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Fleisch ist mein Gemüse

Fleisch ist mein Gemüse

Titel: Fleisch ist mein Gemüse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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sich Gurki mit zwei Gläsern Sekt zu einer am Nachbartisch stehenden Blondine gesellte, mit der er sich offenbar verabredet hatte.
     
    Gurki: «So, zwei Sektchen. Prost.»
    Frau: «Danke. Prost.»
    Gurki: «Das ist aber eine schöne Veranstaltung.»
    Frau: «Ja, finde ich auch.»
    Pause
    Gurki: «Und, was machst du so?»
    Frau: «Ich wohne mit meiner Schwester zusammen in Klecken.»
    Gurki: «Ach, mit deiner Schwester. Das ist ja schön. Ich fahr oft durch Klecken durch.»
    Frau: «Ach so.»
    Pause
    Gurki: «Der Sekt ist schön trocken. Von halb trockenem kriegt man am nächsten Tag immer so einen Schädel.»
    Er zeigte so einen Schädel.
    Frau: «Ich mag’s eigentlich ganz gern, wenn der Sekt süß ist.»
    Gurki: «Ach so.»
    Frau: «Wo wohnst du denn?»
    Gurki: «In Lüneburg. Das ist im Sommer sehr schön. Was man hat, das hat man.»
    Frau: «Wie meinst du das?»
    Gurki: «Die Hauptsache ist doch immer noch, dass man sich wohl fühlt.»
    Frau: «Und bist du viel unterwegs?»
    Gurki: «Immer gut zu tun. Nützt ja nix. Ich muss abliefern, du musst abliefern, alle müssen abliefern. Manchmal ist das schön, manchmal ist das nicht so schön. Am Ende fragt man dich doch nur, ob du geil abgeliefert hast.»
    Frau: «Ja. Ich geh dann mal wieder zu meiner Schwester.»
    Gurki: «Ach so. Dann können wir ja nachher nochmal was trinken.»
    Frau: «Wir sehen einfach mal.»
    Gurki: «Ja, schön, sehr schön.»
    Frau: «Also, bis später.»
    Gurki: «Ja, genau.»

1986
    Zeit der Prüfungen
    Ich konnte mich nun offenbar als reguläres Mitglied bei
Tiffanys
betrachten. Die Raumfähre Challenger explodierte, und meine Führerscheinprüfung musste wegen erwiesener Ungeschicklichkeit um einen weiteren Monat verschoben werden. Es wurde immer schwieriger, die Kollegen zu beschwichtigen, die mich jedes Mal abholen und wieder nach Hause bringen mussten. «Im Februar ist es jetzt echt so weit! Ich hab mich vertan, tut mir Leid. Wenn ich den Lappen wiederhab, geb ich auch richtig einen aus.»
    An einem kalten Wintertag Anfang März war endlich meine praktische Prüfung angesetzt, um neun Uhr morgens. Ich pflegte mich nach wie vor von sechs Uhr abends bis um vier oder fünf Uhr in der Frühe in den Schlaf zu trinken; vor zwei Uhr nachmittags stand ich nie auf. Eher um drei. Um neun Uhr morgens eine wie auch immer geartete Prüfung abzulegen schien mir ausgeschlossen. Ich wollte allerdings auch nicht, dass mein Fahrlehrer mitbekam, was für ein kaputter Typ ich war, und so unternahm ich keinen Versuch, den Termin umzulegen. Irgendwie musste ich es doch schaffen, mich am Abend vorher allerspätestens um Mitternacht ins Bett zu legen. Und trinken durfte ich auch nicht viel. Höchstens drei, vier Bier, als Schlummertrunk. Ich saß auf der Wohnzimmercouch und versuchte krampfhaft, das erste Bier möglichst lange herauszuzögern, als überraschend mein lieber Freund Niels klingelte. Ich klärte ihn über den Ernst der Lage auf, aber er sagte nur: «Ach was, kein Problem, spätestens um elf hau ich ab.»
    Irgendwann hatten wir uns müde gequatscht und folgten unserer lieb gewordenen Gewohnheit, der gemeinsamen Radionacht der AR D-Länderanstalten , am liebsten jedoch den heiteren Klängen Erwin Lehns und seines Südfunk-Tanzorchesters Stuttgart zu lauschen. Ich hatte mich in der Wahl meiner Biermarke jetzt endgültig festgelegt: dunkles Starkbier, Einbecker Urbock dunkel. An diesem Abend trank ich zur Feier des Tages noch Sekt und später ein paar Gläschen des hervorragenden Kräuterschnapses Kümmerling. Gegen vier Uhr fingen wir an, alte Lieder zu singen, und zwischen fünf und sechs dösten wir irgendwann ein. Ich wachte gegen acht Uhr auf dem Sofa auf und erlitt gleich die der Situation angemessene Panikattacke. Nebenan im Sessel schnarchte Niels. Schwankend stand ich auf und stieß dabei gegen den Tisch. Mein Freund machte kurz die Augen auf.
    «Du kannst jetzt deinen Führerschein nicht machen.»
    «Das werden wir ja sehen. Ich muss da unter allen Umständen hin. Wenn ich das nicht schaff, muss ich sterben.»
    Ich stopfte mir mehrere Streifen Kaugummi in den Mund und torkelte los. Vielleicht roch man ja meine Fahne nicht, wenn ich beim Sprechen auf den Boden oder zur Seite guckte und den Mund nicht allzu weit öffnete. Anderthalb Promille, mindestens. Bei der Fahrschule warteten schon mein Fahrlehrer, der Prüfer und ein weiterer Prüfling namens Ute, eine etwas doof aussehende Teenysexbombe mit großem Busen und etwas zu dicken

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