Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
Lust auf einen Schwertkampf und er legte gar keinen Wert auf irgendwelche Küsse von kämpferischen Weibern. Doch Nico hatte Recht. Das Leben ging weiter und vielleicht würde ein Ausflug zu den Gauklern ihn ein wenig auf andere Gedanken bringen. Er erhob sich langsam. Dabei musste er sich am Tisch festhalten, da sich der Raum plötzlich um ihn herum zu drehen begann. "Gut, dann lass uns gehen."
"Wasch dir vorher zumindest das Gesicht", erwiderte Nico missbilligend. "Und ein Kamm wäre wohl auch nicht ganz verkehrt."
Chris blickte ihn finster an. Wer bist du eigentlich, meine Mutter? wollte er ihn schon anfahren, riss sich jedoch zusammen. Nico meinte es ja nur gut mit ihm.
Er wankte zur Waschschüssel. Gerade als er seinen Kopf darin eintauchen wollte, ertönten vom Flur her aufgebrachte Stimmen, die sich seiner Tür näherten.
Chris drehte sich um, als die Tür ruckartig aufgerissen wurde.
"Ihr dürft da nicht rein", kreischte eine empörte Frauenstimme, die wohl einem der Zimmermädchen gehörte. Doch Chris achtete nicht auf sie, denn seine überraschten Augen waren auf die Person gerichtet, die nun in seinem Zimmer stand und jede Einzelheit mit ihren scharfen Augen erfasste - Lenuta.
"Wir müssen reden, Chris", sagte sie streng.
"Worüber?"
"Dhalia. Ich glaube, sie ist nicht tot."
Erschüttert und leichenblass starrte Chris sie an. "Nico, lass uns bitte allein", flüsterte er tonlos. Alles andere war vergessen.
* * *
Ihr Auftritt war für Dhalia längst zur Routine geworden. Und mittlerweile hatte sie den Dreh, wie sie mit den unterschiedlichen Männern umzugehen hatte, genau heraus. Sie hatte verwundert festgestellt, dass sie sich nun auch viel selbstsicherer fühlte, seit sie in der Lage war, auf einen frechen Spruch eine kecke Antwort zu geben. Außerdem hatte die viele Übung ihrem Schwertarm auch nicht gerade geschadet. Doch dieses Mal war sie einfach nicht bei der Sache. Immer wieder schweifte ihr Blick durch die versammelte Menschenmenge und sie versuchte hartnäckig, Chris' Gestalt auszumachen. Aber sie konnte ihn nirgends entdecken. Ihre Stimmung schwankte zwischen Ärger und Sorge hin und her. Wieso kam er denn nicht? Er musste doch bestimmt von ihr gehört haben. Mulgrave hatte ihren Auftritt in der gesamten Stadt ankündigen lassen. Vielleicht war er ja nicht in Alandia. Vielleicht war ihm etwas zugestoßen ...
Dhalia riss sich gerade noch rechtzeitig aus ihren Gedanken, um einem Hieb ihres Gegners auszuweichen. Das war beinahe schief gegangen. Sie musste sich einfach besser konzentrieren. Sie parierte noch ein paar weitere Schläge, dann schlug sie ihm mit einer geschickten Finte das Schwert aus der Hand, so dass es hoch in die Luft flog. Sie fing es lässig auf und reichte es lächelnd dem verdutzten Mann. "Schaut nur, was ich gefunden habe. Ihr habt gut gekämpft." Sie verneigte sich, zunächst vor ihm und dann vor dem Publikum, als der Mann kopfschüttelnd den Ring verließ. Die Menge applaudierte.
"Ist hier noch ein wackerer Held, der es sich zutraut, mein Herz zu erkämpfen?" rief sie munter der Menge entgegen. "Dem Sieger die Beute", sie wies auf den Lederbeutel, der an ihrem Schild hing. Wenn Ionela ihn nicht schon ein paar Mal geleert hätte, würde er noch viel mehr Münzen enthalten. Doch auch so wartete auf den Sieger ein ordentliches Preisgeld. "Dem Sieger die Beute ... und ein Kuss!" wiederholte Dhalia ihre Ansprache mit einem verheißungsvollen Augenaufschlag.
"Es ist eine einmalige Gelegenheit, Ihr jungen Männer und Burschen", stimmte Ionela in Dhalias Lobpreisung ein. Zwischen ihren eigenen Auftritten kam sie gern zu Dhalia herüber, um sie zu unterstützen und bei ihren Kämpfen zuzuschauen. "Meine Herrin kommt von weit her, um einen Mann zu finden, der diese Bezeichnung verdient, der einer Frau wie ihr würdig ist! Vielleicht seid Ihr es", sie fixierte einen der Männer mit einem durchdringenden Blick, dann zuckte sie mit den Achseln und ging einige Schritte weiter. "Vielleicht auch nicht. Doch Ihr werdet es nie erfahren, wenn Ihr es nicht hier und jetzt versucht!"
Mehrere Burschen wechselten unsichere Blicke und tuschelten nervös, als plötzlich Mulgrave auftauchte. "Überlegt es Euch in Ruhe", tönte seine Stimme über die Menge, "während wir für ein wenig mehr Licht sorgen." Er gab Ionela einen Wink und sie begann gehorsam, die um den Ring herum aufgestellten Fackeln zu entzünden.
Überrascht stellte Dhalia fest, dass es tatsächlich schon dunkler wurde, und nutzte die
Weitere Kostenlose Bücher