Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Zinken und Widerhaken.
»Da steckt man das Brot drauf und taucht es in den Käse, stimmt’s?«, fragte er. Er hatte noch nie Fondue gegessen.
»Ja.« Sie füllte die Schnapsgläser. »Stippen Sie den Brotrand zuerst in den Kirschschnaps und dann in den Käse.«
»Mmmm. – Haben die Gendarmen erklärt, warum sie so lange gebraucht haben?«
»Sie sagten, sie hätten noch auf einen anderen Notruf reagieren müssen. Aber das sagen sie wohl immer, und das Gegenteil lässt sich nicht beweisen.«
»Sitzt im Stadtrat vielleicht eine Frau, die Ihre Sache unterstützt?«, fragte er.
»Mehr als eine. Sie haben auch durchgesetzt, dass wir die Notrufleitung bekommen haben. Jetzt werden sie sich schriftlich bei der Gendarmerie und der Präfektur beschweren.«
»Vielleicht sollten Sie auch die örtliche Presse informieren«, empfahl er. »Und France Bleu Périgord könnte einen Beitrag bringen, vielleicht sogar eine Diskussionssendung zum Thema veranstalten. Das würde der Gendarmerie Beine machen, und wir haben jetzt eine Justizministerin. Ihre Ratsfrauen könnten auch ihr einen Brief schreiben. Nichts bringt die Gendarmen mehr auf Trab als eine Anfrage aus Paris.«
»Ich wünschte, wir hätten Sie in Bergerac.« Wie er war sie vom Essen ins Schwitzen geraten. Die lange Narbe auf der Wange – das Überbleibsel eines Unfalls in den Bergen – hob sich rötlich schimmernd von der bleichen Haut ab, doch sie fiel ihm eigentlich kaum mehr auf. Aber als würde Fabiola spüren, worauf sein Blick gerichtet war, nestelte sie eine Nadel aus ihrem Knoten und ließ die Haare über die Wangen fallen.
Verlegen widmete sich Bruno wieder dem Fondue und ließ absichtlich ein Brotstück in den Käse fallen.
»So was Dummes«, sagte er und stocherte mit der Salatgabel nach dem versunkenen Brot. Sie schaute ihm mit ausdrucksloser Miene dabei zu.
»Sie sind manchmal sehr leicht zu durchschauen, Bruno«, sagte sie und wendete sich wieder ihrem Fondue zu. »Übrigens, ich habe meinen Freund in der Gerichtsmedizin angerufen. Ihre mysteriöse Tote scheint an einer Orgie teilgenommen zu haben. Spermaspuren verschiedener Männer hinten wie vorne. Vielleicht auch im Mund, aber das lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen, weil sie getrunken hat.«
Er legte die Gabel ab und schluckte. »Ein wirklich günstiger Zeitpunkt, mich über solche Details aufzuklären«, entgegnete er.
»Ja, wir toubibs sind bekannt für unser Zartgefühl. Vielleicht interessiert es Sie auch, dass die Frau irgendwann ein Kind zur Welt gebracht hat. Immer schön den Käse rühren, sonst wird er fest. Und essen Sie. Die Kruste am Boden ist das Beste.«
9
Am nächsten Morgen wachte Bruno schon früh in Pamelas Gästezimmer auf; er fand es irgendwie unpassend, während ihrer Abwesenheit in ihrem Bett zu schlafen. Er ließ die Pferde auf der Koppel laufen, vergewisserte sich, dass sie genug Heu im Stall hatten, und fuhr nach Hause, um ein frisches Hemd und frische Unterwäsche anzuziehen, da sein Vorrat bei Pamela langsam zu Ende ging. Er fütterte die Hühner, wässerte den Gemüsegarten und stopfte seine Schmutzwäsche in einen großen Plastikbeutel, bevor er in die Stadt fuhr. Er gab den Beutel in der Wäscherei ab, zahlte Georgette etwas mehr fürs Bügeln der Hemden und trank in Fauquets Café seine erste Tasse Kaffee an diesem Tag. Dazu aß er ein Croissant und warf einen Blick in die Sud-Ouest.
»Nichts Neues in dem Blättchen«, sagte Roberte, Brunos Tennispartnerin beim gemischten Doppel, die das Büro der Sozialhilfe im Bürgermeisteramt leitete. »Nur ein Interview mit Antoine, der berichtet, wie ihr sie aus dem Wasser gezogen und gestern dann die Flussufer abgesucht habt. Aber ich schätze, das hast du schon gelesen.«
Das hatte er noch nicht, und als er nun die Zeilen überflog, las er zu seinem Ärger, dass Antoine das Rote Château als eine der möglichen Ablegestellen des Kahns bezeichnet hatte. Er konnte ihm keinen Vorwurf machen. Antoine hatte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, um für seinen Kanuverleih kostenlos Werbung zu machen; dazu war ein Foto von ihm abgebildet, das ihn vor dem großen Schild seines Campingplatzes zeigte. Philippe Delaron ging allerdings ein bisschen zu weit in seinen Bemühungen, die Story breitzuwalzen. Seine Schlagzeile war unter aller Kritik: Fluss nach Teufelsfrau abgesucht. Dem Bürgermeister würde das gar nicht passen.
In seinem Büro schaltete Bruno den Computer ein und überflog die übliche Post,
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