Feind des Feindes
entwickelt, weil du die Nummer der Methode nicht genannt hast.«
»Nein«, sagte Carl ohne jede Absicht, die Sache ins Lächerliche zu ziehen, »ich war der Meinung, daß dies angesichts des Motivs nicht ganz passend wäre. Ich meine, wenn solche Bilder unbefugten Personen hier im Haus in die Hand kämen, bevor sie dich erreichen.«
»Und um was für Motive handelt es sich?« fragte Samuel Ulfsson, der jetzt gierig rauchte.
»Es sind vier oder fünf Fotos. Die ersten zeigen Sandströms Nacken mit einer zehn Zentimeter langen Ahle in der Verlängerung des Rückgrats direkt unter der Schädelbasis. Die folgenden Fotos zeigen den toten Sandström aus der Nähe mit offenen Augen. Ein weiteres Bild zeigt seine Wohnungstür und das letzte Foto das Haus, allerdings im Dunkeln, so daß man wohl nur die Umrisse und sein Fenster sehen wird. Ich hatte die Bilder selbst entwickeln wollen.«
»Warum zum Teufel hast du solche Fotos gemacht? Und hast du die in Moskau vielleicht in der Tasche mit dir herumgetragen?« fragte Samuel Ulfsson und warf einen Seitenblick auf die vor ihm liegende Filmrolle.
»Sie hätten mir den Film abnehmen, ihn aber nie entwickeln können. Ich wollte nicht als verdächtiger russischer Spion nach Hause kommen und mitteilen, daß Sandström tot ist, ohne es durch ein Foto beweisen zu können.«
»Es ist aber möglich, solche Fotos zu fälschen«, warf der Alte ein, der jetzt ebenfalls eine Zigarre anzündete.
»Ja, aber die Gefahr, daß eine solche Fälschung entlarvt wird, wenn man es darauf ankommen läßt, ist nicht gerade gering. Außerdem ist auf den Fotos ohne jeden Zweifel Sandström zu sehen, und es scheint mir eine etwas unrussische Methode zu sein, euch angesichts des ewigen schwedischen Veröffentlichungsrisikos solche Bilder anzudrehen. Das geht nicht zusammen. Wenn solche Bilder veröffentlicht würden, wäre ich ja sofort verbrannt.«
»Ich verstehe deine Fürsorge oder wie wir das nennen sollen, aber ich frage mich, ob wir solche Dokumente im Hause behalten können«, sagte Samuel Ulfsson, zog den Film aus der Spule und warf ihn in seinen Papierkorb.
»Man kann ihn auch so entwickeln. Wenn du ihn zerstören willst, mußt du ihn verbrennen«, sagte Carl mit der Andeutung eines feinen Lächelns.
»Das ist doch wohl nicht möglich?« wandte Samuel Ulfsson ein.
»O doch«, entgegnete Carl. »Wenn du mein Wort dafür nimmst, daß Sandström tot ist, kannst du mir auch vertrauen, wenn es um eine so einfache technische Besonderheit geht.«
Carl verstummte plötzlich, als er sich die letzten Worte aussprechen hörte.
»Ja, natürlich«, sagte Samuel Ulfsson, der gleichzeitig den Film in die Hand nahm und ihn in seinen seit langem völlig sauberen Kristallaschenbecher legte, um ihn dann mit seinem Feuerzeug anzuzünden. Der Film drehte sich in heftig aufflackernden grünen kleinen Flammen knisternd und jammernd zusammen.
Der Alte machte ein Gesicht, als sähe er eine Million verbrennen.
»Also«, fuhr Samuel Ulfsson fort, als der Film verbrannt war und wie ein zäher, klebriger schwarzer Brei im Aschenbecher lag, »wie du sagst, wissen wir drei und die Russen Bescheid? Kannst du deinen vollständigen Bericht hier und jetzt abgeben?«
Spät am selben Nachmittag, nachdem der Alte Carl zu einer Kombination aus Seelenmassage und Willkommensessen mit den beiden frischgebackenen Leutnants in eine konspirative Wohnung mitgenommen hatte, begab sich Samuel Ulfsson zu einem seiner vorgeschriebenen Vorträge zum Oberbefehlshaber. Das meiste war Routine und betraf die Ergebnisse abgehörten fremden Funkverkehrs des jüngsten Berichtszeitraums, und die Vorschläge zu bestimmten Personalveränderungen beim Nachrichtendienst waren bestens vorbereitet.
Natürlich war es unmöglich, dem Oberbefehlshaber die Nachricht vom Tod des schwedischen Spions vorzuenthalten. Der Oberbefehlshaber hatte eine Operation mit dem Ziel angeordnet, festzustellen, ob sich Sandström in Moskau aufhalte, um danach einige zusätzliche Gelder zu beantragen, damit man sich nach Möglichkeit vor den Machenschaften des früheren schwedischen Nachrichtendienstmannes schützen konnte.
Als alle anderen Angelegenheiten erledigt waren und die beiden Männer sich von der Sofagruppe des OB erhoben, sammelte Samuel Ulfsson seine letzten Papiere zusammen und sagte es.
»Ach ja, da ist noch etwas. Betrifft Sandström in Moskau.«
»Ach ja«, sagte der OB neugierig. »Wie ist die Sache denn ausgegangen?«
»Unerwartet gut.
Weitere Kostenlose Bücher