Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersteins Ersatzbuch

Feuersteins Ersatzbuch

Titel: Feuersteins Ersatzbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
Vom Netzwerk:
vielleicht auch noch Ihr Job bei der SZ gefallen. *
    Tut mir Leid für die Erkältung Ihrer Frau, die ja ohnehin schon genug mit Ihnen gestraft ist. Es wäre übrigens ganz einfach gewesen, die Klimaanlage im Taxi abzustellen, wenn Sie dem Fahrer dafür 100 Rupien gegeben hätten. Dann hätte er nicht bangen müssen, dass er hinterher seine 100 Rupien für die Klimaanlage nicht kriegt. Merke: Jeder indische Taxifahrer versucht nach einer größeren Tour, einen zusätzlichen Hunni abzuzocken — für saubere Scheiben, für das zusätzliche Gewicht deutscher Touristen oder das schöne Wetter. Merken Sie sich ferner: Längere Taxi-Touren sind wie Besuche im Puff. Wer anfangs zu viel runterfeilscht, wird später wieder hochgekobert. Zahlen Sie von vornherein das Doppelte und Sie haben den vierfachen Spaß.
    Übrigens: Ihr Taxifahrer gefällt mir. Vor allem, dass Sie seine Antworten nie verstanden haben. Vielleicht hat er auch Ihre Fragen nie verstanden. Jedenfalls wissen Sie jetzt, wie es uns bei manchen Ihrer Artikel geht. Falls Ihr Deutschland-Bild schon zu verblassen beginnt, Sie sich aber gerne an zu Hause erinnern wollen: Stellen Sie sich was Farbloses vor, und niemand hupt.
    Ihr Herbert Feuerstein

    Rishikesh, 12. November
    Lieber Feuerstein,
    Vata, Pitta und Kapha könnten in Ungleichgewicht sein. Werde meine Bioenergien reinigen lassen. Ansonsten: Alles ist eins, alles ist gut.
    Ihr G.

    Köln, 12. November
    Lieber G.,
    ich vermute, dass es umgekehrt war: Vata, Pitta und Kapha haben SIE aus dem Gleichgewicht gebracht. Das kommt davon, wenn man sich gleich mit drei Frauen einlässt. Es ist wohl selbstverständlich, dass man sich danach reinigt. Übrigens, was sagt Ihre Frau dazu?
    Ihr Herbert Feuerstein

    Rishikesh, 13. November
    Lieber Feuerstein,
    verzeihen Sie meinen verwirrenden Ton im letzten Fax. Wir sind heftigsten Eindrücken ausgesetzt. Ich verstehe nur nicht, dass Sie nicht einmal die simpelsten Begriffe ayurvedischer Heilslehren kennen.
    Zunächst: Sind gestern nach zirka fünfstündiger pittoresker Zugfahrt von Delhi Richtung Nordosten in Haridwar eingetroffen, von dort hat uns ein Fahrer des Mandarin Ananda in einer Stunde nach Rishikesh gebracht. Lassen Sie es mich heute erst einmal kurz machen, denn so oder so können Sie die Heiligkeit des Himalajas sowie des Masseurs, der mir gestern Abend zur Begrüßung eine Ananda-Touch-Massage verpasste, nicht nachvollziehen, wenn Sie nicht, wie ich, auf einer Terrasse tausend Meter über dem Ganges sitzen, Ingwer-Zitronen-Tee trinken und über die Farben der Pilger von Haridwar sinnieren. Sondern in Köln. Sie armes Schwein.
    In fünf Minuten bekomme ich meine Detox Papaya Body Polish, während sich meine sich ebenfalls bedeutend besser fühlende Frau eine Wild Rose Salt Glow verpassen lässt. Danach wird uns ein ayurvedischer Arzt auf den Kopf stellen, um zu schauen, ob sich unsere Bioenergien — die Dos-has: Vata (Luft), Pitta (Feuer) und Kapha (Wasser) — in einer Fehlbalance befinden oder nicht. Sollte dem so sein, haben wir Anspruch auf ein Pancha Karma Treatment , dieses umfasst: therapeutisches Erbrechen, Abführmittel, Einläufe sowie eine Nasen- und Blutreinigung. Ich bin aber absolut sicher, dass der Doktor bei mir diagnostizieren wird, dass meine Bioenergien sich die Waage halten. Es grüßt Sie gelassen
    Ihr G.

    Köln, 13. November
    Lieber G.,
    meine letzte Botschaft war natürlich nur ein Scherz. Ist doch klar, dass jemand wie ich über ayurvedische Medizin Bescheid weiß. Nur: Ich kann dieses Schicki-Zeug nicht ausstehen. Als urchristlicher Asket verachte ich den Körper, wobei ich freilich zugeben muss, dass es immer wieder Frauen gab, bei deren Körper ich Ausnahmen machte. Reine Körperlichkeit hat für mich immer etwas Sündiges, und da Kotzen und Durchfall ohnehin ein fester Bestandteil des Show-Gewerbes sind, brauche ich weder therapeutisches Erbrechen noch einen Einlauf. Meine Welt ist die der Sadhu, der heiligen Wahrheitssucher Indiens, die stundenlang in die Sonne starren, um so das Nichts zu sehen — was ihnen auch gelingt, weil sie davon blind werden. Aber bitte, lassen Sie sich von öligen Händen befummeln und mit Papaya Body Polish garnieren. Aber passen Sie auf, dass man Sie anschließend im Restaurant nicht für den Nachtisch hält.
    Ihr Herbert Feuerstein
    PS: Ich sitze hier 15 Meter über dem Marktplatz, trinke übrig gebliebenen, kalten Tee vom Frühstück, sinniere über die Farben der rheinischen Karnevalisten und gebe

Weitere Kostenlose Bücher