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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Damien«, sagte Gretchen. »Lass ihn in Ruhe, ich kenne ihn.«
    Damien starrte sie an. »Sind Sie sicher, Gretch?«
    »Ja, ja.« Sie schwenkte den Flusskrebs. »Sag Joe, er soll sie das nächste Mal besser würzen.«
    »Oh.« Damiens akrobatische Lippen zitterten. »Sind sie zu fad?«
    »Wenn man Geschmacksknospen hat.«
    »Oh, nein - ich bringe Ihnen noch etwas Sauce, Gretch -«
    »Nein«, sagte Gretchen. »Das bringt nichts, zu spät. Sie muss mit dem Fleisch zusammen gekocht werden.«
    »Wirklich, Gretch -«
    »Nein, Damien.«
    Damien säuselte. »Es tut mir 50 Leid. Ich lasse auf der Stelle eine neue Portion zubereiten -«
    »Lass es sein. Ich bin nicht hungrig.«
    »Ich bin am Boden zerstört«, sagte Damien.
    »Nicht nötig«, erwiderte Gretchen und wedelte mit dem Flusskrebsschwanz. »Mach's das nächste Mal einfach besser.«
    »Klar. Selbstverständlich. Definitiv.« An die Schwarze gewandt: »Ist Ihr Essen in Ordnung?«
    »Perfekt.« Mit bedrückter Stimme. »Ich gehe mal für kleine Mädchen.« Sie stand auf. Ein Meter dreiundachtzig in flachen Schuhen, geschmeidig wie ein Panther. Sie sah auf ihre Handtasche hinunter und entschied sich, sie liegen zu lassen, drückte sich an mir vorbei und verschwand.
    »Wirklich, Gretch«, sagte Damien, »ich kann Ihnen im Nu einen neuen Teller besorgen.«
    »Ich bin glücklich«, sagte Gretchen und warf ihm einen KUSS zu. »Geh weg.«
    Als er sich davonmachte, sah sie mich an. »Sir. Nehmen Sie Ingrids Stuhl, sie wird eine Weile fort sein. Sie hat eine Blasenentzündung. Ich sage ihr, sie soll Preiselbeersaft trinken, aber sie kann ihn nicht ausstehen.«
    »Eine alte Freundin?«, fragte Milo.
    »Eine neue Freundin.«
    »Reden wir über Lauren Teague. Jemand hat sie erschossen und in einer Gasse abgeladen.«
    Gretchens Gesicht blieb ausdruckslos. Sie legte den Flusskrebs hin. »Wie furchtbar. Ich habe gedacht, dafür wäre sie zu klug.«
    »Zu klug wofür?«
    »Ohne mich dem Gewerbe nachzugehen.«
    »Sie glauben, das hat sie umgebracht?«
    Sie nahm die Sonnenbrille ab. Die braunen Augen waren durchdringend und konzentriert; Lernschwierigkeiten in der Kindheit schienen fern, und ich fragte mich, wie viele der Gerüchte, die sich um sie rankten, der Wahrheit entsprachen.
    »Das tun Sie auch«, sagte sie. »Deshalb sind Sie hier.«
    »Standen Sie mit ihr in Verbindung?«
    Gretchen schüttelte den Kopf. »Als ich das Geschäft aufgab, hab ich alle Verbindungen zum Personal gekappt.«
    »Wie lange ist es her, dass Sie Lauren gesehen haben?«
    Gretchen versuchte, etwas zwischen ihren Zähnen hervorzuholen. Kurze Nägel waren der Aufgabe nicht gewachsen. Sie zog den Zahnstocher aus dem Flusskrebs und begann zu bohren. »Sie hat gekündigt, bevor ich aufhörte.«
    »Wie lange vorher?«
    »Vielleicht ein Jahr.«
    »Warum?«, fragte Milo.
    »Hat sie nie gesagt.«
    »Haben Sie nicht gefragt?«
    »Warum hätte ich fragen sollen?«, entgegnete Gretchen. »Es herrschte ja kein Personalmangel.«
    »Irgendeine Ahnung, warum sie gekündigt hat?«
    »Das könnte alle möglichen Gründe gehabt haben.«
    »Sie haben nie darüber gesprochen?«
    »Nein. Sie hat mir eine E-Mail geschickt, ich hab ihr eine zurückgeschickt.«
    »Sie stand auf Computer«, sagte Milo.
    Gretchen lachte.
    »Was ist daran lustig?«, fragte Milo.
    »Das ist so, als würde man sagen, sie stand auf Kühlschränke.« Sie spießte den Flusskrebs wieder auf.
    »Irgendwelche Theorien, warum sie aufgehört hat.«
    »Nee.«
    »Was fällt Ihnen noch ein, wenn Sie an Lauren denken?«
    »Tolle Figur, sie wusste mit Make-up umzugehen, kein Bedarf für plastische Chirurgie. Manche Kunden mögen das nicht.«
    »Halten Sie es für denkbar, dass sie sich einen festen Kunden geangelt hat?«, fragte Milo.
    »Möglich ist alles.«
    »Wussten Sie, dass sie wieder aufs College gegangen ist?«
    »Tatsächlich?«, sagte Gretchen. »Welch ein Hang zur Weiterbildung.« Sie faltete die Hände in ihrem Schoß.
    »Als Lauren für Sie arbeitete, hat sie sich da über problematische Kunden beklagt?«
    »Nee.«
    »Überhaupt keine Probleme?«
    »Sie konnte gut mit Leuten umgehen. Ich fand es schade, dass sie aufhörte.«
    »Hatte sie irgendwelche besonderen Spezialitäten?«
    »Außer hinreißend, klug und höflich zu sein?«
    »Keine speziellen Veranlagungen?«
    Gretchen lächelte. »Spezielle Veranlagungen?«
    »Alles, was über das Normale hinausgeht.«
    Gretchen lachte. »Was soll ich darauf bloß antworten?«
    »Wie wäre es mit ja oder nein,

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