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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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nach einer Zurechtweisung.
    „Also, was tun wir hier?“, schaltete sich Dagan wieder ungeduldig ein. „Warum habt ihr unsere Frauen gekidnappt und uns hierhergelockt? Ich bin mir sicher, ihr wusstet, dass wir kommen.“
    „Wir haben überhaupt niemanden gekidnappt“, erwiderte Beset. „Wir haben nur für den Fall unseren Schutz gewährt, dass es eurem Vater einfällt, unsere Töchter als Druckmittel für seine Machenschaften zu benutzen.“
    „Sagen wir mal, wir nehmen euch das ab. Dann erklärt das immer noch nicht, warum ihr sie nicht wieder freigelassen habt, als das große Treffen in der Unterwelt vorüber war.“
    „Weil es nicht vorüber ist“, mischte sich eine neue Stimme ein. Ein Mann, den Dagan nie zuvor gesehen hatte, trat aus dem Schatten. Er war groß, hatte dunkles Haar und Augen von ungewöhnlicher Farbe. Sie waren eisblau und kalt mit einem dunkleren äußeren Rand. Irgendetwas Seltsames lag in diesen Augen. Sie strahlten so hell, als würden sie von innen her leuchten. Und wenn Dagan seinen Kopf ein wenig drehte, begannen die Konturen dieser Gestalt zu verschwimmen, ein eigenartiges Flirren umgab sie, als strahlte der Körper eine große Hitze aus. Oder als wäre er gar nicht da.
    Er war kein Sterblicher. Dennoch konnte Dagan die Schwingung, die von ihm ausging, nicht einordnen. Er war keiner von den Supernaturals, denen Dagan je begegnet war. Dagan blickte kurz auf seine Brüder, aber die sahen genauso ratlos aus wie er selbst.
    „Das Treffen ist lediglich vertagt und jetzt um ein oder zwei Schlüsselfiguren ärmer“, fuhr der Fremde fort. „Wenn die Zeitgekommen ist, wird man wieder zusammentreten, und alle Gottheiten werden anwesend sein.“
    „Und wovon hängt dieser Zeitpunkt ab?“, fragte Dagan.
    „Von Lokans Wiederkehr.“
    Schlagartig war es still im Raum geworden, so still, dass Dagan das Blut in seinen Ohren rauschen hörte.
    Lokan.
    Er hatte es nicht mehr zu hoffen gewagt.
    „Weißt du etwas, wovon wir noch nichts wissen?“
    Der Fremde lächelte dünn. „Ich denke schon.“
    „Und wir sollen das alles glauben? Warum?“
    „Gestattet, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Cahn Falconer. Ich bin hier, weil wir gewissermaßen das gleiche Anliegen haben.“ Er verstummte für einen Moment. „Ich bin der Onkel mütterlicherseits von deiner Nichte. Und ich frage mich, ob Sie, meine Herren, nicht etwas dazu beitragen könnten zu verhindern, dass Ihr Vater das Kind in seine dreckigen Fänge bekommt.“
    Dann richtete der Sprecher seinen Blick auf Roxy. „Roxy Tam?“ Sein Lächeln wurde breiter und wärmer, sodass Dagans Nackenhaare sich schon zu sträuben begannen. „Dana hat nach dir gefragt.“
    In der Unterwelt
    Bryn öffnete vorsichtig die Augen und hielt die Luft an. Sie war auf Schmerzen gefasst, aber sie verspürte keine. Nichts.
    Als sie sich umdrehte, sah sie Lokan ein paar Meter entfernt an einen Felsblock gelehnt auf dem Boden sitzen.
    „Hey“, sagte sie. Es war kaum mehr als ein Krächzen. Sie hatte ein Gefühl im Mund, als hätte sie Watte gegessen, aber sonst schien mit ihr alles okay zu sein.
    Lokan erhob sich, und ihr fiel auf, dass er nur seine schwarze Hose trug. Weder Hemd noch Schuhe. Bilder schossen ihr durch den Kopf, Erinnerungsfetzen. Sie hatte Lokans Stimme gehört,wie er sie beim Namen rief, sie erinnerte sich an das Gefühl, wie er sie auf seinen starken Armen hielt, sie sich an seine breite Brust lehnte und die Arme um seinen Hals geschlungen hatte. Es war ein Gefühl, als sei er der einzige Halt auf der Welt, den sie hatte.
    Es war ein Gefühl von Sicherheit. Aber seit wann stand Lokan für sie für Sicherheit? Seit wann hatte sie so ein Vertrauen zu ihm?
    Vor Jahren hatte sie es gehabt. Irgendwann hatte sie aufgehört, ihn als Feind anzusehen, und ihn stattdessen als Partner akzeptiert, mit dem sie zusammen ihre Tochter aufzog. Sie fragte sich nie, wie es dazu gekommen war. Es hatte sich einfach so ergeben.
    „Was ist mit deinen Schuhen passiert?“
    „Einen hat die Schlange“, antwortete er trocken. „Den Fuß darin hätte sie beinahe auch noch erwischt. Und mit dem anderen allein konnte ich nichts anfangen.“
    Die Schlange.
    „Und dein Hemd?“
    „Opfer der Flammen.“ Er klang leicht genervt, fast ärgerlich.
    Sie schlang sich die Arme um den Leib und nickte. Dann blickte sie sich um und betrachtete das unebene Gestade. Das Boot lag dort und schien vollkommen unversehrt. Nicht die geringsten Brandspuren. Es sah genauso aus wie zu

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