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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Unternehmer auslieh.«
    »Ist das nicht merkwürdig? Ich meine - es wird doch viel gebaut hier in der Gegend.«
    »Vielleicht war er nicht flexibel genug, zu teuer oder sonst was.«
    »Oder die Leute wollten nicht mit ihm Zusammenarbeiten, weil er nicht besonders sympathisch war.«
    »Das kann durchaus sein.«
    »Wie lange gibt es seine Firma eigentlich?«
    »Seit Anfang der siebziger Jahre.«
    Ich rechnete nach. »Damals war Diepeschrath Mitte zwanzig.«
    Bruchmann nickte. »Er hat sich fleißig hochgearbeitet. Er war am Ausbau der A4 beteiligt und hat viele Siedlungen gebaut.«
    »Haben Sie ihn persönlich gekannt?«
    »Nur flüchtig. Er gehörte nicht zu den Leuten, die sich groß im gesellschaftlichen Leben der Stadt engagiert haben.«
    »Ist das nicht wichtig für einen Unternehmer?«
    »Eigentlich schon.« Er dachte einen Moment nach. »Warten Sie, ich habe etwas, das Sie interessieren könnte.«
    Bruchmann stand auf und verließ das Büro. Nach einer Weile klingelte das Telefon, und er kam im Laufschritt wieder hereingestürmt. Er legte mir im Vorbeigehen eine Mappe auf den Schoß und nahm den Hörer ab.
    »Bruchmann? … Ja, ich weiß. Der hat mich eben angerufen. Was soll ich denn machen? Der ist noch nicht mal in der Lage, die Namen der Mitwirkenden in seinen Artikel zu schreiben. Was? … Das interessiert mich nicht … Und wenn er der Sohn vom Kaiser von China ist… Einen Moment.«
    Bruchmann deckte den Hörer ab und wandte sich an mich. »Schauen Sie schon mal die Mappe durch.«
    Während er sich weiter über den unfähigen Theaterkritiker mit Doktortitel ausließ, öffnete ich den Pappdeckel und fand einige Zeitungsausschnitte - nicht nur aus dem Gladbach-Anzeiger, sondern auch aus anderen Blättern. Einige kamen mir bekannt vor. Sie hatten sich auch in der Materialsammlung befunden, die ich in Theresas Regal gesehen hatte.
    1986 hatte Diepeschraths Firma fünfzehntes Jubiläum gefeiert - und darüber gab es einen Artikel mit reichem Fotomaterial. Man sah den grinsenden feisten Firmenchef in weißem Hemd und Schlips vor einem Lastwagen und am Fuße eines Rohbaus. 1996 hätte es eigentlich ein noch größeres Fest geben müssen - schließlich fiel in dieses Jahr das fünfundzwanzigjährige Firmenbestehen. Aber ein entsprechender Artikel fehlte. Offenbar war es da schon bergab gegangen. Ein anderer Beitrag von 1991 war ohne Fotos, ziemlich kurz und viel interessanter.
    »Prozeß gegen Gladbacher Unternehmer«, titelte die Zeitung und berichtete in der dazugehörigen Meldung, daß gegen einen gewissen Bauunternehmer »D.« wegen sexueller Belästigung ermittelt werde. Opfer sei eine Mitarbeiterin der Firma, eine gewisse »G.«. Die Namen wurden nicht genannt. Schauplatz der ebenso verbotenen wie rabiaten Annäherung sei ein Betriebsfest im »Bergischen Löwen« gewesen. Das war ja interessant.
    In einem anderen Zeitungsausschnitt meldete sich Diepeschrath selbst zu Wort, denn es handelte sich um ein Interview. Die Überschrift zitierte den Bauunternehmer: »Das Bergische Land ist ein Wohnparadies.« Im Gespräch selbst setzte er sich für die Region als bisher kaum genutzte, aber attraktivste Wohngegend Deutschlands ein, die aufgrund mangelnden regionalen Marketings bisher kaum jemand kenne. »Fragen Sie mal einen Hamburger, wo das Bergische Land liegt. Der wird mit den Achseln zucken«, behauptete Diepeschrath und verlangte von den Politikern, die »Rahmenbedingungen für großangelegte Besiedlungsprojekte und Ausbau der Verkehrsmöglichkeiten« zu schaffen. »Ich werde«, wurde Diepeschrath zitiert, »selbst den Anfang machen. Vom Bergischen Land werden gigantische Impulse für den Aufschwung der Baubranche ausgehen.«
    Bruchmann hatte sein Gespräch beendet.
    »Interessant«, sagte ich. »Wissen Sie, wer diese ›G.‹ ist? Wer verbirgt sich dahinter?«
    »Wir haben es später herausgefunden. Es war eine junge Türkin, die mittlerweile nicht mehr in Deutschland lebt.«
    Meine Hoffnung auf eine weitere Verdächtige zerschlug sich. »Und andere Prozesse gegen Diepeschrath gab es nicht? Ich meine, Anklagen mit sexistischem Hintergrund?«
    »Mir nicht bekannt.«
    Ich gab Bruchmann die Mappe zurück. »Könnte ich jetzt mal den Brief sehen?«
    Er durchsuchte den Papierberg auf seinem Schreibtisch, fischte ein DIN-A-4-Blatt heraus und hielt es mir entgegen. Ich stand auf und nahm es. Es waren nur einige Zeilen, mit dem Computer geschrieben. »MITTEILUNG AN DIE PRESSE UND DIE POLIZEI«, stand in

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