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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Angst davor, daß sie versuchen würde, ihn zu verführen, oder umgekehrt; es war eine eigentümliche Unruhe, die er meist verdrängte, doch es fiel ihm schwer, Frauen zu verführen, die er schätzte. Entweder wollte er bei Tessie sein oder bei einer anderen Frau, die ihm nicht sonderlich gefiel. Dann war es leicht. Eine christliche Polizistin schien ihm sehr schwierig.
    Es war später Nachmittag, und die Sonne schien ihm nicht mehr ins Gesicht. Er nahm die Sonnenbrille ab und lachte leise vor sich hin, weil sein einziger Kummer in diesem Leben im Augenblick nur darin bestand, ob er es schaffen würde, mit einer Polizistin zu schlafen.
    Im selben Moment braute sich über ihm etwas zusammen, wovon er noch nichts ahnte.

3
    Sir Geoffrey Hunt, Assistant Director des MI 6, der stellvertretende Chef des britischen Nachrichtendienstes, war bester Laune, als er sich draußen am Stockholmer Flughafen Arlanda von seinem Freund und Kollegen verabschiedete. Er würde noch rechtzeitig zu seiner Whistpartie wieder in London sein, und trotz des zumindest für die schwedischen Kollegen recht düsteren Inhalts seines Auftrags war es in Stockholm recht angenehm gewesen. Immerhin hatte er ihnen in Übereinstimmung mit der Kooperationsvereinbarung, die vor drei Jahren getroffen worden war, einen Hinweis geben können, und außerdem würde wohl die Opposition - er belegte die Russen nie anders als mit diesem Jargon-Begriff - infolge der TRISTAN-Papiere die eine oder andere Niederlage erleiden.
    Doch da konnte man natürlich nie allzu sicher sein. Die schwedischen Agentenjäger hatten sich wegen ihrer Effizienz international noch nie einen Namen gemacht. Doch das war immerhin nicht seine Sorge. Satt und zufrieden nach einem Essen mit Gravlax, einer beachtlichen schwedischen Spezialität, wie er zugeben mußte, und kühlem Weißwein, war er jetzt auf dem Weg nach Hause.
    Sein Begleiter wirkte düster und bedrückt, doch das lag in der Natur der Sache, und im übrigen erweckte der Kapitän zur See Ulfsson ebensowenig wie die Schweden im allgemeinen den Eindruck, ein Bruder Lustig zu sein. Im Grunde waren die Schweden so etwas wie weichere Deutsche.
    Sir Geoffrey Hunt bestieg seine British Airways-Maschine und dachte von Stund an mehr an die abendliche Whistpartie im Club als an die Folgen des TRISTAN-Berichts, soweit sie die Schweden betrafen. Für die britische Seite war das Unternehmen jetzt abgeschlossen. Was von der Affäre noch übrigblieb, ging den britischen Nachrichtendienst nichts mehr an. Für den Anwalt der Krone waren nur noch die Reste zusammenzufegen und drei sowjetische Agenten vor Gericht zu stellen, die schon gestanden hatten. Möglicherweise würde das Foreign Office die Ausweisung des einen oder anderen Führungsoffiziers der Opposition verlangen. Soweit es das MI 6 betraf, war die Affäre TRISTAN eine Sache fürs Archiv, die allenfalls noch durch einen Bericht der Schweden zur Kenntnis der Briten vervollständigt werden würde. Doch für den Kapitän zur See Samuel Ulfsson, der um die gleiche Zeit in einem Repräsentationswagen des Generalstabs auf dem Weg in die Stockholmer Innenstadt war, ließ sich die Lage nur als tiefe Krise beschreiben.
    Nein, es war mehr als eine Krise. Es war eine ausgewachsene Katastrophe. Samuel Ulfsson hatte seinem englischen, seinem sogar sehr englischen Kollegen gegenüber nicht einmal angedeutet, welche Schlußfolgerungen sich aus dem TRISTAN- Bericht ziehen ließen. Sollten sich die Angaben als korrekt erweisen, so bedeutete dies, daß die Sowjetunion in den letzten Jahren zu fast jeder wichtigen Informationsquelle der zivilen Sicherheitspolizei Zugang gehabt hatte. Angefangen beim Stab des Oberbefehlshabers, der für taktische Dispositionen gegenüber der sowjetischen Unterwassertätigkeit auf schwedischem Territorium zuständig war, und außerdem… Samuel Ulfsson brachte es nicht fertig, den Gedanken zu Ende zu führen.
    Er begab sich direkt in sein Dienstzimmer, rief den Wachhabenden zu sich und bat ihn, eine telefonische Verbindung mit dem Oberbefehlshaber, dem Chef der operativen Abteilung, dem stellvertretenden und künftigen Chef der operativen Tätigkeit und dem Chef des militärischen Abschirmdienstes herzustellen. Er bat, die Telefonate auf eine abhörsichere Leitung zu legen, und zwar jedes einzelne, sobald die Verbindung hergestellt war. Anschließend ging er zu seinem Panzerschrank, holte erneut den TRISTAN-Bericht hervor und legte ihn auf die dunkelbraune

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