Flieh, so schnell es geht!
tatsächlich geschehen, konnten sie sich trennen, verstecken und später wieder neu gruppieren.
Und noch etwas habe ich herausgekriegt. Sie hatten nie die Absicht, Bex oder Jaz zu entführen. Hätten sie uns alle drei haben wollen, wären sie mit dem Auto hierher gefahren. Uns zu tragen wäre viel zu viel Aufwand gewesen, zumal wenn wir noch Lärm geschlagen hätten.
Ich vermute, deshalb hat Paddy Bex umgelegt und Jaz Riff überlassen. Er wollte nur mich. Nun, das ist ihm noch nicht gelungen.
Da ist die Gabelung und da steht ein Kleinbus am Weg.
Die Männer haben angehalten.
Stopp. Beobachte sie genau. Hier im Schatten bin ich sicher. Die Männer reden leise. Der stämmige Kerl schnauft immer noch, aber jetzt lässt er sich von Paddy eine Zigarette geben und zündet sie an.
Es hat aufgehört zu regnen.
Du musst dich näher heranschleichen. Noch ist vieles möglich, aber alles ist gefährlich. Das Einfachste zuerst. Die Autonummer. Ich muss näher heran.
Sachte, sachte. Ich höre das Raunen der Stadt zu meiner Linken. Sie hat nie aufgehört zu raunen, nur habe ich nicht hingehört. Ich konnte nicht, weil ich meine ganze Aufmerksamkeit auf dieses Gesocks richten musste.
Und das tue ich immer noch.
Warum höre ich jetzt die Stadt raunen? Sag es mir, Bigeyes. Ein leises Raunen, wie wenn sie unglücklich wäre, weil sie nicht schlafen kann, wie wenn sie wüsste, dass sie nie schlafen wird. Vielleicht hat sie aber auch zu viel gesehen, zu viele Typen wie die dort und wie mich.
Zu viel von dem, was gleich passieren wird.
Der stämmige Kerl hustet und reiÃt mich aus meinen Gedanken.
Autonummer. Die kann ich jetzt lesen. Ein paar Mal im Geist wiederholen, dann hab ich sie abgespeichert. Ich kann mir Dinge gut einprägen. Ich erinnere mich auch an alle Geschichten, die ich gelesen habe.
Und jetzt präge ich mir alles andere ein. Den Kleinbus, die Männer, die Weggabelung, den Müll, den man über den Zaun gekippt hat, die Spielfelder, die sich weiter hinten erstrecken â und dann noch einmal den Bus.
Mir kommen immer neue Ideen, aber nur eine halte ich fest. Versuche nicht, sie mir auszureden, Bigeyes.
Zum Reden ist es jetzt zu spät. Ich sehe beide Beckys. Sie stehen vor mir, ich sehe auch Jaz. Ich sehe auch alles drum herum ganz genau. Das Blut kocht in mir, am liebsten würde ich den Himmel einreiÃen.
Pirsche dich näher heran, schlüpf durch die Lücke unter dem Zaun, dort auf der anderen Seite. Die Männer sind jetzt zu meiner Rechten, hocken dort, rauchen und reden gedämpft. Zwei pinkeln. Paddy spricht wieder in sein Handy.
Eine Ratte huscht an mir vorbei und verschwindet im Gebüsch. Ich bin neben dem Abfall auf dieser Seite des Weges. Hier liegt nicht so viel herum wie auf der Müllhalde, an der wir vorhin vorbeigegangen sind, aber es gibt genug Sachen, die ich für meinen Plan brauchen kann.
Noch eine Ratte. Sie bleibt stehen, schaut mich an und verschwindet wie die erste. Weiter gehtâs, die Schatten der Männer hinter dem Zaun immer im Blick. AuÃerdem suche ich die Abfallhaufen ab.
Ich finde gleich, was ich brauche, und verstaue es unter einem Strauch. Dann krieche ich weiter, hebe einen Stein auf, bleibe vor dem Zaun stehen und beobachte die Männer.
Sie sind immer noch da, reden aber nicht mehr, auÃer Paddy, der telefoniert nach wie vor. Sie sind unruhig, das merke ich, als ob sie am liebsten abhauen würden. Immer wieder schauen sie zu ihm hin.
Ich beobachte ihn auch, Bigeyes.
Und wie ich ihn beobachte.
Jetzt klappt er sein Handy zu. Er lacht zufrieden, als stünde alles bestens, als hätte er nie einer Fliege etwas zuleide getan. Er steckt das Handy weg und wendet sich den anderen zu. Die schauen ihn genau an.
Aber nicht so genau wie ich.
Ich nehme einen Stein, schaue und warte. Mit einer Kopfbewegung bedeutet er ihnen, zum Bus zu gehen, worauf sie sich in Bewegung setzen. Ich werfe den Stein in die Dunkelheit, weit über ihre Köpfe hinweg.
Der Stein prallt dumpf im Müll auf der anderen Seite des Weges auf.
Die Männer bleiben stehen.
Keiner sagt etwas, aber alle starren hinüber zum Müllhaufen, wo der Stein gelandet ist. SchlieÃlich sagt einer leise etwas. Ich verstehe ihn trotzdem.
»Wahrscheinlich eine Katze.«
Richtig überzeugt klingt er nicht.
Ich warte ab. Sie starren immer noch zu dem Müllhaufen, als erwarteten sie ein weiteres
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