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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Mädchen und ein Junge. Ich brauchte einen Moment, bis ich darauf kam, welchen Zweck sie erfüllten: Sie wurden zweifelnden Müttern als Beweis gezeigt, dass ihr neugeborenes Kind wirklich tot war! Rasch knipste ich die leblosen Körperchen ab und machte, dass ich aus der Klinik rauskam.«
    »Damit hattest du sensationelles Material für deinen Enthüllungsbericht in der Hand!«, bemerkte José bewundernd.
    »Das habe ich auch gedacht. Ich suchte die Mutter auf, eine Alleinerziehende aus ärmlichen Verhältnissen, die bereits vier Kinder von verschiedenen Männern hatte und den Verlust ihres jüngsten Sohnes seltsam teilnahmslos hinnahm. Sie hätte sich aus Kostengründen bei Sánchez in Behandlung gegeben, da dieser nichts für seine Dienste verlangte. Bereits während der Vorsorgeuntersuchungen hätte er auf den möglicherweise tödlichen Herzfehler des Kindes hingewiesen. Ich recherchierte weiter und fand raus, dass diese Familie Martinez in Valencia erst vor wenigen Tagen ein Kind adoptiert hatte. Ein DNA -Test würde meine Behauptung nicht nur untermauern, sondern auch Sánchez und Grüninger endlich als Verbrecher entlarven, schrieb ich in meinem Artikel. Doch als der Público erschien, löste meine Behauptung nicht den erwarteten Skandal aus. Zwar haben danach auch andere Zeitungen, sowie Radio und Fernsehen auf den erneuten Fall von Kinderhandel hingewiesen, doch ich glaube, das spanische Volk hatte das Thema satt. Irgendwann stumpft einen das Elend ab, wenn man es dauernd vorgesetzt bekommt.
    Die eigentliche Sensation war letztendlich das Verschwinden von Sánchez und Grüninger. Halbherzig war eine Untersuchung eingeleitet worden, man machte endlich den DNA -Test, der positiv ausfiel, doch als die Beamten die Ärzte einvernehmen wollten, fanden sie die Klinik verlassen vor. Alle Unterlagen fehlten, die stationären Patienten waren in andere Spitäler überwiesen worden, die Gerätschaften hatten sie in der Eile zurückgelassen. Trotz Fahndung blieben beide Mediziner wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Glaubst du, dass sie noch am Leben sind?«, fragte ich nach einer Weile.
    Mo lehnte sich zurück und legte die Hände mit Nachdruck auf die Tischplatte. »Ich weiß es nicht. Vom Alter her ist es wahrscheinlich, dass sie noch leben. Gerüchten zufolge ist Grüninger in die Schweiz zurückgekehrt, aber bezeugen kann das niemand. Sánchez hat sich angeblich nach Südamerika abgesetzt, aber auch da gibt es nur vage Vermutungen. Die beiden könnten überall sein. Wenn sie auch noch ihre Namen geändert haben, dann ist es unmöglich, sie aufzuspüren. Vor allem wenn einem die finanziellen Mittel dazu fehlen.«
    Ich schenkte die Gläser wieder voll und schaute nachdenklich durch die offen stehende Tür des Restaurants auf die Gasse hinaus. Die Dämmerung brach an, das Licht wurde körniger und die Hitze ließ etwas nach. Urlauber in Grüppchen zogen auf dem Weg ins Hotel am Corazón Loco vorüber, die Tische waren mittlerweile alle besetzt. Noch war es viel zu früh für Abendessen, außer in den Touristenfallen rund um den Plaza Mayor gab es in Madrid vor zehn Uhr abends kaum warme Küche, Tapas natürlich ausgenommen.
    »Erinnerst du dich an den Zettel neben dem Telefon in der Wohnung der Ordensschwestern?«, wandte ich mich an José.
    »Den mit Sánchez’ Nummer?«
    »Genau. Stand da eine Landesvorwahl?«
    José schloss konzentriert die Augen. »Ich glaube nicht«, meinte er schließlich zögernd.
    »Ich auch nicht. In dem Fall hält sich Sánchez wenn nicht in Madrid, so doch immerhin in Spanien auf.«
    »Falls er noch lebt. Zudem hast du keine Ahnung, wie alt der Zettel ist«, gab José zu bedenken.
    Grübelnd trank ich einen Schluck Sprudel. Wie es aussah, musste ich in die Calle de la Bola zurück.
    Ich klingelte bereits zum dritten Mal, doch die Ordensschwestern dachten offensichtlich nicht im Traum daran, mir zu öffnen. Also versuchte ich es beim Haus gegenüber und hoffte, dass Schwester Alma, die Hebamme, mehr Herz hatte. Doch selbst hier rührte sich nichts, obwohl ich mir sicher war, dass die Damen nicht ausgegangen waren.
    Ich hatte Mo und José im Restaurant zurückgelassen, da die beiden wahrscheinlich eine Menge zu bereden hatten, was nicht unbedingt für meine Ohren bestimmt war.
    Verdrossen trottete ich das Sträßchen wieder hinauf, nicht ohne immer wieder zurückzuschauen. Leider tauchte diesmal niemand am Fenster auf, um mir nachzuspionieren. Die beiden Häuser wirkten so verlassen wie

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