Flammende Sehnsucht
Sie, dass sie so verschlagen sein könnte?«
»Aber gewiss doch, Sir, wenn verschlagen vielleicht auch ein etwas zu harter Ausdruck dafür ist.« Higgins furchte ein wenig die Stirn. Reggie hatte ihn selten so expressiv erlebt. »Ich habe Lady Berkley immer für weit klüger und längst nicht so leichtfertig gehalten, wie die meisten Leute glauben.«
Reggie betrachtete ihn aufmerksam. »Wissen Sie etwas, das ich wissen sollte?«
»Ich glaube nicht, Sir.« Higgins schwieg. »Das heißt, nichts, das Ihnen nützlich wäre, weswegen ich ganz zutreffend sagen kann, dass ich nichts weiß, das Sie wissen sollten.«
Reggie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Der nächste Loyalitätskonflikt, Higgins?«
»Mir liegt nur Ihr Wohl am Herzen, Sir.«
»Selbstverständlich.« Reggie überlegte kurz. »Glauben Sie, dass auch meine Mutter nur mein Bestes im Sinn hat?«
»Ohne Zweifel, Sir.« - »Dann muss ich mich wohl auf eine Menge Ärger gefasst machen.« Reggie schnaufte resigniert. »Aber ich wette, dass wussten Sie bereits.«
»Jawohl, Sir.« Higgins’ Miene blieb angemessen neutral, doch seine Augen funkelten. »Und auch da sind Sie besser dran, wenn Sie es nicht wissen.«
»Obwohl ich bei unserer Begegnung nach dem Rennen gestern kaum etwas von ihm wusste, bin ich mir sicher, dass ich noch nie einen so aufreizenden Kerl kennengelernt habe.«
Cassie lief im herrlich eingerichteten Salon ihrer Schwester im Kreis herum.
»Oder einen so irritierenden, was ihn nur umso aufreizender macht.«
»Offenbar eine neue Erfahrung für dich«, meinte Delia milde. Sie saß - eine Tasse Tee in der Hand und ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen - auf einem Sofa, dessen Proportionen perfekt mit dem Raum harmonierten. »Ich kann mich an keinen erinnern, der bei dir je die Oberhand hatte.«
»Er hat nicht die Oberhand«, versetzte Cassie scharf. »Er hat überhaupt nichts zu melden. Und wird auch nie was zu melden haben. Niemals.«
»Entschuldige. Ich hatte irrtümlich angenommen, dass dich mal einer schlägt in diesem Spiel, dass du mit den Männern treibst.«
Cassie sprang auf und starrte ihre Schwester an. »Ich spiele nicht mit den Männern.«
»Natürlich nicht. Dass du dir ein paar Phrasen zurechtgelegt hast, die man - wie du gerne rätst - in jeder Situation anwenden kann, würdest du sicher nicht als Teil eines Spiels betrachten. Zum Beispiel ...« Delia verfiel in einen anzüglichen Ton. »Oh, Mylord, Sie stürzen mich in Verlegenheit.« Sie klimperte mit den Wimpern und seufzte dramatisch.
»Ach, das.« Cassie zuckte die Achseln. »Das ist kein ...« Sie begegnete dem amüsierten Blick ihrer Schwester. »Na ja, vielleicht doch. Vielleicht ist das ja alles ein gewaltiges, endloses Spiel, diese Jagd der Männer nach den Frauen und der Frauen nach den Männern, bei dem als höchster Preis dann das eheliche Glück winkt.«
»Nicht immer«, murmelte Delia.
»Immer«, sagte Cassie entschieden. »Sieh dich doch an.«
»Das würde ich an deiner Stelle lieber nicht.«
»Unsinn.« Cassie wischte den Einwand beiseite. »Du bist doch geradezu der Inbegriff ehelichen Glücks. Natürlich war es kein Kinderspiel, und es ist auch schon dein zweiter Versuch, aber gelohnt hat es sich doch trotzdem. Also, wenn das wirklich ein Spiel ist, dann bist du eine Gewinnerin. Findest du nicht?«
»Doch, wahrscheinlich, aber wir reden nicht von mir.« Bedächtig stellte Delia ihre Tasse auf den Tisch. »Wir reden von dir und Lord Berkley und dem Spiel, das du mit ihm spielst.«
»Ich spiele kein Spiel mit ihm. Ich habe keinerlei Interesse an ihm.« Auch die leiseste Spur eines Zweifels beiseite schiebend, nahm sie ihre ziellose Wanderung durch den Raum wieder auf, wobei die Route endlang des Aubusson-Teppichs verlief, der als Kontrapunkt zu der hohen verzierten Decke eigens ausgewählt worden war. »Was ich ihm außerdem auch gesagt habe.«
Delia riss die Augen auf. »Was genau hast du ihm denn erzählt?«
»Ich hab ihm gesagt, dass wir einfach nicht zusammenpassen.« Cassie verrückte ein Bild an der Wand um einige Millimeter. »Ich habe ihm gesagt, dass ich mich für einen Mann, der so berüchtigt ist wie er, nicht interessiere.«
»Berüchtigt?« Delia lachte. »Und wie hat er darauf reagiert?«
»Es schien ihn geradezu zu freuen, dass er als berüchtigt gilt, wenngleich ich mir nicht vorstellen kann, dass ihn noch keiner so genannt hat.« Cassie betrachtete ihre Schwester über die Schulter. »Abgesehen davon war er sich einig mit
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