Fesseln der Leidenschaft
ich habe die Sache falsch angepackt. Sie fragten mich, wie Sie Ihrer Lady Vergnügen bereiten könnten, ohne ihr weh zu tun; und da gibt es etwas, das ich übersehen habe. Vielleicht sollten Sie langsam beginnen. Berühren Sie sie zuerst nicht mit den Händen. Benützen Sie statt dessen Ihre Lippen und die Zunge.«
»Das wäre nicht dasselbe.«
»Warum nicht? Sie können sie mit dem Mund überall berühren, wo Sie Ihre Hände gebrauchen würden.«
»Überall?«
»Ja.«
»Überall?«
Die Rote Alma lachte vor sich hin, da sie seine Gedanken las. »Ja, auch dort. Die meisten Männer denken nicht daran, aber die kleine Anzahl Kundiger findet ihr besonderes Vergnügen darin. Natürlich wird Ihre Frau protestieren, denn es wird ihr seltsam vorkommen. Aber wenn Sie darauf bestehen, wird sie es nicht nur mögen, sondern Sie können sie damit zum vollen Höhepunkt bringen.«
»Wie ist das möglich?«
Die Rote Alma errötete zum erstenmal seit langen Jahren. »Sie müssen mir glauben, mein Herr, daß es passieren kann. Und auf diese Weise brauchen Sie sich mit dem Lernen der angebrachten Zärtlichkeiten nicht zu beeilen. Dafür bleibt Ihnen genügend Zeit, wenn Ihnen Ihre Frau allmählich vertrauter wird.«
Er stellte keine Fragen mehr und ließ eine Silbermünze auf dem Tisch zurück – mehr als die Rote Alma je gesehen hatte. Zudem erhielt sie das Versprechen, der Betrag würde verdoppelt, falls sie die Wahrheit gesagt hatte. Ob sie die Wahrheit gesagt hatte, hing nun von der Lady ab. Manche Frauen wehrten sich heftig gegen das, was sie vorgeschlagen hatte, und in diesem Fall pflegte ein Mann sich nicht sehr lange zu bemühen. Doch der neue Herr schien kein Mensch zu sein, der schnell aufgab. Weit davon entfernt! Er war entschlossen, seiner Lady Vergnügen zu bereiten, mochte sie es wollen oder nicht. Was hätte Alma dafür gegeben, wenn sie in dieser Nacht ein Floh im Bett der beiden hätte sein können!
29
»Aber warum jetzt, meine Herrin?«
»Weil jetzt die ideale Zeit dafür ist, Aylmer.« Während der miese Kerl wegen seiner Untreue von Schuldgefühlen geplagt wird, fügte Reina innerlich hinzu. »Er wird heute zu allem ja sagen, was ich von ihm verlange.«
»Das habe ich befürchtet«, flüsterte der Junge.
Reina sah ihn vorwurfsvoll an. »Wolltest du dich nicht gern um Lady Ella kümmern?«
»Ja, doch. Aber ich dachte nicht, daß ich den Lord deshalb persönlich sehen müßte.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Warte in der Fensternische, bis ich dich rufe.« Sie strich ihm durch das Haar und schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln. »Los, Aylmer, es gibt nichts zu befürchten.«
Ihr Lächeln schwand in dem Moment, als er sich umdrehte. Wie hatte es ihre Mutter nur geschafft, immer so diplomatisch zu sein? Die Dame hatte ihre Tochter gelehrt, in dieser Welt der männlichen Autorität, in der eine
Frau für alles und jedes die Zustimmung eines Mannes benötigte, auch das geringste Vorkommnis zu nützen, um diese Zustimmung zu erlangen.
Schuldgefühl war ein wesentlicher Faktor, auf den man bauen konnte, hatte Reinas Mutter einmal erklärt. Nicht, daß sie ihren Mann jemals der Untreue verdächtigt hätte. Aus gebrochenen Versprechen, Nachlässigkeiten, kleinen Alltagsdingen hatte sie Vorteile gezogen. Anders als ihre Tochter, hatte sie keinen Gatten gehabt, der beim winzigsten Anlaß in alte Laster verfallen war.
Reinas Mutter hatte es verstanden, ihrem Mann auf geschickte Weise beizubringen, daß sie unzufrieden mit ihm war. Ob er nun schuldig war oder nicht, hatte er geglaubt, Grund für Gewissensbisse zu haben, und jede Gelegenheit zur Wiedergutmachung ergriffen, sei es nun mit einem neuen Kleid oder einem Besuch bei Hof.
Reina konnte sich von ihrem Ehemann nicht vorstellen, daß er so etwas Normales wie die Erleichterung seines Gewissens anstrebte. Und von sich selbst konnte sie nicht erwarten, daß sie ihm in Ruhe Anregungen unterbreitete, wenn sie vor Zorn kochte. Aber was ihre Mutter gekonnt hatte, das mußte sie auch können. Und wenn sie Ranulfs Zustimmung in den strittigen Punkten bekommen hatte, würde sie ihn töten, dieses Schwein, diesen elenden hundsföttischen Schuft!
Wie konnte er nur? Nein, was war los mit ihr ? Sie hatte kein Recht, wegen so etwas so wütend zu sein. Im allgemeinen herrschte die Ansicht, daß eheliche Treue nicht wichtig war. Reina wußte das und hatte nie etwas anderes erwartet. Nur ihre Mutter war von dieser Meinung abgewichen.
Das Beste, worauf
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