joschi schaute durch ihn hindurch und goß schweigend weiter seine Blumen.
An einem Abend, gegen Ende unserer Schulzeit, ging Roni mit Racheli und Chemda aus, sie liefen durch die dunklen Straßen von Jaffa.
»He, ihr Püppchen«, riefen ein paar Rowdys, die dort auf einem Geländer saßen, und einer von ihnen zwickte Chemda in den Po.
Roni versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. »Im Krieg verhalte dich wie im Krieg«, sagte er stolz zu den Mädchen. Sie gingen weiter, doch nach wenigen Schritten stürzten sich die Rowdys auf ihn. Roni versuchte den Schlägen auszuweichen, rutschte aus, und eine Eisenstange spaltete seine Stirn.
Sein Leben war in Gefahr.
Nach einigen Monaten wurde Roni aus dem Krankenhaus entlassen, mit einem großen Loch in der Stirn und verminderter Denkfähigkeit.
Er
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