Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
erkundigte sich James.
»Natürlich, genau wie du es angeordnet hast.«
»Dann ist es das Hintertor«, sagte James.
»Was ist mit dem Ausfallstor?«
»Zu nah am vorderen Tor. Nein, sie werden
versuchen, sich hinten herum davonzuschleichen.
Abgesehen davon«, sagte James mit einem Lächeln,
»habe ich es absichtlich nicht besonders gut bewachen lassen. Die ›Aufsicht hat ein unerfahrener
Kommandant‹, wie es heißt.«
»Jimmy die Hand, du bist wirklich ein grässlicher Bastard!«
»Herzlichen Dank, Locky!«, erwiderte James
fröhlich.
Sie verließen die Galerie und eilten eine Treppenflucht hinunter; unten warteten zwei Männer, die
sie als vertrauenswürdig empfanden und dort aufgestellt hatten. »Gerade sind drei Männer aufgebrochen, Junker«, sagte der alte Feldwebel.
»Kennt Ihr sie gut?«
»Nein. Zwei von ihnen sind letzten Sommer als
Ersatz hier eingetroffen und stammen aus Romney,
der andere ist erst vor ein paar Wochen hier aufgetaucht.«
James nickte. »Das sind unsere Männer. Ich wette, wenn wir den Arbeitsplan durchgehen, werden
wir feststellen, dass einer von ihnen in der Nacht,
in der der Baron gestorben ist, in der Küche gearbeitet hat, während die anderen beiden mit den
beiden Hauptleuten unterwegs waren.«
»Wo sind die anderen?«, fragte Locklear.
»Ich habe zehn Männer gefunden, bei denen ich
mir vollkommen sicher war, Junker«, antwortete
der Feldwebel. »Die meisten sind bereits seit vielen
Jahren hier; einer ist der Sohn meines Bruders. Sie
warten in der Nähe der Ställe.«
»Gut«, meinte James. »Gehen wir.«
Die vier eilten durch einen Tunnel am hinteren
Ende des Burgfrieds und gelangten an eine Tür,
die sich zum Hof mit den Stallungen öffnete. Wie
James vermutet hatte, waren die drei verdächtigen
Männer gerade dabei, zu den Ställen zu eilen.
Der alte Feldwebel legte zwei Finger an die
Lippen und stieß ein paar schrille Pfiffe aus. Die
zehn Soldaten lösten sich aus dem Schatten der
Ställe und rannten zu den drei Nachtgreifern.
Sofort drehte sich einer von ihnen um und sah
die vier von hinten auf sich zukommen. Als sie
begriffen, dass sie umzingelt waren, verzichteten
sie auf jeglichen Widerstand. Doch als James näher herankam, sah er, dass sich alle drei etwas in
den Mund steckten. »Haltet sie auf! Sie wollen sich
vergiften!«
Die Soldaten hetzten zu ihnen, aber es war
klar, dass sie zu spät kommen würden. Als sie die
drei Nachtgreifer erreichten, waren diese bereits
zu Boden gesunken; die Augen traten aus ihren
Höhlen, und ihre Gliedmaßen zuckten unkontrolliert.
»Verfluchte Fanatiker!«, sagte James.
»Wer sind sie, Junker?«, fragte der alte Feldwebel.
»Echte Nachtgreifer. Möglicherweise sind sie
noch von der Großen Erhebung übrig geblieben,
oder sie wurden neu rekrutiert. Auf jeden Fall waren sie willig, für dunkle Mächte zu töten und zu
sterben.«
Er blickte Locklear an, und der nickte. »Durchsucht sie nach irgendwelchen Papieren, dann verbrennt die Leichen.«
»Bekommen sie keinen Priester?«, fragte der
Feldwebel. »Es gibt ein Tempelheiligtum des Ordens von Lims-Kragma unten in Putney«
»Nein«, sagte James. »Wir müssen sie innerhalb
der nächsten Stunde verbrennen. Ich will sicher
gehen, dass sie auch tot bleiben.«
»Dass sie auch tot bleiben?«, fragte der Feldwebel.
James antwortete nicht. Es machte keinen Sinn,
die Männer zu beunruhigen, aber er erinnerte sich
noch lebhaft an die Nachtgreifer im Keller eines
Bordells in Krondor, die sich nur Minuten, nachdem sie getötet worden waren, wieder erhoben
hatten. Er hoffte, so etwas niemals wieder sehen zu
müssen.
»Was tun wir jetzt?«, fragte Locklear, als er seinen Freund eingeholt hatte.
»Wir schärfen unsere Schwerter, ölen unsere Rüstungen und warten auf Arutha«, antwortete James.
Owyn hatte niemals Gefallen an Seereisen gefunden, und Gorath musste zugeben, dass es auch für
ihn eine seltsame Erfahrung war. Doch beide hielten sich gut während der raschen Fahrt von Sarth
nach Ylith. Da ihnen eine Begegnung mit queganischen Kriegsgaleeren erspart geblieben war und
günstige Winde sie schnell vorangebracht hatten,
erreichten sie schon nach vier Tagen ihr Ziel.
In Ylith hatten sie mit dem Gold, das sie von
Katala erhalten hatten, Pferde erworben, und
nach einem Gespräch mit dem örtlichen Garnisonskommandanten hatten sie erfahren, dass im
Westen alles ruhig war. Welche Versuche Delekhan
auch unternommen haben mochte, das Königreich
davon zu
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