Flashback
eine Libelle erinnerten als an einen Hubschrauber von Heimatschutz oder Polizei. Nick hatte nicht gewusst, dass das alte Einkaufszentrum auf dem Dach über einen infrarotmarkierten Heliport verfügte. Das einzige Geräusch, das der Helikopter beim Landen verursachte, war das Scharren von Kies, der über die schmutzigen Fensterscheiben und die nicht mehr funktionstüchtigen Sonnenkollektoren geweht wurde.
Ohne ein Wort kletterte Sato an Bord, dann hob das Nakamurafluggerät Richtung Westen ab.
Auf der Treppe bemerkte Gunny G.: »Du treibst dich vielleicht mit Typen rum, Nick.«
Nick knurrte nur.
Nick musste den Wohnkomplex nicht verlassen, um zu seinem Flashbackhändler zu gelangen. Gary traf ihn im ehemaligen Heizungskeller des Einkaufszentrums.
»Wahnsinn«, entfuhr es dem Wartungstechniker, als er den Stand auf Nicks NICC bemerkte. »Wie viel davon willst du in Flash anlegen?«
»Alles.« Nick reichte Gary die Karte und beobachtete, wie dieser sie in seinen illegalen, aber sehr effektiven Schwarzmarktdiskey schob.
»Das dauert aber ein bisschen, bis ich so viele Ampullen zusammenhabe. «
»Zehn Minuten.« Nick wusste genau, wo Gary seinen Vorrat aufbewahrte. »Eine Minute länger, und ich erledige meinen Einkauf auf der Straße.«
»Nur keine Hektik.« Gary vollführte beruhigende Gesten mit seinen knorrigen Händen. »In zehn Minuten liefere ich alles oben in deiner Wabe ab. Aber da wird es heute Nacht im Haus einen Haufen unglücklicher Flasher geben.«
»Darauf geschissen. Und du lieferst nicht in meiner Wabe. Wir treffen uns in zehn Minuten hier.«
»Du bist der Kunde.«
»Scharf beobachtet.« Nick machte auf dem Absatz kehrt.
Nach acht Minuten war Gary wieder im Heizungskeller. Nick ebenfalls. Telefon und Karte hatte er in seiner Wabe abgeworfen, sich geduscht, umgezogen und mit seinem alten Wanzendetektor von der Polizei abgesucht, für den Fall, dass ihm Sato einen Peilsender angehängt hatte. Nur mit seiner alten olivfarbenen Kuriertasche über der Schulter kehrte er zurück ins Tiefgeschoss.
Obwohl Nick größtenteils Zwanzig-Stunden-Ampullen angefordert hatte, waren es viele Flashbackgläschen, die aus Garys Umhängebeutel quollen. Nick wickelte alles rasch in Handtücher, damit nichts klirrte, und stopfte es in die Kuriertasche.
Nachdem Gary verschwunden war, passierte Nick die selten benutzte Tür, die zu den Rohrleitungen unter dem Heizungskeller führte. Hier führte ein tiefer Kriechraum zu den alten, meist nicht mehr funktionsfähigen Rohren, die von außen in das Einkaufszentrum verliefen. Die Zugangsklappe war mit einer Nummerntastatur zu öffnen, deren Code wahrscheinlich niemand in dem Wohnkomplex mehr kannte. Nick tippte die siebenstellige Kombination ein. Er kannte sie nicht aus der Zeit, seit er hier lebte, sondern von einem Fall vor zehn Jahren, als er zusammen mit Kollegen hier sämtliche unterirdischen Heizungs- und Kanalisationsschächte
nach einem auf Kinder spezialisierten Serienmörder abgesucht hatte.
Nachdem er die Zugangsklappe hinter sich zugedrückt hatte, zog Nick eine winzige Lampe aus der Kuriertasche und huschte geduckt fünfzig Meter weit, ohne die überall herunterhängenden, korrodierten Rohre zu berühren. Was immer sich in diesen Rohren verbarg und teilweise klebrig heraussickerte, es war so schlimm, dass die Obdachlosen diesen Abschnitt des unterirdischen Labyrinths mieden. Schon das Atmen fiel hier unten schwer.
An der ersten Tunnelkreuzung wandte sich Nick nach links. Die Röhre hier war genauso eng und übelriechend. Nick zählte zwanzig Schritte und stoppte dort, wo mehrere Leitungen tropfend in die Betonwand liefen. Eine alte Revisionsklappe sah aus, als wäre sie für immer zugerostet, doch sie glitt kreischend nach oben, als Nick daran rüttelte.
Die wasserdichte Plastiktüte lag unverändert an der Stelle, wo er sie vor Jahren deponiert und wo er von Zeit zu Zeit nach ihr geschaut hatte. Nick nahm die halbautomatische .32-Pistole aus dem Bündel öliger Lappen und warf sie in die Kuriertasche. Es war eine abgelegte Waffe von Detective K . T. Lincoln, seiner letzten Partnerin. Nick ließ den Pack alter Scheine im Gefrierbeutel, zog aber das billige nicht rückverfolgbare Wal-Mart-Telefon heraus, um es zu testen. Die Langzeitakkus funktionierten noch. Selbst hier unten hatte das Ding Empfang.
Zusammengeduckt in dem dampfenden Gestank tippte Nick eine Nummer ein.
»Mothman hier«, meldete sich eine Stimme mit pakistanischem
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