Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
Vom Netzwerk:
hätte bloß geschauspielert«, sagte ich und behielt für mich, dass ich das erst später bei Miss Tanty zu Hause erfahren hatte. »Sie hält sich für eine Detektivin und will den Mörder finden – ja, sie will sogar, dass man denkt, sie selbst könnte die Mörderin sein.«
    »Die Mörderin?«, schnaubte Feely verächtlich. »Und Kälber legen Eier, schon klar! Miss Tanty könnte nicht mal ’nen Elefanten umbringen, wenn der ihr auf die Zehen latscht. Und was das Detektivspielen angeht: Die Frau würde nicht mal ihren Hintern finden, wenn der nicht angewachsen wäre.«
    »Gott der Herr liebt sie trotzdem«, sagte ich. Diese Formel benutzten wir, wenn eine von uns zu weit gegangen war.
    »Gott der Herr liebt sie trotzdem«, wiederholte Feely säuerlich.
    »Bleibt noch Miss Moon«, nahm ich den Faden unauffällig wieder auf.
    »Warum sollte Miss Moon Mr. Collicutt umgebracht haben? Sie war in ihn verknallt. Sie hat ihm tütenweise von ihren grässlichen selbst gemachten Kaubonbons mitgebracht. Sie hat sogar seine Chorhemden und Taschentücher gewaschen.«
    »Im Ernst?« Ich sah sofort wieder die weißen Spitzen vor mir, die unter der Gasmaske hervorgeschaut hatten.
    »Klar«, antwortete Feely. »Mrs. Battle hat sich immer geweigert, die Wäsche ihrer Mieter zu waschen.«
    Was mich auf eine Idee brachte.
    »Deine Ohren sind schon jetzt lang genug, dass sie in das Privatleben eines jeden Chormitglieds reichen«, sagte ich feixend. »Du wirst garantiert eine begnadete Organistin, Feely!«
    »Das glaube ich auch«, stimmte sie mir zu. Dann wies sie auf das rußige Bündel auf dem Boden. »Und jetzt sieh zu, dass du diese Sauerei beseitigst, bevor ich’s Vater sage.«
    Mrs. Battles Pension, ein uraltes Gebäude aus verzogenen, verwitterten Schindeln und blätternder Farbe, stand in einem von Radspuren zerfurchten Hof südlich der Hauptstraße, auf halber Strecke zwischen St. Tankred und dem Dreizehn Erpel. Früher war es einmal ein Wirtshaus gewesen, das Adam und Eva, und über der Tür waren noch die verblassten Worte »Bier dunkel & hell« zu erkennen. Das ganze Haus hing in der Mitte durch wie eine Schlange und machte insgesamt einen feuchten Eindruck.
    Ich klopfte und wartete.
    Nichts geschah, also klopfte ich wieder.
    Immer noch nichts.
    Vielleicht war es ja wie bei der Metzgerei in Nether-Wolsey, dachte ich, und die Besitzerin würde hinten im Garten anzutreffen sein.
    Ich spazierte um das Haus herum, als wäre ich ein dämlicher Tourist, der sich verlaufen hat.
    Hinter dem Haus sah es aus wie bei einer archäologischen Ausgrabung: lauter Sandhügel, mit Schaufeln gespickt wie riesige Igel. Überall standen und lagen Haufen aus Brettern und Zementsäcken herum. Überall waren Steinbrocken verstreut, wie nach dem Tobsuchtsanfall eines Kleinkindes.
    Hier hausten George Battle und sein Steinmetzbetrieb.
    Ich spähte in einen düsteren Schuppen. Noch mehr Zement, eine Kiste mit Maurerkellen, ein altmodisches Schreibpult mit Auftragsbüchern und Tintenfässern, eine Reihe Haken mit schwarzem Gummiregenzeug, eine elektrische Kochplatte mit einem Emaille-Kessel und in der Ecke eine Decke, auf der vielleicht einmal ein längst verstorbener Hund gelegen hatte.
    Schnüffle hier lieber nicht zu lange rum, rief ich mich zur Ordnung. Gut möglich, dass dich jemand aus dem Haus beobachtet.
    Ich schob die Hände in die Taschen meiner Strickjacke, schaute in den Himmel, als wollte ich einen Blick auf das Wetter werfen, dann schlenderte ich pfeifend wieder zur Vordertür des Hauses.
    Ich klopfte wieder … und wieder. Ich ließ eine richtige Breitseite los.
    Es kam mir wie eine Stunde vor, bis endlich schwere Schritte an die Tür kamen und der Spitzenvorhang an einer der seitlichen Scheiben wackelte.
    Ein Auge linste nach draußen und verschwand wieder.
    Wieder dauerte es quälend lange, bis sich der gesprungene Porzellantürknauf langsam um ein paar Grad drehte und die Tür nach innen aufschwang. Ein langer, düsterer Gang tat sich vor mir auf, der sich ins Unendliche zu erstrecken schien, dann aber doch irgendwo hinten im Haus in einem kleinen Fleck Tageslicht endete.
    »Was gibt’s?«, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    »Mrs. Battle? Ich bin Flavia de Luce aus Buckshaw. Darf ich reinkommen?«
    Bittet, und ihr werdet empfangen, so hatte man mich gelehrt. Normalerweise fällt es den Leuten schwer, eine so direkte Bitte abzulehnen, aber Mrs. Battle gehörte offenbar nicht zu den normalen Leuten.
    »Warum?«, wollte sie

Weitere Kostenlose Bücher