Eternal Riders: Ares (German Edition)
Kynan. »Du tötest den Wirt, aber dein Siegel bricht nicht.«
Ares bekam keine Luft mehr. Endlich hatte er einen Weg gefunden, um die Welt zu retten, zumindest zeitweise, und dann war er nicht akzeptabel. Auf gar keinen Fall.
»Passt gut auf, Aegi«, sagte Than. »Pestilence hat einen Preis auf tote Wächter ausgesetzt, also seid immer schön vorsichtig.«
»Euer Bruder ist ein richtiges Arschloch.« Kynan blickte erneut Ares an. »Ich melde mich wieder. Enttäusch uns nicht.« Mit diesen Worten verließ Kynan sie.
Ares sah zu Harvester hinüber, aber der gefallene Engel war verschwunden.
Wie betäubt kehrte er in Caras Zimmer zurück. Seine Hand, die den Dolch hielt, zitterte, und er hasste sich selbst dafür. Das verdammte Ding war schwerer als in seiner Erinnerung. Kynan hätte ihm ebenso gut einen Amboss überreichen können. Limos und Thanatos stellten sich neben ihn und starrten die Waffe an, als wäre sie eine giftige Schlange.
»Wir werden ihn nicht gegen Reseph einsetzen«, sagte Than.
Ares’ Hand zuckte so stark, dass er die Waffe um ein Haar fallen gelassen hätte, als er zu seinem Bruder herumfuhr. »Verdammt, Thanatos. Das ist meine Entscheidung. Er hat meiner Frau wehgetan, und ich werde tun, was ich tun muss.« So viel zum Thema » Sie ist nicht meine Gefährtin «. Er hatte gegen seine Gefühle gekämpft, aber jeder General, der etwas taugte, wusste, wann es an der Zeit war, die Waffen niederzulegen und aufzugeben. Und es war an der Zeit.
Thans Miene war düster, seine Stimme so nüchtern, wie Ares sie noch nie gehört hatte. »Schließt das auch ein, den Menschen zu töten?«
»Limos«, sagte Ares mit einer Stimme, die so kalt war wie die Winter an dem Ort, an dem Than lebte. »Schaff ihn hier raus, bevor ich … schaff ihn einfach hier raus.«
Li zog ihren Bruder aus dem Zimmer, aber nicht, ehe Than Ares einen um Verzeihung heischenden Blick zugeworfen hatte. Obwohl Ares vor Wut fast erstickte, wusste er, dass sein Bruder ihn nicht verletzen wollte. Reseph war seit fünftausend Jahren ihr Bruder. Den Menschen kannten sie erst seit ein paar Tagen. Wenn man das gegeneinander aufrechnete, ergab sich, dass sie die Familie retten sollten, wenn möglich.
Vermutlich würde Ares genau dasselbe denken, wenn die Lage umgekehrt wäre. Und auch wenn Ares’ Gehirn so nahe bei Cara nicht hundertprozentig funktionierte, sein strategisches Denken eingeschlossen, begriff sogar er, dass der Versuch, Pestilence zu töten mit großen Risiken behaftet war. Bei Cara hingegen … keinerlei Risiko. Außer für Ares.
»Ares.« Er holte tief Luft, um sich gegen das zu wappnen, was jetzt kam, und wandte sich zu Cara um. Ihre wunderschönen Augen waren die einer Kriegerin und wussten viel zu viel. »Was hat Thanatos damit gemeint, als er davon sprach ›den Menschen‹ zu töten?«
Nie zuvor hatte Ares größeres Verlangen gespürt, seinen Bruder zu verprügeln. Auf einmal schmerzte seine Hand – er hatte den Dolch so fest umklammert, dass er durch das Leder hindurch in sein Fleisch geschnitten hatte.
»Ares. Sag’s mir.«
Es folgte angespannte Stille. Schließlich begann er zu sprechen. »Es gibt einen Weg aus unserem Dilemma«, er verschränkte seine Finger mit ihren. »Eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass mein Siegel nicht zerbrechen kann, bis nicht eins der anderen bricht. Wenn ich dich mit diesem Dolch töte, bleibt mein Siegel intakt, und Pestilence hat keinerlei Möglichkeit, mich auf die Seite des Bösen zu ziehen.«
»Bis ein weiteres Siegel bricht.« Cara zögerte nicht. »Töte mich.«
Ares trat zurück. »Nein«, flüsterte er verzweifelt. »Ich kann nicht.«
»Du musst.« Eine Träne rann ihr über die Wange. »Du weißt, dass du es tun musst. Ares, ich sterbe. Es wird geschehen. Du hast die Chance, die Apokalypse aufzuhalten oder zumindest hinauszuzögern, während ihr einen Weg findet, euren Bruder aufzuhalten.«
»Cara … «
»Aber nicht hier. Bring mich nach Hause. Und liebe mich ein letztes Mal.«
»Ja«, krächzte er. »Ja.«
Pestilence war ernstlich sauer. Komisch, als er noch Reseph gewesen war, war er selten wütend gewesen. Sicher, wenn ihm dann schließlich einmal der Geduldsfaden riss und er so richtig ausrastete, hatten sich alle so weit wie möglich von ihm entfernt, aber sehr oft war das nicht passiert. Reseph war so ein … an dieser Stelle irgendeine Beleidigung einfügen , denn Pestilence war einfach zu aufgewühlt, als dass ihm etwas Schlaues oder auch nur Ekliges
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