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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Küste gelegen, war die Domäne des vormaligen Alexander Fraser, der nunmehr der Abt jenes Hortes der Gelehrsamkeit und Frömmigkeit war. Alexander war einer von Jamies sechs Fraser-Onkeln.
    »Dougal und er vertragen sich nicht sonderlich gut«, erklärte Jamie, »aber Dougal sah, daß in Schottland nur wenig für mich getan werden konnte; wenn mir irgend etwas helfen könnte, war es vielleicht dort zu finden.«
    Und so verhielt es sich in der Tat. Dank des medizinischen Wissens der Mönche und seiner kräftigen Konstitution hatte Jamie überlebt und sich in der Obhut der Benediktiner allmählich erholt.

    »Als ich wieder gesund war, bin ich zurückgekehrt«, fuhr er fort. »Dougal und seine Leute haben mich an der Küste abgeholt, und wir waren gerade unterwegs zu den MacKenzie-Ländereien, als wir, äh, dir begegnet sind.«
    »Hauptmann Randall behauptet, ihr hättet Vieh gestohlen«, sagte ich.
    Jamie lächelte. »Nun, Dougal ist kein Mann, der sich eine Gelegenheit entgehen läßt, etwas einzuheimsen«, bemerkte er. »Wir stießen auf eine hübsche kleine Herde, die auf einer Wiese graste, und niemand war in der Nähe. Also…« Jamie zuckte fatalistisch die Achseln.
    Offenbar war ich gegen Ende der Auseinandersetzung zwischen Dougals Leuten und Randalls Dragonern aufgetaucht. Als Dougal feststellte, daß die Engländer gegen sie vorrückten, schickte er die Hälfte seiner Leute mit dem Vieh um ein Dickicht herum, während sich die übrigen Schotten zwischen jungen Bäumen versteckten, um die Engländer aus dem Hinterhalt zu überfallen.
    »Ging auch sehr gut«, sagte Jamie anerkennend. »Wir griffen sie an und ritten brüllend durch ihre Reihen. Sie setzten uns natürlich nach, und wir führten sie über Bäche, Felsen und dergleichen; unterdessen empfahl sich der Rest von uns heimlich mit dem Vieh und überquerte die Grenze. Dann schüttelten wir die Rotröcke ab und versteckten uns in der Kate, wo ich dich zum ersten Mal gesehen habe - wir warteten darauf, im Schutz der Dunkelheit entwischen zu können.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Aber warum bist du nach Schottland zurückgekommen? Wärst du in Frankreich nicht sicherer gewesen?«
    Jamie öffnete den Mund, um zu antworten; dann besann er sich anders und trank einen Schluck Wein.
    »Das ist eine lange Geschichte, Sassenach«, sagte er ausweichend. »Ich werde sie dir später einmal erzählen, aber jetzt zu dir. Berichtest du mir von deiner Familie? Natürlich nur, wenn du meinst, daß du’s kannst«, fügte er hastig hinzu.
    Ich überlegte einen Moment, doch es schien mir wirklich kein großes Risiko, Jamie von meinen Eltern und von Onkel Lamb zu erzählen. Schließlich hatte Onkel Lambs Beruf mindestens einen Vorteil: Ein Altertumskundler macht im achtzehnten Jahrhundert genausoviel - oder genausowenig - Sinn wie im zwanzigsten.

    Und so berichtete ich Jamie fast alles, ließ nur Kleinigkeiten wie Autos und Flugzeuge aus - und den Weltkrieg natürlich. Er lauschte aufmerksam, stellte ab und zu Fragen, bekundete sein Beileid zum Tod meiner Eltern und Interesse an Onkel Lambs Entdeckungen.
    »Und dann lernte ich Frank kennen«, fuhr ich fort und verstummte plötzlich. Ich war mir nicht schlüssig, wieviel mehr ich sagen konnte, ohne mich auf gefährliches Terrain zu begeben. Glücklicherweise nahm mir Jamie die Entscheidung ab.
    »Und du möchtest im Augenblick lieber nicht von ihm sprechen«, meinte er verständnisvoll. Ich nickte schweigend. Mit einem Mal sah ich ein bißchen verschwommen. Jamie ließ die Hand los, die er gehalten hatte, legte den Arm um mich und zog meinen Kopf zärtlich an seine Schulter.
    »Ist ja gut«, sagte er und strich mir sanft über die Haare. »Bist du müde, Mädel? Soll ich dich schlafen lassen?«
    Ich war einen Moment in Versuchung, ja zu sagen, doch ich fand, das wäre sowohl feige als auch unfair gewesen. Ich räusperte mich, setzte mich auf und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte ich, tief Atem holend. Jamie roch schwach nach Seife und Wein. »Ich bin nicht müde. Erzähl mir - erzähl mir, welche Spiele du als kleiner Junge gespielt hast.«
     
    In der Kammer stand eine dicke Zwölfstundenkerze; Ringe aus dunklem Wachs bezeichneten die Stunden. Wir redeten, und drei Ringe brannten herunter, während wir uns nur losließen, um Wein einzuschenken oder zum Nachtstuhl hinter dem Vorhang in der Ecke zu gehen. Von einem solchen Abstecher zurückkehrend, gähnte Jamie und streckte sich.
    Ich erhob mich. »Es ist furchtbar

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