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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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eine dünne Schicht Papier von ihm.
    »Was gibt’s?« fragte ein volltönender Baß hinter der Zeitung.
    »Mein Name ist Rott. Ich arbeite für Herrn Becker.«
    »Wie schön für Sie. Und?«
    »Genauer gesagt - ich arbeite für seinen Anwalt. Ich hätte gern mit Ihnen über den Brief gesprochen.«
    »Welcher Brief?«
    »Der anonyme Brief, der heute bei Ihnen eingegangen ist und in dem Hinweise über Becker zu finden sind.«
    »Soso.«
    Hinter der Zeitung herrschte eine Weile Schweigen. Nur hin und wieder aufsteigende Wölkchen wiesen auf eine gewisse Aktivität hin. Ich fragte mich, ob der Vulkan ausbrechen oder ruhig bleiben würde.
    »Gehen Sie zu Bruchmann«, tönte es schließlich hinter der Zeitung.
    Ich versuchte, Geduld zu bewahren. »Wer ist Bruchmann?« fragte ich.
    Wieder kam ein Wölkchen. »Der Lokalredakteur. Drei Türen weiter.«
    Ich bedankte mich und fand auf dem Flur das richtige Büro.
    Hier sah es ganz anders aus. Ein bärtiger Mann von schätzungsweise Anfang vierzig saß vor einem Schreibtisch, auf dem sich Papierberge türmten, und telefonierte.
    »Nein«, sagte er gerade in den Hörer, als ich in das Büro kam, und machte ein gequältes Gesicht. »So können Sie das nicht machen … was? Nein … das meine ich nicht. Ich meine, Sie müssen schon die Namen der Mitwirkenden nennen, wenn Sie über eine Theateraufführung berichten … Ja, genau. Auch die Vornamen, ja.« Er machte eine Pause. Offenbar redete der andere.
    »Ich weiß, daß Sie einen Doktor in Theaterwissenschaft haben… Nein, wir drucken den Doktortitel nicht in der Autorenzeile ab … Was ?… Vorschrift? … Wieso Vorschrift?«
    Bruchmann hielt sich die linke Hand vor die Stirn und stützte sich auf seinen Schreibtisch wie einer, der kurz, vor dem Herzinfarkt steht. Offensichtlich hatte sein Gesprächspartner gerade zu einer längeren Rede ausgeholt, und Bruchmann versuchte, ein Wort dazwischen zu kriegen.
    »Aber … aber … ja.«
    Sein Kopf sank immer tiefer. Schließlich richtete er sich auf, klemmte den Hörer zwischen Kopf und Schulter und nahm ein beschriebenes Blatt Papier in die Hand. Er langte in eine seitliche Schublade, holte einen Stift hervor und begann den Text Zeile für Zeile durchzugehen. Dabei brummte er immer wieder etwas ins Telefon.
    »Mhm … ja … soso.«
    Er blickte auf, sah mich verwirrt an und wies auf einen freien Stuhl, der etwas entfernt in der anderen Ecke des Büros stand. Irgendwann schmiß er Blatt und Stift weg. »Ja, natürlich … Hören Sie mal, ich weiß, daß ein Doktortitel im Personalausweis steht. Aber unter einem Zeitungsartikel steht er nun mal nicht. Ist das denn so schwierig?… Die Leser? Wieso interessiert das die Leser?«
    Der andere sprach wieder. Bruchmann korrigierte seinen Text weiter. Nach einer Weile warf er mir einen hilflosen Blick zu und bewegte die Handfläche vor seinem Gesicht auf und ab. Dann gab er sich einen Ruck.
    »Ich glaube, wir brauchen das Thema nicht zu vertiefen … Nein … Entweder so oder gar nicht… Ich denke, Sie haben mich verstanden … Ja. Ich muß jetzt Schluß machen, ich habe Besuch bekommen … Nein … Ja!«
    Er knallte den Hörer auf, seufzte erleichtert und sah mich an. »Guten Tag«, sagte er. »Ich hoffe, Sie wollen sich nicht auch als freier Mitarbeiter bewerben.«
    »Keine Sorge. Ich war gerade bei Herrn Fischer.«
    »Der hat Sie in sein Büro gelassen?«
    »Er sagte, ich solle mich an Sie wenden.« Ich sagte mein Sprüchlein auf. Wer ich war und was ich wollte.
    »Oh, ein Privatdetektiv. Interessant. Sind Sie aus Gladbach?«
    »Nein, aus Wuppertal.«
    Er überlegte kurz und musterte mich. »Hm - immerhin. Vielleicht sollten wir mal eine Wochenendgeschichte über Sie bringen.«
    »Könnten wir darüber vielleicht ein anderes Mal reden? Ich bin nicht nur wegen des Briefs gekommen - ich hätte auch ein paar allgemeine Fragen an Sie.«
    Bruchmann lehnte sich zurück. Das Hemd über seinem Bauch spannte sich bedenklich. »Schießen Sie los.«
    »Sie verfolgen doch als Lokalredakteur alles, was hier so vor sich geht.«
    Er grinste. »Na ja, nicht alles - leider.«
    »Was wissen Sie über Achim Diepeschraths Baufirma?«
    »Da haben wir recherchiert, nachdem diese Sache passiert ist. Aber zu berichten gibt es nicht viel. Seine Firma war wohl pleite, er hat seit einiger Zeit praktisch keine Aufträge mehr gehabt und seinen Laden einigermaßen auf null gehalten, indem er Personal abbaute und seine übrigen Leute nebst Baumaschinen an andere

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