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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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klopfen.
    »Spreche ich mit Ralph Cazaubon?« fragte er.
    »Jawohl. Sie wünschen?«
    »Ich versuche jemanden zu finden, eine Frau – sie heißt Joanna Cross.«
    »Joanna Cross«, wiederholte die Stimme am anderen Ende der Leitung etwas verwundert, »ist der Mädchenname meiner Frau.«
     
    KAPITEL 52 Als sie die Straße erreichte und in Richtung Bahnhof lief, hatte der Regen nachgelassen. Jedesmal, wenn sie ein Auto kommen hörte, sprang sie hinter die Bäume und versteckte sich sicherheitshalber, es hätte ja ein Streifenwagen sein können. Aber sie wußte, daß sie früher oder später das Risiko eingehen und versuchen mußte, von jemandem mitgenommen zu werden.
    Schließlich hörte sie hinter sich einen Lastwagen herankommen. Sie drehte sich um und hielt, geblendet von den grellen Scheinwerfern, den Daumen in die Luft. Mit zischenden Druckluftbremsen hielt der Wagen an.
    Sie ignorierte alle Versuche des Fahrers, ein Gespräch anzuknüpfen, und sagte lediglich, sie habe eine Autopanne gehabt und müsse deshalb einen Zug nehmen. Als er ihr anbot, über sein Handy eine Werkstatt anzurufen, entgegnete sie, das habe sie bereits getan. Mit einem zweifelnden Blick musterte er sie, erschöpft, durchnäßt und zerzaust wie sie war. Aber sie hatte etwas an sich, was ihn davon abhielt, weitere Fragen zu stellen.
    Als sie auf den Bahnhof zufuhren, bat sie ihn, etwa hundert Meter davon entfernt anzuhalten. Das tat er, und als sie aus dem Führerhaus stieg, erwiderte er ihren Dank nur mit einem knappen Nicken. Dann zog er die Tür zu. Er war froh, sie los zu sein. Zwar war sie eine attraktive Frau, und als er sie auf der Straße gesehen hatte, hatte er im ersten Moment gedacht, das könnte sein Glückstag sein. Aber irgend etwas an ihr hatte ihm angst gemacht. Als würde sie Unglück bringen – dabei war er, sagte er zu sich selbst, keineswegs abergläubisch.
    Vorsichtig näherte sie sich dem Bahnhof. Immer dicht am Zaun auf der gegenüberliegenden Straßenseite entlang, bog sie in ein schmales, ruhiges Sträßchen ein, das auf einen kleinen Hügel führte. Von hier aus konnte sie den Bahnhofsvorplatz überblicken, ohne selbst gesehen zu werden.
    Ihre Umsicht zahlte sich aus, denn direkt vor dem Haupteingang stand ein Streifenwagen. Die Polizisten sahen nicht besonders clever und abgebrüht aus, das machte die Sache leichter für sie. Ihre einzige Sorge war, daß sie womöglich endlos dort warten würden und sie niemals einen Zug nehmen könnte. Doch nach ein paar Minuten kamen sie heraus, kontrollierten mit einem flüchtigen Blick den Bahnhofsvorplatz und fuhren weg.
    Als Joanna schon halb die Straße überquert hatte, blieb sie stehen, weil ihr plötzlich etwas einfiel. Die Polizisten hatten den Fahrkartenverkäufern wahrscheinlich ihre Personenbeschreibung gegeben und sie gebeten, die Augen nach ihr offenzuhalten. Zum Glück hatte sie die Rückfahrkarte in der Tasche und brauchte sich nicht am Schalter zu zeigen. Außerdem kannte sie einen Weg zum Bahnsteig, von dem nur die hiesigen Pendler wußten – ein Tor am anderen Ende, das eigentlich für Frachtgut gedacht war. Ein Geschenk des Himmels für so manchen, der zu spät kam und noch auf den anfahrenden Zug aufspringen wollte. Also ging sie dorthin und wartete im Dunkeln, bis ihr Zug einfuhr.
    Einige Minuten später saß sie auf einem Fensterplatz, blickte in die Nacht hinaus und fragte sich, ob dieses gespenstische Gesicht, das ihr entgegenstarrte, tatsächlich ihr Spiegelbild war.
     
    KAPITEL 53 Etwas Unmögliches war geschehen.
    »Schatz«, sagte Ralph Cazaubon, als seine Frau eintrat, »das ist Dr. Sam Towne von der Manhattan University. Er erzählt mir gerade eine höchst sonderbare Geschichte.«
    Doch da unterbrach er sich, weil Sam hörbar nach Luft schnappte. Sowohl er als auch die Frau, die gerade hereingekommen war, starrten auf den Mann, der mit offenem Mund dastand und die Frau aus blaßblauen Augen entgeistert ansah. Er war kreidebleich und schien einer Ohnmacht nahe.
    Damit hatte Sam Towne absolut nicht gerechnet. Denn die Joanna Cross, die ihm hier gegenüberstand, war zwar im selben Alter und hatte die gleiche Statur wie die, die er gekannt hatte, war aber eindeutig eine ganz andere Person. Ihr Haar war blonder und kürzer geschnitten, auch ihre Augen waren heller – und blau anstelle des vertrauten Grüns. Ihre Gesichtszüge waren ähnlich und doch verändert. Sie hätten Schwestern sein können, das ja, aber nicht ein und dieselbe Frau.
    »Stimmt

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