Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
Schließlich musste sie sich unbedingt auf die Sicherheit der ihr anvertrauten Männer konzentrieren. Sie hätte Drake eine Abfuhr erteilen sollen. Hier im Sumpf gab sie die Anweisungen – nicht er. Saria biss sich auf die Lippen und ging voran. Die Lautlosigkeit der Männer war unheimlich, doch sie wollte nicht über die Schulter schauen, um zu sehen, ob sie ihr folgten. Trotz des mörderischen Tempos, das sie anschlug, umging sie alle giftigen Sträucher und achtete sorgfältig darauf, die Füße nur dahin zu setzen, wo der Boden sie sicher trug. Leider hatte der Regen ihn aufgeweicht, sodass er noch schwammiger war als sonst.
Als Drake sie an der Schulter berührte, blieb sie automatisch stehen. Er stellte sich vor sie, hob die Hand und spreizte die Finger. Sofort schienen seine Männer mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Gerade hatte man sie noch sehen können und nun waren sie verschwunden. Lautlos, ohne dass auch nur ein Blatt raschelte oder ein Zweig knackte, hatten sie sich einfach in Luft aufgelöst.
Saria hatte weder ein Boot gehört noch Lichter gesehen, doch ihr Herz begann schneller zu klopfen, und sie spürte, wie ihre Leopardin tief in ihr die Krallen ausfuhr. Angst stieg in ihr hoch. Die Tatsache, dass sie gemerkt hatte, wie ihre Leopardin sich buchstäblich kampfbereit machte, erschreckte sie noch mehr als das Verschwinden der Männer. Sie hatte keine Erfahrung im Umgang mit solchen Menschen. Und sie brauchte noch Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass auch sie ein Raubtier in sich hatte. Nach all den Jahren, in denen sie neidisch auf ihre Brüder gewesen war und sich so allein gefühlt hatte, hatte sie genau das bekommen, was sie wollte, und nun fürchtete sie sich. Jetzt, wo sie dazugehörte, hätte sie sich gern irgendwo in einer stillen Ecke verkrochen und sich zu einer Kugel zusammengerollt.
Drake klopfte ihr auf die Schulter und sie kauerte sich hin, selbst verwundert darüber, dass sie wusste, was er wollte. Dann deutete er nach links und sie sah, dass sich im Gebüsch etwas regte, hörte aber nur das Trommeln des Regens. Dann blieb es eine Weile ruhig. Sie hätte ihre Herzschläge zählen können, während die Spannung zunahm. Der ständige Regen ließ ein wenig nach und wurde zu einem langsamen Nieseln, begleitet von dichtem Nebel, der sich auf den Sumpf legte und in dicken Schwaden über dem Wasser hing.
Drake kauerte sich neben sie. »Wir haben Gesellschaft. Nördlich von uns, zwei Boote im Wasser, Seite an Seite. Die Lichter sind abgedeckt. Kannst du uns zu einem Weg führen, der uns zum Mercier-Land bringt, ohne dass wir gesehen werden?« Er flüsterte ihr die Worte ins Ohr, die Lippen dicht an ihrer Haut und schon begann ihr Schoß zu brennen – eine höchst unangemessene Reaktion. Ihre Leopardin erhob sich erwartungsvoll. Schockiert darüber, dass das Tier in einer auch so schon unmöglichen Nacht solche Scherereien machte, schloss Saria kurz die Augen.
Drake legte eine Hand um ihren Nacken. »Lass sie noch nicht raus. Halt sie unter Kontrolle.«
»Machst du Witze?«, zischte Saria wütend zurück. Die Leopardin machte sie gereizt, doch das kümmerte sie nicht mehr. »Wie soll ich die Kontrolle behalten, wenn ich nicht einmal weiß, was auf mich zukommt?«
»Du bist stark genug, Saria. Wenn du sie zu weit hervorkommen lässt und es in einem der Boote einen Gestaltwandler gibt, wird er, falls der Wind umschlägt, sofort wissen, dass du heute Nacht im Sumpf bist.«
Saria schnaubte und kämpfte gegen den seltsamen Drang an, am liebsten mit den Fingernägeln nach Drake zu schlagen. Ihre Katze machte sich deutlich bemerkbar – und sie hatte schlechte Laune. Der Regen, die Nähe so vieler Männer und das Gefühl, aus der Haut zu platzen, machten Saria nervös und unruhig.
»Hör auf mich, Baby«, sagte Drake. »Ich weiß, dass es schwer ist. Sie kommt und geht … «
»Erzähl mir was Neues«, blaffte sie. »Ich hocke in diesem verdammten Regen, nass bis auf die Haut, umgeben von Verrückten, mit einer Leopardin im Innern, die sich im Handumdrehen von einem Flittchen in eine psychotische Zicke verwandelt. In meinen Adern kreisen so viele Hormone, dass ich nicht mehr weiß, was ich tue.«
»Atme sie weg. Schieb sie fort, mit aller Kraft. Sie muss erkennen, dass du die Überlegene bist und dich weigerst, dich von ihren überbordenden Hormonen steuern zu lassen.«
Saria schaute sich langsam um, vor ihren Augen flimmerte es und ihre Sicht veränderte sich. Die
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