Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
sagte sie.
„Wirklich großzügig.“
Nun ging er endlich, der Steinbockmann, und dafür kam Lisandra in die Krankenstation gelaufen, erschöpft und glücklich. Als sie dann auch noch erfuhr, dass Rackiné Fortschritte gemacht hatte, war ihr zum Feiern zumute.
„Verlegen wir das heutige Picknick hierher?“, fragte sie. „Dann gehe ich zu Wanda Flabbi und hole einen Essenskorb!“
„Gute Idee“, sagte Berry. „Ich komme mit und helfe dir beim Tragen!“
„Wo hast du deine beiden Ghule gelassen, Lissi?“, fragte Maria.
„Ach, die mussten zurück ins Kraftfeld. Grohann lässt sie nicht oft raus. Aber manchmal schon, weil er meint, ich sollte mich an sie gewöhnen und ausprobieren, ob ich was mit ihnen anfangen kann. Ich werde sie nie herumschicken können, denn das kann nur der Zauberer, der sie beschworen hat. Aber irgendwie achten sie nur auf mich und auf nichts anderes. Grohann will sehen, ob wir uns das zunutze machen können.“
„Es beruhigt mich, dass sie nicht die ganze Zeit um dich herumschwirren.“
„Mich auch! Wenn sie draußen sind, habe ich immer Angst, dass ich aus Versehen in einen reinlaufe. In einem Ghul ist es nicht schön, das sage ich euch!“
Lisandra und Berry zogen ab, um Essen zu organisieren, und Thuna bot Maria an, in ihr gemeinsames Zimmer zu gehen und ihr alles Nötige für die Nacht zu holen.
„Oder soll ich hier die Wache bei Rackiné übernehmen und du ruhst dich aus?“
„Nicht nötig.“
Als Thuna weg war, legte sich Maria neben Rackiné und schaute durch die Fenster in den Abendhimmel. Sie machte sich eigentlich keine Sorgen um ihren Stoffhasen. Wenn er fraß, würde er auch wieder wachsen. Viel größere Sorgen machte ihr das eigene Fieber. Sie hoffte, dass es vorüberging, dieses sinnlose Wechselbad aus Schmerz und Freude. Bestimmt lag es nur daran, dass sie ihre Heimat kennengelernt hatte. Es hatte sie verwirrt und aufgewühlt. Und Gerald war wirklich sehr nett zu ihr gewesen.
Wehmut überfiel Maria, als sie an die kleine Zweizimmerwohnung dachte und wie sie gestern noch zu viert darin gesessen hatten. Vielleicht, überlegte sie, erschien ihr das alles nur so erstrebenswert, weil sie es nicht haben konnte. Diese Woche war vorbei und würde nie mehr wiederkommen. Sie war ein entrückter Ort, Welten entfernt, und sie musste die Erinnerung daran aus ihrem Herzen entlassen. Sonst würde die Sehnsucht danach immer stärker werden und mit ihr eine Liebe, die sie für immer unglücklich machen würde.
Kapitel 15: Der Tiger
Am nächsten Morgen war der Stoffhase tatsächlich ein bisschen gewachsen. Er konnte noch nicht sprechen – wozu auch, die Monster-Stiefmütter wurden ihm schließlich von holden Maiden zärtlich ins Maul gestopft – aber sein Aussehen war schon nicht mehr ganz so stoffhasig wie noch am Tag zuvor. Thuna erklärte sich bereit, bei Rackiné zu bleiben, während Maria in der Spiegelwelt sein würde.
Eine Operation mit ungewissem Ausgang stand bevor und zu diesem Zweck berief Grohann eine Versammlung in der Bibliothek ein. Außer ihm selbst sollten Gerald, Lisandra, Hanns und Haul mit Maria in die Spiegelwelt gehen. Dabei war Maria nicht nur die verwundbarste Person der Gruppe, sondern auch diejenige, auf die es der Feind abgesehen hatte. Gerald war fast ebenso wichtig, doch er konnte sich jederzeit durch den Zustand der Unangreifbarkeit in Sicherheit bringen. Seine Fähigkeit, unsichtbar und zugleich unverwundbar zu sein, machte ihn zum idealen Späher in diesem Abenteuer.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass der Zugang zur Spiegelwelt für Dorn ab dem Augenblick offen steht, in dem Maria die Spiegelwelt betritt. Wir haben es also nicht nur mit den Eingeschlossenen zu tun, sondern auch mit dem, was Dorn uns in diesem Moment schickt. Gleichzeitig muss Dorn fürchten, dass Maria die Spiegelwelt jeden Augenblick wieder verlassen kann und seine Krieger, auch die neuen, wieder eingeschlossen werden. Genau das werden wir auch tun: Wir lassen uns einschließen, indem Maria die Spiegelwelt wieder verlässt. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Maria ist in Sicherheit und Dorn kann keinen weiteren Nachschub entsenden. Ab da ist der Plan simpel: Wir räumen auf und sichern die Tür.“
„Ich hätte d-da einen Einwand“, sagte Hanns.
„Ja, bitte?“
„Dorn sollte nicht wissen, d-dass ich hier bin.“
„Ich brauche einen zweiten Zauberer, um die Tür so zu versiegeln, dass Dorn sie vorerst nicht mehr aufbekommt“, erklärte
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