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Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
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verständigte er Peter Illsen.
    Die weiteren Einsatzkräfte konnten nun in die vordere Hälfte der Halle einrücken. Nachdem Illsen sich ein Bild der Lage gemacht hatte, nahm er das Megafon zur Hand. Arndt war ungefähr siebzig Meter Luftlinie entfernt; seine Silhouette schien im Raum zu schweben.
    »Herr Arndt, das Gebäude ist umstellt, es gibt keine Möglichkeit zu fliehen. Nennen Sie Ihre Forderungen und lassen Sie Fabian Flaig frei. Es ist genug Unglück geschehen.«
    Nach einem kurzen Moment der Stille füllte Arndts Stimme die ganze Halle:
    »Welcome to the show!«
    Dann erhellten starke Scheinwerfer das Podest, auf dem er stand. Geblendet schloss Illsen die Augen. Arndts Stimme dröhnte: »Thema heute: Der freie Wille ist eine Illusion. Teil zwei. Ich begrüße alle Anwesenden und die uns durch Videokonferenz zugeschalteten Medienvertreter.«
    Illsen fluchte und rief einen Techniker zu sich. »Können wir das verhindern? Ich will nicht, dass dieser Verrückte sich der ganzen Welt mitteilt.«
    »Schwer zu sagen«, entgegnete der Techniker. »Vielleicht können wir ihm den Strom abdrehen, wird aber nichts bringen, da er sicher einen Akku benutzt. Eine andere Möglichkeit wäre, seinen Internetzugang zu stören. Die Daten wird er per UMTS übertragen. Dazu müsste man die umliegenden Mobilfunkantennen ausschalten.«
    »Dann tun Sie das.«
    »Das ist nicht so einfach. Wir legen dann den gesamten Mobilfunkverkehr in diesem Stadtteil lahm. Die Betreiber haben da sicher was dagegen. Außerdem geht das nicht so schnell.«
    »Ich sagte: abschalten!«
    Wilbur Arndt hob die Arme, als ob er Applaus entgegennehmen würde.
    »Die Wissenschaft sagt: ohne Ursache keine Wirkung. Ihr alle, egal ob Polizist, Notarzt oder die werten Männer des Sondereinsatzkommandos, seid hier, weil ich es will. Ich bin die Ursache, euer Erscheinen ist die Wirkung. Nur weil ihr meint, denken zu können, besitzt ihr noch lange keinen freien Willen. Euer Denken ist ein komplizierter chemischer Prozess, der eines Anstoßes bedarf. Ohne Anstoß kein Denken, ohne Antrieb kein Leben. Dieser junge Mann hier ist das beste Beispiel.«
    Wilbur berührte seine Geisel mit der Pistole an der Schläfe. Fabian Flaig zuckte zusammen.
    Rick Hauser hatte alle Zweifel abgelegt. Um die Geisel zu retten, musste Arndt getötet werden. Der Mann war nicht zurechnungsfähig. Mit Mord hat das nichts zu tun, beruhigte er sich.
    Hauser veränderte leicht seine Position. Der finale Schuss würde schwer werden. Arndt bewegte sich ständig. Nur für Sekunden kam er hinter dem Kran hervor. Außerdem bestand die Gefahr, die Geisel zu treffen.
    »Fabian Flaig hatte alle Möglichkeiten. Genutzt hat er sie nicht. Und warum? Na, weil ihm der Impuls fehlte. Seine Rolle ist die eines Statisten in einem von mir inszenierten Spiel. Jetzt fragen Sie zurecht, wozu das alles? Nun, grandiose Werke entstehen oft aus niedrigen Beweggründen: Eitelkeit, Größenwahn, Geltungssucht und, hier vor allem, aus Rachsucht. Rache ist nur dann befriedigend, wenn der Betroffene leidet, so leidet, wie man selbst gelitten hat. Dies bedarf eines großen Aufwandes, und deshalb seid ihr alle hier. Ihr alle sollt Zeugen einer öffentlichen Steinigung werden.«
    Wilbur Arndt hatte sich in Rage geredet und fuchtelte mit seiner Waffe herum. Rick Hauser atmete flach. Dies war die Gelegenheit. Wenn Arndt günstig stand und seine Waffe auf die Geisel zeigte, würde er schießen.
    Wilbur Arndt beugte sich vor, sein Gesicht erschien im Fadenkreuz. Seine Pistole streifte erneut Flaigs Schläfe. Flaig wimmerte.
    »Dieser junge Mann hat Todesangst – zu Recht. In einer solchen Situation kann man schnell die Nerven verlieren.« Arndts Gesicht verschwand wieder hinter dem Kran, die Pistole zielte nun genau auf Flaigs Kopf.
    Aus der Halle drang ein schepperndes Geräusch, jemand fluchte, abermals verließ Arndt den Schatten des Krans. Er hatte die Augen weit aufgerissen, die Pistole bohrte sich in Flaigs Wange.
    »Ich bin der Herr über Leben und Tod.«
    Hauser schoss.
    Die Patrone eines PSG 1 verlässt die Mündung mit einer Geschwindigkeit von achthundertsechsundachtzig Metern pro Sekunde. Bevor Wilbur Arndt den Schuss hören konnte, wurde er getroffen.
    Arndt sackte zusammen. Für einen Sekundenbruchteil herrschte absolute Stille, dann brüllte der Kommandoführer: »Zugriff!«
    Um zu Arndt zu gelangen, mussten die SEK -Männer erst die etwa zwanzig Meter bis zur Treppe, die zur Leitwarte führte, zurücklegen. Der

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