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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Geruch von verbranntem Pulver starre ich die Böschung hoch auf den Punkt, wo die kleinen Männer in den Pyjamas stehen sollten. Aber sie sind nicht da. Statt dessen nimmt Jimmie Lee Boggs eine Packung Lucky Strikes aus der Hosentasche und zündet sich eine an. Sein schaufensterpuppenartiger Kopf verhält völlig regungslos, als er an der Zigarette zieht und den Rauch von den Lippen aufsteigen läßt. Dann schnippt er den Stummel in hohem Bogen ins Talbecken, geht langsam die Böschung hinunter und findet meine .45er im Wasser.
    Er lädt die Waffe durch und klopft an seiner Jeans den Schlamm vom Lauf. Beiläufig legt er den Lauf der Waffe hinter mein Ohr, so daß das Visier in meine Kopfhaut drückt.
    »Du hast wohl gedacht, daß dich die Schlitzaugen doch erwischen, aber ich bin der einzige, der dich zum Heulen bringt«, sagt er.
    Ich erwachte. Die Bettücher waren über meiner Brust verdreht, mein Körper glühte in dem kalten Mondlichtkegel, der durch das Fenster drang. Draußen zeichneten sich die Pecanbäume schwarz am Himmel ab. Ich lag wach bis Sonnenaufgang, als das Licht in den unter Wasser stehenden Zypressen auf der anderen Seite des Bayous erst grau, dann rosa wurde. Dann versuchte ich noch einmal zu schlafen, aber es hatte keinen Sinn. Ich half Batist, den Köderladen aufzumachen, und um acht Uhr fuhr ich zur Arbeit im Büro des Sheriffs und machte mich daran, die Unfallberichte zu bearbeiten. Meine Augen waren schwach vor Müdigkeit.
    Am selben Nachmittag, vier Tage nach dem Besuch von Tante Lemon und Dorothea, fuhr ich zum Haus von Minos Dautrieve in Lafayette. Er lebte auf der Nordseite im alten Teil der Stadt, einer Gegend, für die viktorianische Herrenhäuser, wohlgepflegte große Rasenflächen, riesige Eichen, gußeiserne Straßenpfosten, schmucke Balkonerker, verkleidete Veranden und herabregnende Blätter charakteristisch waren. Er war in einem armseligen Farmhaus außerhalb von Abbeville aufgewachsen, aber ich hatte immer den Verdacht gehegt, daß sich hinter seinem Zynismus eine überkommene Vorliebe für den Lebensstil des Südstaaten-Geldadels im ausgehenden 19. Jahrhundert verbarg.
    Wir saßen hinten in seinem Garten auf gepolsterten Gartenstühlen aus Holz und tranken Limonade, um uns herum goldenes Licht und Blätter, die über die Steinplatten geweht wurden oder in einem alten steinernen Brunnen trieben, den er in einen Goldfischteich umgewandelt hatte.
    »Haben Sie bereits mit dem Sheriff geredet?« fragte er.
    »Er sagt, es ist eine Sache zwischen Ihnen und mir. Ich werde gewissermaßen an die Task Force des Präsidenten ausgeliehen, aber mein Gehalt werde ich immer noch vom Department beziehen. Offensichtlich hält im Augenblick jeder diese Task Force für eine große Sache.«
    »Auf Sie scheint sie keinen Eindruck zu machen?«
    »Wer schert sich schon drum, was ich denke?«
    »Ja, denken Sie etwa nicht, daß wir den Krieg gegen die Drogen gewinnen?« Er lächelte. Der gelbe Sonnenkreis, der durch die Eichenäste über unseren Köpfen hindurchschien, ließ ihn die Augen zusammenkneifen.
    »Der Chef der DEA sagt, daß die Contras mit Kokain dealen. Reagan und der Kongreß geben ihnen Waffen und Geld. Es fällt einem schwer, all das in einen Topf zu tun und es dann noch ernst zu meinen«, sagte ich.
    Sein Lächeln verschwand.
    »Einen Unterschied gibt es doch«, sagte er. »Egal was diese Burschen in Washington aufführen, wir bringen das Kroppzeug hinter Gitter und machen ihnen das Geschäft kaputt, wo immer wir können.«
    »Okay.«
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß ich Sie überzeuge.«
    »Oh doch, das tun Sie schon. Schauen Sie, ich respektiere Ihre Behörde, und ich weiß, mit welchen Problemen sie sich konfrontiert sieht.«
    »Respekt ist nicht genug. Wenn Sie für die Bundesregierung arbeiten, müssen Sie sich an die Regeln halten. Da gibt es keine graue Zone.«
    »Die ganze Angelegenheit war Ihre Idee, Minos.«
    »Und es ist nach wie vor eine gute Idee. Aber wenden wir uns doch noch mal Ihnen zu. Sie haben bisweilen dazu geneigt, auf eigene Faust zu handeln.«
    »Das ist vielleicht nur eine Frage der Wahrnehmung.«
    »Sie erinnern sich doch an den Burschen, dem Sie in Breaux Bridge einen Billardstock über den Schädel gezogen haben? Sie mußten das Blut mit dem Mop aufwischen. Und der Bursche, den Sie durch einen Deckenboden in New Orleans fast in zwei Stücke geschossen haben? Ein paar andere Zwischenfälle will ich erst gar nicht erwähnen.«
    »Die haben es sich selbst so

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