Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
dafür gesorgt, dass er unentwegt Durst hatte und deswegen nicht zur Ruhe kam. Für Bishop war das nichts Neues. Er war schon mehrmals angeschossen worden und wusste daher, dass der Körper dadurch versuchte, den Flüssigkeitshaushalt wi eder auf Vordermann zu bringen.
„Nichts“, sagte Whitman.
„Gar nichts?“
„Nun ja, zumindest wissen wir, in welche Richtung die Frau geflüchtet ist. Unser Informant bei AT&T hat mir die Auszüge der Verbindungsprotokolle für den Großraum New York City geschickt. Daraus ist ersichtlich, wann und von welchem Standort sie ihr Mobiltelefon benützt hat. Außerdem habe ich mich mithilfe eines Generalpasswortes auf dem Zentralserver eingeklinkt. Von nun an empfangen wir jedes Signal in Echtzeit. “
„ Hat sie es denn benützt?“, fragte Bishop und richtete sich im Bett auf, „ihr Mobiltelefon, meine ich.“
„Nein, sie hat nicht damit telefoniert, wenn Sie das meinen, Häuptling.“
„Aber?“
„Aber der aktive Aufbau von Verbindungen ist nur ein Teil der Protokolle, die ein Mobilfunkanbieter vorübergehend speichert“, sagte Whitm an und wandte sich zu Bishop um, „ darüber hinaus wird auch gespeichert, bei welchem Sendemast sich das Mobiltelefon einwählt. Dadurch lässt sich ein Bewegungsmuster rekonstruieren. “
„Mit Datum und Uhrzeit?“, fragte Bishop.
„Ja, al les sogar auf die Sekunde genau und mit exakten GPS-Daten versehen. “
Trotz der Müdigkeit huschte ein Lächeln über Bishops Lippen.
„Wo ist die Frau jetzt ?“, fragte er und erhob sich vom Bett. Er durchquerte den Raum und stellte sich neben Whitman, der am Schreibtisch saß. Dann beugte er sich hinab und warf einen flüchtigen Blick auf den Bildschirm des Laptops, an dem Whitman arbeitete. Dich t gedrängte Zahlenkolonnen huschten über den Bildschirm, ohne , das s Bishop darin ein Muster erkennen konnte. Dann richtete er sich wieder auf.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, Häuptling. Sie ist jedenfalls nach Norden geflüchtet. Anfangs hat sich ihr Mobi ltelefon sporadisch bei vielen unterschiedlichen Masten eingewählt. Sie hat, wenn Sie so wollen, eine nahezu gerade Linie auf der Landkarte beschrieben .“
Das Grinsen auf Bishops Gesicht wurde immer breiter.
„ Sie sind geflogen “, sagte er , „über die Dächer . “
Obwohl er Whitman jede Information förmlich aus der Nase ziehen musste, hielt sich sein Unmut darüber in Grenzen. Vielmehr war es inzwischen die keimende Zuversicht, die seine Gedanken beherrschte. Die Zuversicht darüber , dass sie wieder eine Spur hatten.
Vielleicht nur eine kleine, aber immerhin.
„Das sehe ich auch so“, sagte Whitma n, „aber nicht lange. Nach etwa drei Minuten müssen sie ihre Flucht in einem Fahrzeug fortgesetzt haben. Das Bewegungsmuster entspricht in etwa dem Scha chbrettmuster der Straßenkarten. “
„Verstehe“, sagte Bishop, „wie lange sind sie gefahren?“
„Ungefähr eine halbe Stunde .“
„Und dann?“
„Tja“, seufzte Whitman, „dann ging das Signal verloren. Von einer Sekunde auf die andere.“
„Sie hat das Mobiltelefon ausgeschaltet?“
„Nein, das glaube ich nicht. E in Mobiltelefon, das ausgeschaltet wird, sendet noch einen letzten Impuls an den Mobilfunkmast, bei dem es eingewählt ist. Sie müssen sich das ungefähr so vorstellen, wie einen Arbeiter, der kurz pissen geht und sich bei seinem Vorgesetzten abmeldet. Das war hier nicht der Fall. Das Signal ist einfach abgerissen. “
„Was hat das zu bedeuten?“
„Das kann zweierlei bedeuten“, sagte Whitman, „entweder sie hat das Mobiltelefon zerstört worden oder...“
„Oder?“
„...sie hat ein Gebäude betreten, in dem sie keinen Empfang mehr hatte.“
Bishop wandte sich ab und verschr änkte die Hände hinter dem Kopf. Währenddessen wirbelten unzählige Gedanken durch seinen Verstand. Er wusste, dass die Spur nicht gerade viel versprechend war. Immerhin konnte die Frau inzwischen bereits über alle Berge sein. Und der Vampir auch. Trotzdem konnten sie jetzt nicht aufgeben, dachte er. Es stand zu viel auf dem Spiel.
Bishop ging zum Fenster, zog die Vorhänge beiseite und warf einen Blick hinunter auf die Straße. Zwei schwarze Geländewagen parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Vier Männer standen davor, rauchten und unterhielten sich. Einer davon war Jones. Er war zu den anderen Jungs hinausgegangen, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Immer wieder blickte er zum Fenster des Zimmers hoch, so als wollte er
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