Fesseln der Unvergaenglichkeit
an und rannte zur Tür.
Zitternd vor Anspannung schlich sie am Empfang vorbei. Sobald sie die blonde Empfangsdame hinter sich gelassen hatte, rannte sie los. Sie irrte durch die Gänge und versuchte ihre Tränen zu kontrollieren, wischte sich über die Augen und versuchte niemanden anzusehen.
Nach langem Suchen fand sie den Ausgang. Vor dem Krankenhaus rauschte der Verkehr.
Sie blickte umher. Wo war Leonardo?
Er hatte gesagt, er würde auf sie warten. Sie konnte ihn nirgends sehen. In der Ferne sah sie ein Subwayzeichen und begann zu rennen.
Nur weg von dem Krankenhaus!
Was, wenn Doktor Weser aus seiner Ohnmacht erwachte? Die Verbrennung hatte furchtbar ausgesehen. Sie drehte sich um, niemand verfolgte sie. Die Rolltreppe der Subway brachte sie in die Tiefe. Die Linie B lag vor ihr. Sie blieb stehen und wollte ihr Handy aus der Tasche nehmen, doch sie fand es nicht. Dann fiel ihr ein, dass sie es Leonardo gegeben hatte, damit er in ihrer Abwesenheit nachprüfen konnte, wie sich ihr Empfang optimieren ließ. Wo war er?
Sie fürchtete sich vor Wesers Reaktion, wagte nicht, nach Hause zu gehen. Der Menschenstrom umwaberte sie wie eine drohende Warnung. Weser konnte die bewegliche Mauer jederzeit durchbrechen.
»Aiyana, was machst du hier?« Sie wich erschrocken zurück und drehte sich um. Karl stand neben ihr. Er sah sie an.
»Geht es dir gut? Deine Wimperntusche ist mehrheitlich unter deinen Augen verteilt. Hast du geweint?«
Aiyana nahm ein Taschentuch hervor. »Ich habe Probleme. Ich habe jemanden verletzt.« Die Wahrheit rutschte ihr ungewollt über die Lippen.
»Warum hast du das getan?«
»Aus Notwehr. Mein Symbol hat meinen Arzt verbrannt. Jetzt kann ich nicht mehr nach Hause.«
Karl sah sie verdattert an. Dann legte sich ein Grinsen über seine Züge. »Zuerst musst du dich beruhigen. Weißt du, wo Leonardo ist?«
»Ich sollte ihn vor dem Krankenhaus treffen, aber er war nicht da.«
Karls Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das klingt gar nicht nach Leonardo. Du bist komplett fertig, ich nehme dich mit. Bei mir bist du in Sicherheit. Leonardo kann dich auch dort abholen.«
»Danke, ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.«
»Alles klar. Ich dachte, du bist ein normaler Mensch und jetzt erfahre ich, dass du ein Symbol hast, das Leute verbrennt.« Karl sah sie neugierig an. »Das musst du mir erzählen, das interessiert mich. Aber nicht hier. Komm, die A-Linie bringt uns direkt in die Bronx zu meiner Galerie. Dort sind wir ungestört.«
Aiyana folgte ihm. »Ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe.«
Karl grinste. »Wir Wesen müssen zusammenhalten.«
Aiyana nickte. »Seit heute fühle ich mich definitiv nicht mehr als Mensch.«
»Du scheinst ungewöhnliche Vorlieben zu haben. Das letzte Mal, als ich dich traf, hat dich eine Todeszelle verfolgt und heute verbrennst du einen Arzt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich in meine Galerie mitnehmen sollte. Aber für Leonardo nehme ich die Gefahr auf mich.«
Sie warteten auf den Zug. Karl folgte dicht hinter ihr in den Wagen, mit leisen Geräuschen schlossen sich die Türen.
*
Falko erwach te.
Eikshe beugte sich über ihn und ihre dunkle Augen sahen ihn wütend an. »Kannst du mir erklären, was du hier am Boden machst?«
Falko hob seinen Kopf, stützte sich auf seinem Ellbogen ab und stöhnte auf vor Schmerz. Seine Hand brannte und der Schmerz, der sich strahlenförmig in seinem Körper verteilte, ließ ihn erzittern.
Eikshe kniete neben ihm. »Wer hat dich so zugerichtet? Zeig mir deine Hand.«
Falko starrte auf seine Verletzung. Die Innenfläche der Hand leuchtete rot und war geschwollen. Kleine Hügel hatten sich gebildet, die seine Haut zu einem bizarren Muster wölbten.
Eikshe nahm seine Hand. »Was hat dich verbrannt? So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Falko schwieg. Er musste es ihr sagen.
»Was verbirgst du vor mir?« Eikshes Augen sprühten Funken.
Falko wand sich. Sie würde es herausfinden, er hatte schon zu lange geschwiegen. »Ein Symbol hat mich verbrannt.«
Eikshes Blick veränderte sich. »Ein Schamanensymbol?«
»Ja.«
»Würdest du mir bitte erklären, warum es dich verbrannt hat?« Ihr Blick durchbohrte ihn.
Er warf seinen Kopf zurück. Er brauchte sie nicht. »Ich bin an eine Seelenpartnerin gebunden, und obwohl ich noch kein Magier bin, benutze ich die dunkle Macht, um mich gegen meine Gefühle zu wehren. Darum hat sich das Symbol, als ich es berührte, gegen mich gewandt und mich
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