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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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mir nich glauben.«
    »Warum bist du in der Mordnacht zusammen mit Danny Oz von der Party abgehauen?«

    » Was? Mit wem? «
    »Du hast mich gehört.«
    »Sie meinen den Juden von Six Flags?«
    »Ja.«
    »Warum werd ich wohl mit ihm abgehauen sein, Mann? Auf der Fete is einer umgenietet worden, verstehn Sie? Da macht man besser die Biege. Wir mussten dringend weg, außerdem wollt der Dingsda Stoff – der Jude, dieser Zauberer von Oz oder so. Also sind wir rauf zu mir auf den Scheißberg. Hatte keine Ampullen dabei auf der Party.«
    »Was für Stoff, Delroy?«
    »Flashback. Was anderes hat der Jude nie gekauft.«
    Nick hielt ihm das Telefon mit Daras Foto auf dem Display hin. »Schau dir das Bild an.«
    »Nette weiße Schlampe …«
    Nick bohrte ihm die Mündung der Sportpistole so tief hinter den Augapfel, dass er ihn mit einem Ruck des Handgelenks hätte herausreißen können. Delroy kreischte. Nick verminderte den Druck. Der Lauf war nass vom Blut, das von Delroys Stirn rann.
    » Scheiße , Mann! Wolln Sie mir das Scheißauge kaputt machen, oder was?«
    »Wo hast du sie schon mal gesehen? Und wann? Raus mit der Sprache, sonst verlierst du mehr als nur ein Auge, das schwör ich dir.«
    Beschwichtigend wedelte Delroy mit der rechten Hand und beugte sich angestrengt starrend über das Display. »Die hab ich noch nie gesehen, Mann. Nirgends. Garantiert.«
    »Schau noch mal hin.«
    »Scheiße, Mann, da muss ich nich extra noch mal schauen. Ich kenn sie nich, hab ihr nie was verkauft, hab sie nie für was bezahlt, hab sie nie gesehen, verdammt, verstehnse mich?«
    Nick steckte das Telefon ein. »Ich versteh dich genau.« Mit dem
Pistolenlauf versetzte er ihm einen leichten Schlag auf den Schädel, und der kleine Kerl stürzte in den Dreck.
    Dann marschierte Nick mit schnellen Schritten zum Mittelfeldzaun. Er lief nicht, um einen Rest von Würde zu wahren. Jeden Moment rechnete er mit dem Einschlag einer Kugel in den Hinterkopf und zog unwillkürlich die Schultern hoch, obwohl er dagegen ankämpfte. Die K-Plus-Montur würde den Schuss zwar ablenken, aber der Wucht des Schlags gegen den Kopf würde ihn trotzdem töten.
    »Mr. Polansky wird nicht zufrieden mit uns sein«, flüsterte Satos Stimme in seinem Ohr. »Doch dank irgendeines glücklichen Zufalls haben anscheinend in den letzten zwei Minuten die Film-und Tonaufnahmegeräte versagt.«
    »Okay.« Nick war alles egal. »Sagen Sie Polansky und Campos, dass sie Soul Dad vom Feld holen müssen …, sofort. Alle haben mitgekriegt, wie er mir mir redet, bevor Sie Ajax erledigt haben.«
    Die Tür im Zaun war nur noch fünfzehn Meter entfernt. Dieser Zaun, durch den früher Ersatzspieler aufs Feld gestürmt waren, war jetzt mit dichten Stacheldrahtrollen gesichert.
    Die Stimme von Campos summte in seinem Ohr. »Wir müssen Soul Dad da nicht rausholen, Mr. Bottom. Er wird in Coors Field fast verehrt wie ein Gott. Viele Schwarze glauben, dass er Hunderte von Jahren alt und eine Art Zauberer ist. Sogar die Weißen und Latinos lassen ihn in Ruhe. Keiner wird ihm ein Haar krümmen.«
    »Aber …«
    »Glauben Sie mir«, unterbrach ihn Campos. »Soul Dad ist nicht in Gefahr. Ich weiß nicht, warum er Sie gewarnt hat, aber er wird schon seine Gründe gehabt haben. Und es stimmt, dass Big Nigger Ajax keine Freunde hier hatte. Haufenweise Schleimer und Arschkriecher, aber die haben Big Ajax noch mehr gehasst als die anderen, die einfach nur Angst vor ihm hatten. Soul Dad hat nichts zu befürchten.«

    Nick zuckte die Achseln. Die letzten fünf Meter bis zum Zaun wäre er zu gern getrabt, aber seine Beine waren wie Brei, seit sich das Adrenalin zurückgezogen hatte.
    Von der anderen Seite hörte er, wie jemand den Riegel löste. Die Tür öffnete sich, und die rostigen Angeln kreischten wie ein Sterbender.
    Dann war Nick auf der anderen Seite. In Sicherheit.

1.10
RATON PASS UND NEW MEXICO
    MITTWOCH, 15. SEPTEMBER
     
     
    Als ihn Sato kurz nach sechs anrief und ihn aufforderte, um sieben auf dem Dach des Cherry-Creek-Komplexes zu sein, damit ihn die Sasayaki-Tonbo abholen konnte, war Nicks Erleichterung so stark, dass er sich fast in die Hose machte. Bis dahin hatte er nicht gewusst, dass er so ein Feigling war.
    Aber das war ihm gleichgültig. Trotz der Angst der Nakamura Corporation vor Panzerfäusten oder anderen Geschossen war der Flug nach Santa Fe bestimmt viel sicherer als ein Versuch auf dem Landweg.
    Vom Dach des früheren Einkaufszentrums aus waren keine Wolken zu erkennen.

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