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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Kandidaten Erfolg gehabt.
    Aber es war ein schöner Gedanke. Und nach einem halben Jahr würde man die Lage viel besser beurteilen können. Bis dahin galt es abzuwarten und zu hoffen, daß Carl seine Pflicht tat und daß seine Vorgesetzten ihn nicht bei seinem frivolen Doppelleben in Moskau erwischten.
    Carl lag in seinem Arbeitszimmer auf dem Fußboden und fluchte über verschiedene Schaltsysteme, die er vor sich ausgebreitet hatte. Das zusätzliche Stromaggregat war endlich über Stockholm und die Diplomatenpost des Außenministeriums angekommen.
    In der Theorie war alles sehr leicht. Die Batterien wurden mit dem normalen Strom aus der Steckdose aufgeladen, und anschließend würde man das Aggregat einfach nur an die Computer anschließen statt an die Steckdose. Da waren aber noch verschiedene Sicherheitssysteme, die es beispielsweise unmöglich machen würden, die Steckdose zu vergessen, nämlich die Verbindung zwischen den Computern und der Außenwelt. Bei der Umschaltung des Ganzen ging es nicht einfach nur darum, einen Kippschalter zu betätigen, sondern es mußten mehrere Stromkreise gleichzeitig in Funktion treten, so daß sie folglich falsch oder richtig gekoppelt werden konnten, und bisher hatte es Carl mit unfehlbarer Präzision geschafft, die falschen Alternativen zu wählen. Die Hardware, die Maschinen, war sein schwächstes Fach. Sein Wissen bezog sich fast ausschließlich auf die Software, darauf, wie man Programme entwickelt und anwendet.
    Schließlich funktionierte jedoch alles, und er seufzte erleichtert, als ein pfeiferauchender Oberst Nordlander an seine halboffene Tür klopfte.
    »Wie geht’s? Werden die Höllenmaschinen funktionieren?« brüllte der Oberst, als gälte es, das fast geräuschlos arbeitende EDV-System zu übertönen.
    »Ach, danke«, brummelte Carl, fegte seine Schaltpläne zusammen und stand auf. »Zum Glück braucht man es nur ein einziges Mal zu ordnen, dann funktioniert es. Wir können bald mit dem Üben anfangen, ja, du weißt schon.«
    Carl zeigte vielsagend auf die möglichen Wanzen, die wie früher immer noch an der Decke vermutet wurden, wenn man mit dem Finger darauf zeigte.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte sein Vorgesetzter schnell, »aber wir haben da ein kleines Problem. Man beklagt sich über dich.«
    Carl setzte sich unruhig und bot seinem Gast einen Platz auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch an; Carl hatte einen Besucherstuhl, die beiden Vorgesetzten je zwei. Alles nach Vorschrift, vermutlich nach den Regeln des Wohnungsamts.
    »Nichts Ernstes, wie ich hoffe?« fragte Carl mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Doch, unerhört ernst«, sagte der Oberst mit allzu bekümmerter Miene. Dann hellte sich sein Gesicht zu einem Lächeln auf. »UWS hat uns so etwas wie einen Hinweis gegeben, und dieser Hinweis betrifft deinen Wagen.«
    »Meinen Wagen?«
    »Ja, nicht genug damit, daß du einen russischen Wagen fährst, sondern auch noch einen Mietwagen von Intourist, also ein ziviles Fahrzeug ohne diplomatische Kennzeichen. Und das finden die Herren unpassend.«
    »Es liegt an deren Bürokratie. Mein privater Wagen hätte schon vor mehreren Wochen aus Helsinki eintreffen müssen, und die letzte Nachricht, die ich erhalten habe, besagte, er habe Helsinki schon verlassen und befinde sich in Moskau.
    Vielleicht antworten wir denen, daß ich diesen Mietwagen sofort zurückgebe, sobald mein eigener Wagen durch ihre Bürokratie geschleust worden ist. Vielleicht geht es dann sogar schneller.«
    »Hört sich vernünftig an. Was ist es übrigens für ein Wagen, ein 740?«
    »O nein, ein Volvo kommt für mich nie in Frage. Er ist der gleiche, den ich jetzt auch fahre, ein Lada 1600.«
    »Teufel auch.«
    »Was ist daran so merkwürdig? Ein russischer Wagen in Rußland, das kann doch nicht falsch sein? Wenn man sich an die lokalen Weine halten soll, warum nicht an die lokalen Wagen?«
    »Es macht einen leicht exzentrischen Eindruck. Bestenfalls.«
    »Und schlimmstenfalls?«
    »Es wirkt verdächtig. Ein bißchen überflüssig, wie ich finde.«
    »Wieso verdächtig? Sind sie etwa der Meinung, ihre eigenen Wagen taugten nichts?«
    »Nun ja. Unter den Kollegen aus dem Westen ist der Lada nicht gerade eine gängige Automarke. Es erweckt möglicherweise den Eindruck, als wolltest du dich im Moskauer Verkehr allzu unauffällig bewegen.«
    »Sollen sie’s doch glauben. Ich tue ja nichts Verbotenes.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber man muß ja auch nicht unbedingt den Eindruck erwecken. Na ja,

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