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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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versuchen?«
    Torrington schüttelte mit Nachdruck den Kopf und begann, über das Honorar zu reden – ein Thema, das die meisten angehenden Klienten zu einem viel früheren Zeitpunkt ansprachen. Ich beschloss, dieser Frage einstweilen auszuweichen, weil ich noch nicht wusste, wie weit ich in dieser Angelegenheit kommen würde. Falls ich vor eine Mauer lief, wollte ich ihn lediglich davon in Kenntnis setzen und das Ganze auf sich beruhen lassen. Eine Anzahlung zurückzugeben, würde eine Situation, die auch so schon unangenehm genug war, nur verschlimmern. »Sie können mich bezahlen, wenn ich mich entschließe, den Fall zu übernehmen«, sagte ich.
    Torrington musterte mich erschrocken. »Aber Sie meinten …«
    »Dieser erste Teil ist lediglich eine erste Sichtung des Sachverhalts. Eine Art – Bestandsaufnahme. Belassen wir es einstweilen auf dieser Basis. Es hat keinen Sinn, dass Sie irgendwelches Geld auf den Tisch legen, falls ich am Ende eine Niete ziehe. Aber wenn Sie mir die Sachen für einen Tag überlassen, können wir uns morgen unterhalten, nachdem ich die Gelegenheit hatte, mir alles ein wenig gründlicher anzusehen.«
    Torrington verstand diesen Wink und erhob sich, um zu gehen.
    »Soll ich Sie morgen früh anrufen?«, fragte er.
    »Ich habe Ihre Telefonnummer«, entgegnete ich. »Ich melde mich bei Ihnen.« Als ich ihm in die Augen sah, gewahrte ich die tiefe Trauer und Qual in seinem Blick und empfand Mitleid mit ihm. »Heute Abend. Ich versuche, Sie heute Abend anzurufen. Bis dahin sollte ich eigentlich einige weitere Informationen für Sie haben.«
    Ich brachte ihn zur Tür, und er ging die Treppe hinunter. Ehe er unten ankam, drehte er sich noch einmal um, als spürte er, dass ich ihm nachschaute. Ertappt schloss ich die Tür. Eine Tragödie hat stets etwas Verlockendes. Was ich im Augenblick tat, konnte man mit dem Abbremsen auf einer Schnellstraße vergleichen, um die Folgen eines Unfalls auf der Gegenfahrbahn zu begaffen. Für einen Moment empfand ich ein tiefes Unbehagen und Ekel vor mir selbst.
    Ich verspürte auch noch etwas anderes, nämlich einen gewissen Grad von Verwirrtheit, die ich mir nicht erklären konnte. Die Torringtons hatten soeben so viel schmutzige Wäsche vor mir ausgebreitet und so viele Wunden offenbart – und zwar sowohl im übertragenen Sinn wie auch ganz real – dass ich in gewisser Hinsicht das Gefühl hatte, sie weitaus besser zu kennen, als mir lieb war. Gleichzeitig konnte ich jedoch das Gefühl nicht abschütteln, dass es in ihrer Beziehung etwas gab, das mir verborgen blieb. Einen Bereich, in dem ich zwei und zwei zusammenzählte und auf fünf kam. Vielleicht war es dieses verwickelte Knäuel von Emotionen, das ich bei Mel aufgefangen hatte, und die Tatsache, dass dort Angst das vorherrschende Gefühl war. Nicht nur eine Art von Angst, sondern alle möglichen verschiedenen Ängste, die sich miteinander vermischten. Die Liebe zu ihrem Mann war ebenfalls ausgeprägt und stark, und sie strahlte so klar und deutlich hervor, dass sie erschien wie eine Art religiöser Hingabe. Aber die Angst fesselte auch sie wie eine Art pathologische Schlingpflanze.
    Nun, selbst wenn ich den Auftrag übernahm, ging ich keine gleichzeitige Verpflichtung ein, sie einer Paartherapie zu unterziehen. Es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Ansammlung von Objekten auf meinem Schreibtisch, aber ich wusste, als ich sie betrachtete, dass ich dazu noch nicht bereit war. Ich musste mich für diese spezielle Reise sorgfältig wappnen.

    Grambas schaute von seinem Sudoku-Rätselheft hoch, als ich sein Café betrat. »Und«, rief er und klemmte sich den Bleistift hinters Ohr, »haben Sie jetzt einen Job, Castor?«
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht. Ich sagte ihnen, ich würde es mir überlegen.«
    Er wischte sich die Hände an seiner schmuddeligen Schürze ab. »Na klar«, sagte er mitfühlend, »es muss hart sein, wo Ihr Terminplan ja so voll ist. Nicht zu wissen, ob Sie noch irgendetwas dazwischenschieben können …«
    »Einen doppelten Kaffee«, knurrte ich. »Zum Mitnehmen. Und sparen Sie sich den Rest.«
    Während er den dicken, schwarzen griechischen Kaffee in einen Plastikbecher füllte, kam Maya mit einer Plastikwaschschüssel voll frisch geschnittener Kartoffelscheiben herein. »Castor hat schlechte Laune«, klärte Grambas sie auf.
    »Ja«, sagte Maya. »Das wusste ich schon.«
    »Du wusstest das?«
    »Klar.«
    »Und

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