Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Arme über der Brust und streckte sich im Palmenschatten aus, als ob er schon schliefe. Offensichtlich interessierte es ihn wenig, was die anderen zu tun gedachten.
Declan musste sich eingestehen, dass er selbst noch vor einer Stunde damit gehadert hatte, wie langsam und zäh alles nur voranging, während er jetzt plötzlich das Gefühl hatte, es ginge alles viel zu schnell.
»Ihr habt Kenntnis von dieser Erfindung, durch deren Gebrauch Lukys Coron erneut in menschliche Gestalt zu verwandeln hofft?«, fragte Brynden an Stellan Desean gewandt. Er erwiderte weder Jaxyns Gruß, noch nahm er Notiz von Syrolee oder Tryan. Soziale Interaktion war wohl nicht seine Stärke.
»Es ist keine Erfindung«, wandte Jaxyn ein. »Es ist nur ein Klumpen Kristall, soweit ich weiß.«
»Ein Klumpen Kristall, der die Macht der Gezeiten bündelt«, erinnerte Kinta.
»Ach ja, nun … das wohl auch.«
»Elyssa und ich erfuhren davon, kurz nachdem wir unsterblich wurden«, sagte Tryan. Er sprach mehr mit Brynden und Kinta als mit Declan. »Wir haben irgendwann einmal Maralyce und Lukys belauscht, als sie darüber sprachen. Wir bekamen nicht genau mit, was es war, nur dass es wertvoll sei und Macht damit einherginge.«
»Also wolltet ihr es natürlich haben«, sagte Kinta.
»Natürlich«, antwortete Tryan ohne die geringste Spur von Verlegenheit.
»Aber ihr habt ihn nie gefunden?«, fragte Brynden.
Tryan schüttelte den Kopf. »Unser bester Vorstoß war es, als wir ein paar Mitgliedern der Bruderschaft auf die Spur kamen, die angeblich eine Karte haben sollten, auf der verzeichnet war, wo der Tumultstein nach seinem Diebstahl versteckt wurde. Wir konnten die Bande tatsächlich aufstöbern. Aber alles, was wir bei ihnen fanden, war eins ihrer verdammten Tarots. Das allerdings enthielt – wie sich später herausstellte – tatsächlich die gesuchte Karte, obwohl wir das damals nicht begriffen haben.«
»Mit wir meint Ihr Elyssa und Euch?«, fragte Declan.
Syrolee kam ihrem Sohn mit der Antwort zuvor. »Was bedeutet, dass der Kristall meiner Tochter gehört. Sie hat ihn schließlich gefunden, also ist es nur gerecht …«
»Selbstverständlich. Denn da wir ja Lukys nicht gut die ultimative Macht anvertrauen können, ist deine sexuell frustrierte Tochter natürlich die allerbeste Alternative«, warf Jaxyn ein.
Die ältere Frau bedachte ihn mit einem drohenden Blick. »Nötige mich nicht, Jaxyn.«
»Könnt Ihr uns irgendwas Genaueres über den Kristall sagen?«, fragte Declan in der Hoffnung, er könnte sie vorübergehend von ihrem Hickhack ablenken.
Tryan antwortete mit einem Achselzucken. »Um die Wahrheit zu sagen, nicht viel. Es gibt da allerdings etwas, was Pellys mir einst erzählte, noch bevor Cayal ihm den Kopf abgehauen hat und er alles vergaß.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Brynden.
»Er sprach über Reue«, sagte Tryan. »Erging sich darüber, wie schwer es sei, damit zu leben. Damals dachte ich, er meinte seine Missetaten aus der Zeit, die ich ihn kannte, wobei im Rückblick keine davon so sonderlich drastisch war. Ich sagte ihm, er müsse darüber hinwegkommen. Er sei jetzt schließlich unsterblich, und wenn er nicht damit leben könne, was er getan hat, dann würde er noch verrückt werden.«
»Das war aber, bevor Ihr erfahren habt, dass er bei dem Brand im Bordell in der Tintenfischbucht schon längst unsterblich gewesen war?«, hakte Declan nach.
Tryan nickte. »Dieses kleine Puzzleteil habe ich jetzt erst von Jaxyn bekommen, und das ist mit ein Grund dafür, dass wir hier sind. Ihr müsst wissen, jetzt wo sich herausgestellt hat, dass Pellys nicht zur gleichen Zeit wie wir unsterblich wurde, ergibt das, was er mir damals sagte, doch einen deutlich anderen Sinn.«
»Schön – und was hat er dir nun gesagt?«
Declan konnte Kintas Ungeduld gut nachfühlen. Es schien, als ob Tryan seine Geschichte um des dramatischen Effekts willen extra in die Länge zog.
»Er sagte mir, er habe Dinge getan, schlimme Dinge, mit denen er nicht leben könne. Er sagte, wenn er früher schon gewusst hätte, was ein kleiner Stein anrichten kann – und ich schätze, im Lichte dessen, was wir jetzt wissen, meinte er mit ein kleiner Stein wohl den Kristall des Chaos –, dann hätte er sich erboten, anstelle von Tameca zurückzubleiben. Dann wäre er umgekommen wie die Millionen von Unschuldigen, die sie vernichtet hätten, und wäre nicht gezwungen, für immer unter den Schuldigen zu leben.«
»Wer ist Tameca?«, warf Brynden
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