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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Rechner und balanciert ihn auf sein Bett rüber.
    »Okay. Wir haben: einen Laptop des US-Herstellers Grid, Modell: Compass 1101, Baujahr: zweiundachtzig.«
    Was? Das kann ja wohl noch nicht alles gewesen sein? Wie ein Alkie, der eigentlich mit dem Saufen aufhören will und ein Freibier vor die Nase gestellt bekommen hat, hält Nick den Rechner ein Stück von sich weg. Dann siegt die Neugier und er streckt seine Finger nach dem schwarzen Monolithen aus, der aus einer anderen Welt zu uns runtergefallen ist.

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    »Okay, wir schreiben das Jahr 1980 ...«
    Und starten in die unendlichen Weiten des nutzlosen IT-Wissens. Bedächtig klappt Nick die vordere Hälfte des Rechners auf. Im Film hätte der Regisseur jetzt eine grelle, gelbe Lampe in das Gerät gebaut, damit dem Helden gleißendes Licht ins Gesicht scheint und auch der letzte Zuschauer kapiert, dass stapelweise Gold in der Schatztruhe liegt. Kaum hat der Beifahrer Kontakt mit der Hardware aufgenommen, ist er wie ausgewechselt: Aus der Haut des müden Business-Kriegers pellt sich wieder der fünfzehnjährige Nerd, dessen Augen so leuchten, als ob er gerade seinen ersten Amiga kriegt. Eine technische Einzelheit nach der anderen sprudelt aus ihm heraus, während er versonnen mit den Fingern über die glänzende schwarze Tastatur streicht. Der Geist ist aus der Flasche.
    »...also, ein paar Jungs im Valley beschließen, ihre Jobs bei Apple und Xerox hinzuschmeißen, um ihr eigenes Ding zu machen: Sie wollen einen Computer bauen, der bequem in einen Aktenkoffer passt, genauer gesagt, in eine Hälfte eines Aktenkoffers.«
    »Aber es gab doch vorher schon tragbare Rechner ...«
    Der Dozent setzt ein gespieltes Lächeln auf.
    »Jaa, für Bodybuilder vielleicht. Klar gab es Teile wie den Osborne 1. Aber der wog zwölf Kilo, wegen des eingebauten Röhrenmonitors. Doch die Jungs von Grid, so nannten sie ihre Firma, die wollten was ganz Neues machen: einen Laptop halt, den man auf den Schoß stellen kann, ohne sofort Druckstellen zu kriegen. Und das haben sie dann auch durchgezogen.«
    Nick stemmt den Rechner kurz hoch, wie der Pfarrer die Hostie in der Kirche, und schüttelt ihn sachte vor meinem Gesicht rum.
    »Weißt du überhaupt, wie viele Erfindungen hier drinstecken?«
    Es folgt eine Pause von einer halben Sekunde, die wie üblich nicht mal zum Einatmen reicht, erst recht nicht zum Antworten. Dann feuert das Detail-MG schon wieder. Er hätte echt Prof werden soll.
    »Also erst mal das Design: Der Grid war der erste Rechner, bei dem der Bildschirm über die Tastatur geklappt wurde! Mit dem Patent darauf hat die Firma noch jahrelang Millionen gescheffelt. Jeder Computerhersteller, der danach ein Clamshell-Modell auf den Markt bringen wollte, musste dafür löhnen.«
    Die Wandlung ist vorbei, Nick stellt die Kiste wieder ab und inspiziert den aufgeklappten Bildschirm. Er ist so klein, dass man ihn mit einer Hand locker abdecken könnte. Trotzdem löst er äußerste Erregung aus.
    »Genial«, schwärmt Nick weiter.
    »Ein flaches Elektrolumineszenz-Display; um das liefern zu können, musste der japanische Zulieferer erst mal eine neue Fabrik bauen, so neu war die Technologie damals.«
    Seine Finger liebkosen das Keyboard, fahren zärtlich den Gehäuserand entlang; ein bisschen zittert seine Hand immer noch.
    »Doch das Allercoolste ist das Gehäuse. Ich sage nur eins: Magnesium. Leicht, unverwundbar.«
    Dagegen lässt sich absolut nichts einwenden. Hardware aus Magnesium regiert - nur Titan kann dagegen noch anstinken. Das war schon in der Grundschule so: Alle wollten unter ihren Skateboards diese breiten, gelb lackierten Achsen aus Magnesium haben, weil die auch bei hohen Sprüngen nicht brachen, versprach der Hersteller. Nicht dass das irgendjemand mal ausprobiert hätte. Trotzdem war Magnesium ein Muss. Nick unterbricht seine Huldigung kurz und schaut hoch: »Den hat John dir einfach so gegeben? Der gehört eigentlich ins Museum. Von dem Modell wurden nur dreitausend Stück gebaut«
    »Echt? Warum so wenige?«
    »Weil die Kiste 8150 Dollar kostete.«
    Hurra - Zeit für einen volkswirtschaftlichen Einwurf!
    »Das ist in heutigem Geld ja so viel wie ...«
    »... ja ja, dafür hättest du damals einen Mittelklassewagen kaufen können«, fährt Nick dazwischen. Er gönnt mir echt nichts.
    »Doch das war nicht das Problem. Die angepeilten Kunden - also Manager - kamen einfach nicht auf die Idee, sich selbst vor eine Tastatur zu setzen. Das war zu der Zeit noch eine Sache

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