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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Handgranate hineinwerfen und kurzen Prozess machen könnte. »Sie wollen wissen, was ich drüben in der Kirche zu suchen habe und wessen Herz dort schlägt. Sie fragen sich, was dieser Herzschlag mit all dem Scheiß zu tun hat, der zurzeit in West-London abgeht, inklusive dem heutigen Aufruhr. Vielleicht möchten Sie auch wissen, wer Juliet Salazar ist und was sie mit all dem zu schaffen hat. So weit richtig?«
    Gwillam bedachte mich mit jener Art von gequältem, verwundertem Blick, mit dem man einen greisen Angehörigen betrachtete, der soeben versucht hatte, sich die Unterhose über den Kopf zu ziehen.
    »Ich rede von dem Mädchen«, sagte er sehr ruhig. »Von dem Mädchen, dem Sie soeben ihr inniges Versprechen gegeben haben. Es sei denn, es war ein anderes Mädchen. Vielleicht ist das eines Ihrer Hobbys.«
    Nur für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, als würden sich die Ereignisse beschleunigen und sich in eine Richtung von mir wegbewegen, für die ich nicht gewappnet war – als sei ich im Begriff, aufs Gesicht zu fallen und den letzten Rest meiner Würde zu verlieren. Ich fühlte mich jetzt wirklich nicht allzu gut. In meinem Kopf drehte sich alles, und ich hatte in meiner Nase einen Geruch, der entfernt an verfaultes Fleisch erinnerte.
    »Das Mädchen?«, wiederholte ich.
    Gwillam wirkte ein wenig verärgert, als ginge seine Geduld allmählich zu Neige. Verglichen mit der roboterhaften Ruhe, die er bis jetzt an den Tag gelegt hatte, eine fast sympathische Gefühlsäußerung. »Abigail Torrington«, sagte er. »Oder Abigail Jeffers. Was immer Sie vorziehen.«
    »Oh,
dieses
Mädchen.« Ich tat so, als begriffe ich erst jetzt, was er meinte, dabei kam ich mir vor, als würde ich mit bleigefüllten Schuhen wassertreten. Ich merkte mir den anderen Namen, um später darauf zurückzukommen. Das war schon mal etwas. »Aber das ist nur ein Vermisstenfall. Es sei denn, Sie haben noch einen anderen Grund, Dennis Peace zu suchen, hm? Geht es darum? Ist Abbie nur ein Mittel zum Zweck?«
    Gwillam musterte mich streng, zwei schnurgerade Linien mitten auf seiner Stirn. »Peace ist völlig unbedeutend«, sagte er. »Offenbar wissen wir beide zu würdigen, was er tat, aber angesichts seiner Motive können wir nicht darauf vertrauen, dass er auf diese Weise weitermacht. Nein, wir müssen Abigail finden. Und wir müssen sie finden, ehe jemand anderes es tut. Eine andere Möglichkeit dürfen wir nicht mal in Erwägung ziehen. Nach allem, was Sie seit Samstag gesehen und erlebt haben, dürfte Ihnen klar sein, was auf dem Spiel steht.«
    Ich spielte seine Worte in meinem Bewusstsein mit verschiedenen Geschwindigkeiten ab, jedoch nur mit allenfalls mäßigem Erfolg. »Es ist seltsam«, sagte ich und kapitulierte. »Alle Worte, die Sie aussprechen, ergeben einen klaren Sinn, aber wenn man sie zusammenfügt, dann kommt nur Scheiße heraus. Warum sollte Abbie für jemand anderen außer ihren Eltern wichtig sein? Oder ist es mit ihr wie mit dem Spatz, den Gott nicht vom Baum fallen lässt? Haltet ihr Typen nach jeder verlorenen Seele Ausschau, die gerade die Straße runterkommt? Ich meine, das ist sehr inspirierend, aber auch ein wenig schwer zu …«
    Ich verstummte, weil sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte und ich um etwa neunzig Grand nach links gedreht wurde. Dann starrte ich in ein feindseliges Gesicht, das von einem massiven Wall Augenbrauen beherrscht wurde.
    »Zeige gefälligst Respekt«, verlangte der
loup-garou
streng und fletschte die Zähne.
    »Po.« Gwillams Tonfall war milde, aber sehr wirkungsvoll. Der große
loup-garou
ließ meine Schulter los und trat zurück, fast wie ein Soldat, der zum Strammstehen aufgefordert wurde. Dann konnte ich Zucker drüben beim Civic stehen sehen, als glaubten sie, dass ich die Flucht ergreifen würde, und als würden sie sich für diesen Fall bereithalten. Ihr eigener Wagen – ein anderes Geländefahrzeug, sogar noch größer als der Jeep – stand etwa einhundert Meter weiter unten. Sie hatten den restlichen Weg zu Fuß zurückgelegt, während ich durch mein Flötenspiel abgelenkt gewesen war.
    Gwillam sah nicht sehr besorgt aus, weder um mein Wohlergehen noch wegen der Möglichkeit, dass ich mich aus dem Staub machte. Ich vermutete, ihm war wichtiger loszuwerden, was er zu sagen hatte, als Zeuge zu sein, wie mir die Kehle zerfetzt wurde.
    Er nickte dem
loup-garou
neben mir zu und lobte mit dieser Geste seinen bedingungslosen Gehorsam, dann wandte er sich wieder zu mir

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