Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
emotional, nicht wahr? Ambrose, bewaffnen Sie unsere Leute. Hematol, benachrichtigen Sie BUR , und schicken Sie nach der örtlichen Gendarmerie. Senden Sie Meldegänger aus. Wenn es wirklich ein Oktomat ist, werden wir zusätzliche militärische Unterstützung benötigen. Holen Sie mir meinen Leibarzt. Oh, und machen Sie das ätherotronische Gatling-Geschütz klar.«
Lady Maccon konnte einfach nur bewundern, wie souverän die Countess das Kommando über die Situation führte. Sie selbst wurde manchmal von den Mitgliedern ihres Rudels als der General bezeichnet. Natürlich glaubten die fraglichen Gentlemen, dass ihre Herrin keine Ahnung hatte, hinter vorgehaltener Hand so genannt zu werden. Werwölfe hielten alle Sterblichen für ein wenig schwerhörig.
Während die Countess ihre Leute mobilisierte, regte sich ihre Mahlzeit, die in müder Trägheit auf dem Teewagen gelegen hatte. Die junge Blondine stützte sich langsam auf die Ellbogen und sah sich benebelt um.
»Felicity!«
»Oh, du liebe Güte – Alexia? Was, um alles in der Welt, machst du denn hier?«
»Ich? Ich?!« Lady Maccon fehlten schlicht die Worte. »Und was ist mit dir? Nur damit du es weißt, Schwesterherz, ich bin hier, weil ich eine Einladung zu der Gesellschaft hatte!«
Geziert wischte sich Felicity die Seite ihres Halses mit einem Spitzendeckchen ab. »Ich wusste nicht, dass du in den Kreisen der Countess verkehrst.«
»Du meinst, in übernatürlichen Kreisen? Mein Gatte ist ein Werwolf, um Himmels willen! Musst du dieses winzige kleine Detail denn immer wieder vergessen?«
»Ja, aber solltest du denn in einer Vollmondnacht nicht bei ihm sein?«
Lady Maccon knurrte regelrecht. »Felicity. Meine Anwesenheit hier ist nicht von Bedeutung. Aber deine ist es ganz gewiss! Was, um alles in der Welt, fällt dir ein, einem Vampir zu gestatten – und noch dazu nicht einfach irgendeinem Vampir, wohlgemerkt, sondern der verdammten Königin von Westminster selbst –, sich von dir zu ernähren? Du – du bist ja …«, sie stotterte vor Empörung, »du bist ja nicht einmal in Begleitung einer Anstandsdame!«
Felicitys Gesichtsausdruck wurde hart und berechnend. Alexia hatte diesen Ausdruck schon einmal gesehen, ihn aber aufgrund von Felicitys Kleingeistigkeit nicht ernst genommen. Diesmal aber kam ihr die erschütternde Erkenntnis, dass sie ihre Schwester womöglich unterschätzt hatte. »Felicity, was hast du getan?«
Felicity bedachte sie nur mit einem humorlosen kleinen Lächeln.
»Wie lange geht das schon so?« Alexia versuchte, sich zurückzuerinnern. Wann hatte ihre Schwester angefangen, hochgeschlossene Kleider und Spitzenkragen zu tragen?
»O Alexia, du kannst so schwer von Begriff sein. Natürlich seit ich Lord Ambrose auf deiner Hochzeit begegnet bin. Er hat mir sehr liebenswürdig erklärt, dass ich genau die Art von kreativer und ambitionierter junger Dame bin, die mit Sicherheit ein Übermaß an Seele besitzt. Er hat mich gefragt, ob ich gern ewig leben würde. Und ich dachte mir: Nun, natürlich habe ich ein Übermaß an Seele. Mama sagt doch immer, was für eine gute Künstlerin ich wäre, würde ich es jemals versuchen, und was für eine gute Musikerin ich wäre, würde ich jemals ein Instrument erlernen. Und ganz gewiss würde es mir gefallen, ewig zu leben! Ganz zu schweigen davon, von Lord Ambrose den Hof gemacht zu bekommen! Was die anderen Damen dann wohl sagen?«
Lady Maccon konnte es immer noch nicht fassen. »O Grundgütiger, du warst es, die mir auf dem Flug nach Schottland das Tagebuch gestohlen hat, richtig? Und du hast die Sache mit meiner Schwangerschaft absichtlich an die Presse durchsickern lassen, nicht wahr?«
Felicity antwortete nur mit einem gezierten kleinen Schulterzucken.
Alexia war geradezu angewidert von ihrer Schwester. Dumm zu sein war eine Sache, aber Dummheit und Boshaftigkeit waren eine wirklich unschöne Kombination. »Du hinterhältiges dummes Gör! Wie konntest du mir das antun? Deinem eigenen Fleisch und Blut!«
Alexia war so außer sich, dass sie tatsächlich ganz vergaß, dass sie alle in Gefahr schwebten, von einem drei Stockwerke hohen, Amok laufenden Oktopus niedergemacht zu werden.
»Wirklich, Schwester«, sagte Felicity schließlich. »Es ist nicht nötig, einen solchen Ton bei mir anzuschlagen. Alles, was Lord Ambrose zunächst wollte, waren hin und wieder ein paar Berichte über deine Aktivitäten und deinen Gesundheitszustand. Nun ja, und das Tagebuch. Bis zu dieser kürzlichen
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