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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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wenn sie Lärm hören. Wegzurennen bzw. auf einen Baum zu klettern ist nach Ansicht von Zoologen dagegen weniger empfehlenswert, da dadurch eventuell die Jagdinstinkte des Bären geweckt werden können.
    Wegrennen würde auch nicht helfen: Grizzlys sind bis zu 60 km/h schnell. Da hätte auch der aktuelle Weltrekordler über 100 Meter, der Jamaikaner Usain Bolt, der es immerhin auf 43 km/h bringt, keine Chance.
    Ist der Bär schon bedrohlich nahe, so lautet der gängige Ratschlag meist, sich auf dem Boden in einer Fötushaltung niederzukauern, um auf den Bären zum einen so wenig bedrohlich wie möglich zu wirken und zum anderen die lebenswichtigen Organe zu schützen. Hilft das alles nichts, wird empfohlen, sich am besten gleich tot zu stellen.
    Als verlässliche Abwehrmaßnahme haben sich auch die in den letzten Jahren auf den Markt gekommenen »Anti-Bärensprays« erwiesen. Eine amerikanisch-kanadische Studie zeigte, dass immerhin 92 Prozent der mit dem pfefferhaltigen Spray besprühten Grizzlys daraufhin sofort ihr unerwünschtes Verhalten einstellten. Kein Wunder also, dass die Nationalparkverwaltungen ihren Besuchern die Mitnahme eines »Anti-Bärensprays« dringend ans Herz legen. In manchen Parks ist die Mitnahme von Pfefferspray zur Abwehr bei Wildniswanderungen sogar vorgeschrieben.
    Die wahrscheinlich brutalste Braunbärenattacke aller Zeiten fand übrigens im Jahr 1915 im kleinen Dörfchen Sankebetsu auf der japanischen Insel Hokkaido statt. Sankebetsu lag Anfang des 20. Jahrhunderts noch in einer relativ einsamen Gegend. Ein Landstrich, den die Bewohner des Dorfes damals noch mit einigen Braunbären teilen mussten. Dabei erwies sich ein besonders großes Bärenmännchen namens Kesagake bald als rechte Landplage. Kesagake drang nämlich regelmäßig in Scheunen und Häuser des Ortes ein, um sich an den dort aufbewahrten Vorräten zu bedienen. Als der gewaltige Bär eines schönen Morgens im November 1915 wieder mal das Haus der Familie Ikeda heimsuchte, fürchtete der Hausherr um die Gesundheit seiner Familie und eröffnete das Feuer auf den bepelzten Eindringling, worauf dieser verletzt das Weite suchte. Die Dorfbewohner glaubten, dass der renitente Bär durch die rüde Behandlung seine Lektion gelernt habe und in Zukunft mit Sicherheit einen großen Bogen um menschliche Siedlungen machen würde. Ein verhängnisvoller Trugschluss, wie sich nur wenig später herausstellte. Am 9. Dezember 1915 tauchte Kesagake nämlich erneut in Sankebetsu auf. Er drang diesmal in das Haus der Familie Ota ein, tötete dort ein Baby, verletzte die Frau des Farmers schwer und verschleppte sie in den nahen Wald. Ein hastig zusammengestellter Jagdtrupp, der sich sofort an die Verfolgung des Braunbären machte und das Tier dabei erneut anschoss, konnte leider nur noch die angefressenen Überreste der Frau bergen. Aber der Bär hatte seinen Rachefeldzug noch lange nicht beendet. Am nächsten Tag brach das außer Rand und Band geratene Tier in das Haus der Familie Miyoke ein und tötete dort weitere vier Menschen: drei Kinder und eine schwangere Frau. In gerade mal zwei Tagen hatte Kesagake so sechs Menschen getötet. Die mit der Situation völlig überforderten Dorfbewohner entschieden sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und baten den bekannten Bärenjäger Heikichi Yamamoto, dem mörderischen Bären, koste es was es wolle, ein für alle Mal den Garaus zu machen. Kein einfaches Unterfangen, denn der berühmte Jäger hatte gerade sein Gewehr versetzt, um seine letzte Schnapsrechnung zahlen zu können. Aber auch dieses Problem ließ sich offenbar lösen, denn Yamamoto stellte relativ rasch ein Team von 60 Jägern zusammen, dem es innerhalb nur weniger Tage gelang, den gefürchteten Bären endgültig zu töten. Die Geschichte von Kesagake ist auch heute in Japan noch unglaublich präsent. Kein Wunder, haben sich in der Vergangenheit doch gleich mehrere Bücher, unzählige Comics und sogar ein Film mit dem fünftägigen Amoklauf des wütenden Braunbären beschäftigt.
    Natürlich können auch andere Bärenarten wie der Amerikanische und der Asiatische Schwarzbär, der Lippenbär oder der König der Arktis, der Eisbär, schon allein durch ihre beeindruckende physische Kraft einem Menschen gefährlich werden. Bereits ein einziger Biss oder Prankenhieb eines Bären kann bei einem Menschen schwere Verletzungen oder sogar den Tod verursachen.
    Die im Vergleich zum Grizzly deutlich kleineren amerikanischen Schwarzbären

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