Ex
könntest du nur getan haben?«
»Himmel, Mama, ich will es mir lieber nicht ausmalen. Doch was immer das sein mag, ich habe es nicht getan.«
Wieder herrschte Stille. Bis Elizabeth Cross sagte: »Vielleicht habe ich das Gefühl, daß du mir etwas verheimlichst, daß du mir etwas vormachst und ich nicht darauf hereinfallen will.«
»Ich verheimliche dir gar nichts.«
»Du arbeitest nicht wieder an so einem Artikel wie dem letzten, oder?«
Aus irgendeinem Grund war Joannas Mutter ausgesprochen mulmig zumute gewesen, als sie von Joannas Recherche über die Betrügereien in Camp Starburst erfuhr. Vor allem, weil sie erst im nachhinein gehört hatte, daß ihre Tochter allein unter einem Decknamen dort gewesen war. »Diese Leute sind bösartig und gefährlich«, hatte sie gesagt. »Ich bin entsetzt, daß deine Zeitschrift dich so etwas machen läßt. Nenn es meinetwegen Aberglauben, aber ich finde, man sollte um solche Dinge am besten einen weiten Bogen machen.«
»Ich schreibe einen Artikel über einen Psychologen an der Manhattan University«, erwiderte Joanna ein bißchen beklommen, weil das ja nur ein Teil der Wahrheit war. Aber die näheren Einzelheiten wollte sie erst einmal lieber für sich behalten.
Sie plauderten noch eine Weile miteinander, während Joanna aufstand und in der Küche Kaffeewasser aufsetzte. Langsam bekam ihre Unterhaltung wieder den üblichen halb scherzhaften, halb ernsthaften Ton. Elizabeths Ängste hatten sich verflüchtigt. »Irgendwas Neues in deinem Liebesleben?« wollte sie schließlich wissen. »Natürlich möchte ich nicht etwa neugierig sein.«
»Oh, Mama, niemand würde dich für neugierig haken.«
Das war bei ihnen schon zu einer festen Redewendung geworden, die es ihnen erlaubte, ein langwieriges Frage- und Antwortspiel abzukürzen.
»Aber weil wir nun schon gerade davon sprechen…«
Joanna lachte. Ihre Mutter war wieder ganz die alte.
»Aber weil wir nun schon gerade davon sprechen, Mama, werde ich nichts weiter sagen, als daß die Antwort auf deine Frage zwischen einem klaren Nein und ›Ich weiß noch nicht‹ liegt. Aber ich halte dich auf dem laufenden.«
KAPITEL 8 Zweimal wöchentlich versammelte Sam die Mitarbeiter seiner Abteilung, um den Stand der laufenden Projekte zu besprechen und neue ins Auge zu fassen. Da das ganze Team nicht in sein Büro paßte, setzte man sich zwanglos in den großen Empfangsbereich, wo sonst Besucher und Versuchspersonen warteten, bis sie in eines der angrenzenden Zimmer gerufen wurden. An diesem Morgen wurde das neue Gruppenexperiment, das Sam angeregt hatte, diskutiert. Joanna nahm – mit dem Einverständnis aller – die Besprechung auf Band auf und machte sich Notizen. Außerdem hatte man ihr gesagt, sie solle sich nicht scheuen, an der Diskussion teilzunehmen und Fragen zu stellen.
»Im Grunde ist es eine Rekonstruktion der viktorianischen Séance«, erklärte Sam gerade, »mit dem Unterschied, daß sie damals dachten, sie würden die Geister von Toten beschwören, während wir wissen, daß es sich um PK handelt – um Psychokinese«, fügte er an Joanna gewandt hinzu. »Die nachweisbare Einwirkung des Geistes auf die Materie.«
»Was ich nicht verstehe, ist, warum wir dazu einen Geist erzeugen müssen, das heißt, abgesehen davon, daß Joanna dadurch eine gute Story bekommt, was ich sehr begrüße«, meldete sich Tania Phillips zu Wort, eine der Mitarbeiterinnen, die Joanna noch nicht kennengelernt hatte. Sie hatte kurzes dunkles Haar, einen breiten Mund und ein streitlustig wirkendes Kinn, aber sanftmütige Augen. »Wir haben bei unserer bisherigen Arbeit mit Einzeltestpersonen und Zufallsgeneratoren doch schon meßbare PK-Effekte festgestellt. Warum sollen wir jetzt bei einer Gruppe andere Methoden anwenden?«
»Weil jedesmal, wenn das Experiment ausprobiert worden ist, weder starke Konzentration noch ernsthafte Meditation zu irgendeinem Resultat geführt haben. Die beste Voraussetzung dafür ist eine entspannte, gesellige Gruppe, die das Ganze als eine Art Gesellschaftsspiel betrachtet. Gemäß der Theorie dient der imaginäre Geist als Sammelpunkt für Psi-Kräfte, die wir vermutlich alle in uns haben, von denen wir aber nicht wissen, wie wir sie bewußt einsetzen können.«
»Aber warum muß es denn ein imaginärer Geist sein? Warum nicht… meinetwegen Julius Cäsar oder Napoleon?« Die Frage stellte Bryan Meade, der Techniker des Teams.
»Wahrscheinlich können wir durchaus irgend etwas herbeirufen, was wir
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