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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Untergeschoß des Gebäudes bestand aus einem Busbahnhof; der obere Teil war offenbar ein Parkhaus. Zwischen dem abstoßenden Block und den ersten Häusern der Fußgängerzone gähnte eine tiefe Baugrube. Damit man von den geparkten Autos überhaupt zu den Geschäften der Einkaufsmeile kam, hatte man eine Fußgängerbrücke über den Schlammkrater gebaut, in dem sich schon Unkraut breitmachte. Das mußte das Gladium sein, von dem Theresa erzählt hatte. Hier hatte also einmal das Kinocenter entstehen sollen, dessen Bau dann gescheitert war. Ich hatte vergessen, woran.
    Ich schlenderte den Bahnhof entlang und kam an allerlei türkischen Geschäften vorbei, in denen exotisch anmutende Spielwaren, Zimmerspringbrunnen, Telefone und CDs verkauft wurden. In einem Innenhof gab es sogar einen ganzen türkischen Supermarkt; ein paar Häuser weiter eine Kebab-Bude. Hätte ich das mal vor der Bratwurst gewußt, dachte ich. Nach diesem Ausflug erklärte ich meine Pause für beendet und ging die Fußgängerzone zurück zur Tiefgarage.
    Kaum war ich unten auf dem Parkdeck angekommen, sah ich zwei Gestalten, die sich an Mannis Wagen zu schaffen machten.
    »He«, rief ich und rannte auf das Auto zu.
    Die beiden Typen drehten sich blitzschnell um und sprinteten mir entgegen. Schneller als ich reagieren konnte, waren sie da. Der eine rammte mir die Faust in den Magen, der andere schlug mir in die Nierengegend, so daß ich ächzend auf die Knie ging. Bevor sich ein dunkler Schleier über mein Blickfeld senkte, konnte ich erkennen, wie die beiden die Einfahrt hinaufflüchteten.
    Irgendwann sah ich wieder klarer. Das erste, was ich erkannte, war eine ältere Frau mit rollbarer Einkaufstasche. Sie trug einen grünen Filzhut, von dem eine braune Feder abstand. Sie sah mich streng an, schüttelte den Kopf, daß die Feder wackelte, und ging langsam weiter. Die Rollen quietschten kläglich.
    Ich schleppte mich zum Wagen. Irgendwann hatte ich ihn erreicht. Ich wartete, bis ich schmerzlos tief durchatmen konnte, und fuhr los. Schon nach wenigen Metern hatte ich das Gefühl, in einer Seifenkiste zu sitzen. Ich stieg aus und warf einen Blick auf die Räder. Alle vier Reifen waren ohne Luft. Ich bückte mich und untersuchte den Schaden. An der Seitenwand der Räder fand ich jeweils einen sauberen Schnitt von etwa zehn Zentimetern Länge.
    Ich setzte mich in den Wagen und zog das Handy heraus. Vogt war zum Glück noch im Büro. Ich unterrichtete ihn von der Bescherung.
    »Geht es Ihnen gut?« fragte er, und es klang direkt väterlich.
    »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Was hatte das zu bedeuten?«
    »Ich würde sagen, das war eine eindeutige Warnung. Leider kamen die beiden nicht mehr dazu, sie klar zu formulieren. Und nun muß ich raten, wem ich auf den Schlips getreten habe. Gar nicht so leicht.«
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Ja. Bitte verständigen Sie eine Werkstatt, daß sie den Wagen abholt. Ich fahre jetzt zum Gästehaus zurück. Dort kann der Autoschlüssel abgeholt werden. Der Wagen hat auch ziemlichen Ölverlust. Vielleicht können die bei der Gelegenheit auch mal danach sehen.«
    »Ich leite es in die Wege«, versprach Vogt.
    »Danke.«
    Nach dem Gespräch versuchte ich Jutta anzurufen; wieder war sie nicht erreichbar. Ich verließ die Tiefgarage. Wenn ich kein Auto hatte, mußte ich eben mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Hause kommen.
    Am Rand des Platzes gab es Bushaltestellen. Ich inspizierte die Fahrpläne.
    »Wohin willst du denn«, fragte mich eine Frau mit gerötetem Gesicht. Ihre Kleidung war ein Sammelsurium aus Fundstücken vom Hilfswerk. Ich erklärte es ihr.
    »Der Bus nach Gierath geht vom Bahnhof«, sagte sie.
    Unter dem Betonklotz erzählte mir ein freundlicher Busfahrer, daß ich den 436er nehmen mußte. Ich setzte mich in das nächste Gefährt.
    Eine halbe Stunde später stieg ich die Stufen zu Theresas Haustür hinauf. Von drinnen hörte ich lautes Lachen. In der Küche saßen Theresa und Jutta fröhlich vereint und sahen mich mit großen Augen an.
    »Na, Herr Detektiv«, sagte Theresa und erhob ihr Glas. Der Rotwein darin leuchtete im Licht der Kerzen, die auf dem Küchentisch standen. »Wie war der Tag?«
    »Wie ich sehe, war eurer ja ganz nett«, sagte ich zu Jutta gewandt. »Warum hattest du dein Handy nicht an?«
    »Mensch, Remi, ist das vielleicht eine Begrüßung.«
    Ich sah sie genauer an und bemerkte einen dunklen Schatten um ihr rechtes Auge.
    »Was ist denn mit dir los? Hat dir einer ein

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