Fesseln der Leidenschaft
einem Lächeln ähnelte – es war ein fantastischer Anblick!
»Ihre Namensvetterin ist die schlaueste Katze, die ich kenne, deshalb paßt der Name«, fuhr er fort.
Nun fragte sich Reina, wer wohl diese Dame war. Ranulf schien nicht viel von ihr zu halten.
»Ihre Ella … «
»Lady Ella.«
»Lady Ella frühstückt gerade«, stieß Reina hervor. Sie fand es beleidigend, daß sie dem räudigen Vieh einen Titel geben mußte, ihren Titel, doch sie hatte momentan keine Lust auf den ersten Streit mit ihrem neuen Ehemann. »Soll ich Ihren Knappen rufen?«
»Noch nicht.
Er richtete sich auf, und das Leintuch fiel auf seinen Schoß. Reina blickte zur Seite. Diese breite, goldene Brust wirkte wie ein Magnet auf ihre Augen, doch sie wehrte sich standhaft gegen die Anziehung.
»Entkleiden Sie sich.«
Ihr Blick suchte groß und ungläubig sein Gesicht. »Ich habe Sie nicht richtig verstanden.«
»Doch, Sie haben!« Seine tiefe Stimme klang weich. »Ich möchte wissen, ob ich letzte Nacht geträumt habe, ob Sie wirklich mein waren.«
»Sie brauchen sich nur die Laken anzusehen, um zu wissen, daß Sie mich besessen haben.«
Er tat es und fluchte. Das Bettzeug wies einen großen Blutfleck auf. »Bei Gott, habe ich Sie getötet?«
»Kaum«, erwiderte Reina, und die veilchenfarbenen Augen blickten sie wieder an. »Sehe ich vielleicht tot aus?«
Seine Züge verfinsterten sich. »Sie sehen wie die Dame aus, die ich geheiratet habe. Aber ich möchte wissen, ob es ein Traum war, was sich unter Ihren Kleidern verbirgt. Ziehen Sie sich aus, und zwar schnell, oder ich werde … «
»Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl sie in schärfstem Ton, als er das Leintuch wegstieß. Es kostete sie einige Anstrengung, ihm weiterhin in die Augen zu schauen, doch sie schaffte es. »Ehe Sie einer dummen Regung nachgeben, bedenken Sie, was heute alles ansteht. Wenn wir nicht bald reiten, werden wir Clydon nicht erreichen, solange es noch hell genug ist für meine Leute, um mich leicht zu erkennen. Es wird sowieso schwierig sein, Lord Simon zu erklären, warum ich den Mann geheiratet habe, der mich entführte. Ich möchte keine Probleme erleben, in mein eigenes Schloß zu gelangen, nur weil Sie heute morgen geruhen herumzutrödeln.«
Eine ganze Weile sagte er gar nichts und starrte sie einfach an. Dann zuckte er schließlich mit den Schultern. »Gut, ich glaube, ich kann bis heute abend warten.«
Das meint er, dachte Reina und floh erleichtert aus dem Zelt. Sie beabsichtigte, ihren ursprünglichen Plan zu verwirklichen und bis zu ihrer zweiten Hochzeit allein in ihrem Zimmer zu schlafen. Solange Sir Henry nicht eintraf und Ranulfs Lehenseid entgegennahm, betrachtete sie sich nicht als verheiratet, ob sie nun entjungfert war oder nicht.
Reina änderte ihre Meinung über das, was sie Simon Fitz Osbern und ihren anderen Vasallen erzählen wollte. Während sie vor Ranulf auf dessen riesigem Pferd saß, erläuterte sie ihre Gründe. Ihr eigenes Reittier war ihr verweigert worden, da ihr Mann ihr noch nicht traute. Er wollte sie in Reichweite haben, damit sie nicht versuchen konnte, ihre Leute gegen ihn aufzuwiegeln. Sie ließ ihn nicht wissen, daß seine Befürchtungen unbegründet waren. Er mußte es selbst herausfinden, daß Reina sich nun ihrer Ehe verpflichtet fühlte und nicht vorhatte, sich ihres Ehemannes zu entledigen.
Was ihre Vasallen betraf, machte sie ihm klar, daß es einfacher sein würde, ihnen vorzuschwindeln, sie sei noch nicht verheiratet, habe es aber vor. Wenn sie behauptet hätte, freiwillig so schnell und heimlich geheiratet zu haben, wäre die Freiwilligkeit dieser Ehe gewiß angezweifelt worden. Aber Reina wollte, daß ihre Vasallen Ranulf ohne Vorbehalt akzeptierten, und das würden sie eher tun, wenn ihre Herrin sie informierte, er sei der Mann ihrer Wahl.
Er war einverstanden, wenn auch widerwillig. Natürlich diente ihm zur Beruhigung, daß er die Kopien des Heiratsvertrages besaß, die er jederzeit vorlegen konnte, falls Reina ein falsches Spiel versucht hätte. Ranulf mußte seinen Männern das Täuschungsmanöver mitteilen, und sie waren bereit vorzugeben, daß die Heirat noch nicht stattgefunden hatte. Reina hoffte, gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein, doch eine Garantie gab es nicht. Es war auch nicht leicht für sie, einen klaren Kopf zu behalten, nachdem sie von solch kräftigen, muskulösen Armen umfangen wurde. Außerdem war sie noch durch den Vorfall des Morgens verwirrt.
Sie konnte sich nicht
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