Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Familien waren außerhalb der Hörweite. Jonmarc saß auf der Tischkante und fragte sich, ob er wohl so blass wirkte, wie er sich fühlte. »Wenn er sterblich wäre, dann würde ich jetzt sagen, dass Uri betrunken war.«
Riqua verzog das Gesicht in Abscheu. »Im Leben hatte Uri eine Schwäche für Branntwein und Traumkraut. Als Vayash Moru hat beides keinen Effekt auf ihn. Aber wenn er das Blut von jemandem trinkt, der sich mit einem von beiden vergiftet hat, dann hat das eine ähnliche Wirkung.«
»Einer von Uris Leibwächtern hat sich am Kampf nicht beteiligt.«
Riqua wandte sich ab. »Malesh. Er ist der Schlimmste in dieser Bande – und bei Uris Brut will das etwas heißen.
Malesh besitzt die Dunkle Gabe lange genug, um gefährlich zu sein, und er ist jung genug, dass er weder diese Macht noch ihre Grenzen begreift.« Gabriel ging auf ein Kabinett am anderen Ende des Raums zu und kam mit einem Kelch mit Branntwein wieder, den Jonmarc dankbar annahm. Der starke Alkohol ließ ihn wieder zur Fassung kommen.
»Was ist für ihn drin?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Das weiß keiner. Rafe hofft, dass Uri einfach nur Getöse von sich gibt. Das mag so sein – aber bei Malesh bin ich mir nicht sicher. Uri ist eitel und arrogant. Malesh ist hungrig und schlau. Das ist eine schlechte Mischung.«
»Astasias hat nach Carina gefragt. Glaubst du, Carina wäre in Gefahr, wenn sie nach Dark Haven kommt?«
Riqua und Gabriel wechselten einen Blick. »Ich glaube nicht, dass ihr, Carina oder du, die Grenzen von Dark Haven ohne einen Begleiter verlassen solltet«, meinte Gabriel. »Astasias Ziel ist nicht, dich niederzuwerfen. Mit dir zu schlafen, vielleicht.«
»Kein Interesse.«
»Keine Sorge. Astasia ist keine Frau, die herumjammert. Sie genießt die Jagd. Astasia könnte versuchen, Carina zu benutzen – es würde ihr Freude machen, den Anschein zu erwecken, es wäre etwas zwischen dir und ihr. Aber ich glaube nicht, dass sie einen Grund sieht, Carina etwas anzutun. Sie neigt dazu, sich die Männer zu nehmen, die ihr den wenigsten Widerstand leisten.«
»Ich werde mit Rafe reden«, sagte Riqua. »Er kann verdammt sturköpfig sein, aber er muss begreifen, dass Uri zu weit geht. Wir sind Arontala doch nicht losgeworden, nur um innerhalb des Rats eine neue Bedrohung aufkommen zu lassen.« Sie signalisierte ihrer Brut, dass es Zeit war, zu gehen.
Die große Halle war nun bis auf Jonmarc, Yestin, Eiria und Gabriel leer. »Im Küchenhaus sind vielleicht ein paar Kräuter, um für deine Wunde einen Umschlag zu machen«, meinte Gabriel mit einem Nicken auf Yestins verletzte Wange.
Der zuckte mit den Achseln. »Das wird heilen. Da ist etwas anderes, was mir Sorgen macht. Die Winterkönigreiche haben sich noch nicht davon erholt, den Thronräuber Jared im Kampf zu stürzen. Wenn Martris Drayke erfolglos gewesen wäre, dann wäre bald jedes der Königreiche in den Krieg eingetreten, ob nun gegen Margolan oder auf seiner Seite. Jetzt schwanken selbst der Blutrat und das Abkommen. Und es werden noch mehr Probleme auftauchen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass König Martris Lord Curane früher oder später den Krieg wird erklären müssen. Es gibt Vayash Moru in Margolan, die an seiner Seite zu kämpfen wünschen. Das wird das Abkommen weiter belasten oder es sogar zerbrechen lassen.«
»Selbst die Schwesternschaft ist nicht mehr, was sie einmal war«, fügte Eiria hinzu. »Der Strom ist instabil und es wird schlimmer. Die Meinen können es fühlen. Es macht unsere Wandlung noch schwieriger. Wenn er nicht im Gleichgewicht ist, dann begünstigt der Strom die Blutmagie und die Lichtmagie wird schwerer zu kontrollieren. Das ist nicht gut für König Martris. Lord Curane ist bekannt dafür, dass er dunkle Magier an seinem Hof hat.« Sie machte eine Pause. »Es gibt einige in der Schwesternschaft, die nicht bereit sind, in ihre Zitadellen zurückzukehren. Wenn König Martris Lord Curane den Krieg erklärt, dann werden einige Magierinnen der Schwesternschaft mit ihm gehen, ob die Schwesternschaft dem zustimmt oder nicht.«
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, sagte Jonmarc und nippte an seinem Branntwein.
Yestin richtete seine violetten Augen auf Jonmarc. »Der Punkt ist, dass die alten Kräfte in Bewegung sind. Alte Bande zerbrechen. Die Allianzen, die für Hunderte von Jahren einen instabilen Frieden gesichert haben, zerbröckeln. Es sind gefährliche Zeiten. Die Meinen wissen einiges vom Wandel. Man ist nie verwundbarer als
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