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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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hatte man ihn an den westdeutschen Verfassungsschutz ausgeliehen. Es war ein streng geheimes Unternehmen gewesen, das mit einem neuen Massaker geendet hatte. Diesmal an westdeutschen Terroristen.
    Auch dieses Unternehmen ließ sich beim besten Willen nicht als gegen sowjetische Interessen gerichtet darstellen.
    Doch vergangenes Jahr hatte dieser selbe Hamilton unter gelinde gesagt spektakulären Umständen einen sowjetischen Überläufer nach Schweden gebracht.
    Und jetzt wurde es kompliziert. Wenn es ein echter Überläufer war, stand dieses Unternehmen absolut kristallklar im Widerspruch zu sowjetischen Interessen.
    Wenn es sich jedoch um einen falschen Überläufer handelte, hatten die verschiedenen heldenhaften Einsätze Hamiltons die Funktion, die Echtheit des falschen Überläufers zu bezeugen.
    Allerdings hatten die Russen den Überläufer gefunden und ihn auf schwedischem Territorium ermordet. Und soweit bekannt, hatte es sich um einen echten Vizeadmiral mit bekannter Identität und bekannter Funktion als stellvertretender Wehrbereichskommandeur in Kaliningrad et cetera et cetera gehandelt.
    Aber war er das wirklich gewesen?
    Und all das hatte zu dem bestgehüteten militärischen Geheimnis Schwedens geführt: der Operation Big Red.
    Hamilton und seine beiden kalifornischen Helfer hatten drei sowjetische Unterwasserbasen auf schwedischem Territorium gesprengt.
    Hatten sie es tatsächlich getan?
    Die Fortsetzung weiterer Überlegungen hing sehr davon ab, was die beiden anderen kalifornischen Rekruten erlebt hatten. Sofern Hamilton nicht auch sie angeworben hatte.
    Falls ja, hatten die militärische Führung und die schwedische Regierung ihre größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg in einem einzigen langen Schauspiel erlebt, das von der Sowjetunion arrangiert worden war. Was sich da entwickelt hatte, ließ sich als eine Art begrenzter militärischer Staatsstreich bezeichnen. Mit der Sowjetunion am Ruder?
    Samuel Ulfsson vermochte nicht weiterzudenken. Wenn die Engländer glaubten, TRISTAN habe zwar die Wahrheit gesagt, jedoch nur ziemlich triviale Neuigkeiten gebracht, ahnten sie nicht einmal etwas von den Konsequenzen für Schweden. Samuel Ulfsson konnte nicht mehr weiterdenken.
    Sie setzte ihn auf der Skeppsbron gegenüber dem Hotel Reisen ab. Er beugte sich vor und küßte sie kühl und verlegen auf die Wange. Sie sah süß aus in ihrer Polizeiuniform, sogar anziehender als in Jeans und Pullover.
    Er sah eine Weile ihrem Volvo-Kombi mit dem Hundekäfig nach, als er in Richtung Innenstadt verschwand, trat dann an den Rand der Kaimauer und betrachtete das Wasser und die drei Masten der af Chapman.
    Er fühlte sich vernichtet und als Mann wertlos; es war genauso gekommen, wie er befürchtet hatte, und als er jetzt zwanghaft daran zurückdachte, brach ihm kalter Schweiß aus. Er konnte ganz einfach nicht. Er konnte nicht mit einer Frau schlafen, die er sehr mochte, aber zu wenig liebte.
    Sie hatte natürlich gesagt, es mache ihr nichts aus. Sie sollten keine große Geschichte daraus machen, das passiere allen Männern mal, und so weiter. Sie war ganz verflucht verständnisvoll gewesen, und das machte die Sache in Wahrheit nur schlimmer.
    Er sah ins Wasser. Es war an der Kaimauer völlig klar, und er entdeckte ein Fahrrad und einen Papierkorb, die gerade noch erkennbar waren.
    Dann warf er sich die Wildlederjacke und die grüne Militärtasche über die Schulter und ging mit langsamen Schritten und gesenktem Kopf nach Hause.
    Das Bild von gestern stand ihm deutlich vor Augen. Er hatte eine Hand kurz in das kalte Wasser gehalten, als einer der anderen an Bord in der Ferne HMUB VÄSTERGÖTLAND entdeckte. In diesem Augenblick hatte er sich glücklicher gefühlt als seit langem. Jetzt war er beschämt und verzweifelt und schwankte, ob er sie und ihre Polizistenfreunde nie mehr wiedersehen oder auf irgendeine unergründliche Weise eine sexuelle Revanche zustande bringen sollte.
    Ohne größere Gemütsbewegung stellte er fest, daß in seiner Abwesenheit niemand die Wohnung betreten hatte. Am Anrufbeantworter blinkte das grüne Lämpchen. Er ging hin und schaltete ihn ein, immer noch mit Tasche und Jacke über der Schulter.
    Es war Sams Sekretärin Ulrika. Sie teilte ihm mit, er solle sich so schnell wie möglich beim Generalstab einfinden und sich außerdem melden, sobald er die Nachricht erhalten habe. Es war erst zehn nach acht Uhr morgens, und da er glaubte, so etwas wie Urlaub zu haben, kam er zu dem Schluß, daß

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