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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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womit er seine Berichte füllte.
    Natürlich konnte es daran liegen, daß seine Ausbildung ihn gerade für Moskau besonders qualifizierte. Das war ziemlich wahrscheinlich. Ein derart gut ausgebildeter Spezialist wie Hamilton hatte sich wohl kaum jemals einen anderen Feind als die Sowjetunion vorgestellt, und in diesem Sinn dürfte er auch gedrillt worden sein.
    Aber mit dem Augenblick, in dem er in den legalen Nachrichtendienst eintrat - militärische Observateure waren nach schwedischer Ansicht komischerweise als legale Nachrichtendienstleute anzusehen -, konnte es doch kaum mehr eine Rückkehr zum Geheimdienst geben?
    Sofern man Hamilton nicht als Mann der Zukunft und Anwärter auf einen Chefposten beim schwedischen Nachrichtendienst sah. Sowohl Samuel Ulfsson als auch der Alte würden bald pensioniert werden, der Alte sogar schon in wenigen Monaten.
    Nein, dazu war Hamilton wohl doch noch zu jung und verfügte zudem über allzu begrenzte Erfahrungen.
    Sollte die Wahl Moskaus als Dienstsitz etwa so etwas wie ein Scherz sein? Konnte es eine arrogante Geste sein, etwa derart:
    Hier, seht euch an, was eure Provokationen wert sind. Einen sowjetischen Agenten würden wir nie nach Moskau schicken, überhaupt niemanden, auf den auch nur der Schatten eines solchen Verdachts fällt.
    Nein, diese Art zu reagieren war englisch und nicht schwedisch.
    Es war schwierig, die Frage zu beantworten, ob es Einwände gegen den Mann gab. Aber mit Hamilton in Moskau hatte die Sowjetunion unzweifelhaft einen Schweden, den man notfalls des Landes verweisen konnte, und wenn auch nur als Antwort auf schwedische Ausweisungen, falls dies die Folge eines eventuellen Bekanntwerdens der PFAU-Affäre wäre.
    Hatten die Schweden das nicht bedacht?
    Nein, wahrscheinlich nicht, dazu waren sie zu sehr ihrem Schubladendenken verhaftet. Ihre Militärs dachten nur in militärischen Begriffen, und die Politiker nur in politischen. Sie waren sogar stolz auf dieses alberne System.
    Und noch eins: Würde es Hamilton mit all seinen Gewohnheiten, die er sich bei der geheimen Feldarbeit zugelegt hatte, überhaupt gelingen, sich an die legale schwedische Botschaftsarbeit zu gewöhnen? Würde es ihm etwa gelingen, überwiegend am Schreibtisch zu sitzen und irgendwelche Berichte zu schreiben? Würde er nicht einige Risiken auf sich nehmen? Konnte es nicht interessant sein, diese Risiken zu studieren, um später irgendwann vielleicht sogar an ihn heranzutreten?
    Alles höchst ungewiß, jedoch nichts, was sich von vornherein ausschließen ließ. Vielleicht war er verbittert und enttäuscht.
    Jedenfalls sollte Moskau den neuen schwedischen Marineattaché akzeptieren, ohne auch nur eine Augenbraue zu heben.
    Jurij Tschiwartschew rief seinen persönlichen Chiffriertechniker zu sich. Er war bereit, eine sehr kurze Mitteilung an Zentral zu schicken, die nur eine der vielen wichtigen Fragen beantwortete, die ihm gestellt worden waren.
    Fregattenkapitän Carl Gustaf Gilbert Hamilton hatte eine sehr eigenartige Woche hinter sich. Zunächst hatte er viel Zeit in der Attachéabteilung des Generalstabs zugebracht, in der man ihn zu seinem Erstaunen ohne weiteres als Kollegen akzeptiert hatte, denn GenSt/Att war ohne jeden Zweifel ein Teil des Nachrichtendiensts und hatte denselben obersten Chef. Dort hatte man sich bemüht, ihn mit diplomatischen Gepflogenheiten vertraut zu machen. Überdies hatte er vier Stunden täglich im Sprachlabor zugebracht und seinen neuerdings gleichgestellten Offizierskollegen Lallerstedt mit Fragen nach Uniformdetails und Marinejargon unter Gentlemen gequält.
    Es war unleugbar eine schwierige Frage, wie die Ordensspangen auf der linken Uniformbrust sitzen sollten. Nebeneinander konnten sie nicht angebracht werden, da pro Reihe nicht mehr als drei Auszeichnungen vorgesehen waren.
    Folglich gab es im nationalen Sinn nur eine Lösung des Problems. In der ersten Reihe brachte Carl nach Lallerstedts Anweisungen das blaugelbe Feld für die Königliche Medaille für Tapferkeit im Felde unter, daneben das karmesinrote Band der Ehrenlegion, dann die Spange des deutschen Bundesverdienstkreuzes.
    In der zweiten Reihe darunter gleich die zweite Spange der Königlichen Medaille für Tapferkeit im Felde.
    Auf der anderen Brusthälfte sollten die goldenen Schwingen von SEAL sitzen; jetzt gab es keinen Grund mehr, diese Auszeichnung geheimzuhalten, da die Russen anscheinend schon Bescheid wußten.
    Nur wenige Träger des Bandes der Ehrenlegion hätten es auf

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